Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
was Ihr verlangt habt!“
Escorpio ging ihm entgegen und forderte ihn auf, stehen zu bleiben.
„Lass sehen, was in dem Karren ist“, sagte er zu ihm. „Los, heb die Plane hoch.“
Frankul kam der Aufforderung eilig nach.
„Bist du allein?“, fragte Escorpio. „Du wirst uns doch wohl nicht verraten haben, oder?“
„Ich schwöre dir, nein! Niemand weiß, dass ich hier bin, nicht einmal meine Frau!“
Morfidio kam herbei und inspizierte den Karren. Als er sich vergewissert hatte, dass nur Kleidung und Lebensmittel auf der Ladefläche lagen, war er zufrieden.
„In Ordnung, Frankul“, sagte er. „Ich sehe, man kann dir vertrauen. Dein Sohn und du, ihr werdet uns noch ein Stück begleiten, dann lass ich euch laufen. Nur so kann ich sicher sein, dass du mich nicht ans Messer lieferst.“
„Aber, Herr, ich würde nie …“
Morfidio packte ihn am Kragen und setzte ihm die Spitze seines Dolches auf die Brust.
„Kein Wort mehr! Du tust, was ich dir sage, sonst steche ich dich vor den Augen deines Sohnes ab! Verstanden?“
Frankul nickte gehorsam.
Sie spannten ein weiteres Pferd ein, banden ein zweites hinten an den Karren und ließen ein drittes am Baum zurück.
„Wenn du zurückkommst, kannst du es mitnehmen. Es gehört dir … Hier ist dein restlicher Lohn“, fügte der Graf hinzu und überreichte ihm einen Beutel mit Goldmünzen. „Und vielen Dank für alles, mein Freund.“
Sie verließen Drácamont, ohne von irgendjemandem gesehen zu werden. Die eiskalte Nacht zwang die Leute dazu, sich an ihr heimisches Herdfeuer zu flüchten.
Bei Tagesanbruch durchschnitt Graf Morfidio die Stricke, mit denen Vater und Sohn an den Karren gefesselt waren.
„Ihr könnt jetzt gehen. Aber ganz langsam! Lasst euch nicht einfallen, zu laufen! Ich könnte sonst auf den Gedanken kommen, dass ihr es eilig habt, uns zu verraten. Und dann müsste ich euch töten. Ist das klar?“
„Ja, Herr“, murmelte Frankul. „Wir werden ganz langsam gehen.“
Escorpio und Górgula beobachteten, wie Vater und Sohn gemessenen Schrittes in ihr Dorf zurückkehrten. Eine einzige falsche Bewegung würde sie das Leben kosten.
***
D REI T AGE RITTEN Arturo und seine Freunde gen Norden, ohne dass etwas Bemerkenswertes geschah.
Nur einmal wurden sie von ehemaligen Angehörigen des Säuberungstrupps überfallen, die nach ihrer vernichtenden Niederlage am Eingang zur Schlucht zu Wegelagerern geworden waren. Crispíns Pfeile schlugen die Angreifer in die Flucht.
Des Nachts wählten sie ihr Lager mit Bedacht aus, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Wiederholt hatten sie nämlich zwielichtige Gestalten in der Umgebung herumlungern sehen.
Zum Essen setzten sie sich um ein anheimelndes Feuer, dessen Wärme dazu anregte, Gefühle miteinander zu teilen.
„Arturo, erzähl uns von Alexia“, bat Amedia. „Warum hast du sie so sehr geliebt?“
„Sie war etwas Besonderes“, sagte der blinde Ritter melancholisch. „Hinter ihrem wilden Äußeren verbarg sich ein großartiges Herz. In ihrer Seele war mehr Sanftheit, als wir uns vorstellen können. Sie war verständnisvoll und zärtlich. Ihr wundervolles schwarzes Haar wurde von einer weißen Strähne geteilt, die wie ein silberner Fluss in der Nacht leuchtete. Sie konnte sanft und dann wieder giftig sein …“
„Sie war eine Hexe, und das machte sie gefährlich, oder?“
„Ja, aber sie hatte etwas, das mich verzauberte. Etwas Außergewöhnliches … Anfangs war mir das nicht bewusst, aber nun …“
Amedia bemerkte, dass Arturo traurig wurde. Sie beugte sich zu ihm hinüber und ergriff seine Hand.
„Was quält dich, Arturo?“, fragte sie.
„Ich glaube, sie hat sich absichtlich töten lassen“, gestand er. „Sie hat erlaubt, dass ich sie tötete.“
„Aber warum?“
„Das weiß ich nicht. Sie hat sich für mich geopfert … So wie meine Mutter … Die zwei Frauen, die ich am meisten liebte, haben ihrLeben für mich gegeben … Und nun sind sie beide tot! Durch meine Schuld!“
„Quäle dich nicht, Arturo. Sie haben es aus eigenem Entschluss getan. Es war ein Beweis ihrer Liebe“, sagte Astrid.
„So war Alexia: selbstlos und tapfer. Inzwischen ist mir klar geworden, dass sie Ratalas Rüstung angelegt hat, um sich von mir töten zu lassen. Und ich habe nichts davon geahnt! Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass sich unter Ratalas Rüstung die Liebe meines Lebens verbarg! Das werde ich mir nie verzeihen!“
„Sie hat es getan, weil sie es so wollte“,
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