Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Grab sehen. Ich möchte mich von ihm verabschieden.“
Der Abt erhebt sich, was bedeutet, dass unser Besuch beendet ist.
„Sobald ich etwas weiß, rufe ich dich an, Arturo“, erklärt er. „Habt etwas Geduld.“
„Das werden wir, lieber Abt“, versichere ich. „Wir können warten.“
„So wie ich auf deine Antwort warte“, sagt er mit einem leichten Vorwurf in der Stimme. „Du hast mir immer noch nichts über das Bild gesagt, das ich dir gezeigt habe. Erinnerst du dich?“
„Stimmt … Tut mir leid“, sage ich schuldbewusst. „Ich wusste nicht, dass es so eilig ist. Ich habe Sie noch nicht angerufen, weil ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll. Ich habe mir noch keine klare Meinung bilden können.“
„Ich möchte nur wissen, ob dich die Szene auf dem Bild an etwas erinnert. Und wenn ja, ob du sie irgendwann einmal erlebt hast … Du sollst mir sagen, ob du dich irgendwie damit identifizierst … mit dem Ritter, der soeben seine Geliebte umgebracht hat.“
„Warum glauben Sie, dass Arturo etwas mit dieser grauenhaften Szene zu tun haben könnte?“, will Metáfora wissen.
„Ja, die Szene ist grauenhaft, selbst für die Epoche, in der das Bild gemalt wurde. Aber Arturo weiß sehr viel über die damalige Zeit, und seine Meinung interessiert mich“, sagt Bruder Tránsito. „Er hat fast sein ganzes Leben zwischen Büchern aus dem Mittelalter verbracht. Außerdem meine ich gehört zu haben, dass er ein Buch über König Arthur schreiben will.“
„Stimmt, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem Experten fürs Mittelalter. Und schon gar nicht zu einem für Malerei.“
„Es handelt sich um ein ganz besonderes Gemälde“, erklärt der Abt. „Auf ihm ist eine Tragödie abgebildet, die etwas mit Arturo zu tun hat.“
„Um ehrlich zu sein, ich habe so etwas Ähnliches geträumt“, gebe ich zu. „Aber mehr kann ich dazu nicht sagen.“
„Warst du in deinem Traum der Held?“
Ich zögere ein wenig mit der Antwort.
„Ja, ich war der Held.“
„Danke, Arturo“, sagt der Abt, „danke, du hast mir sehr geholfen.“
Wir gehen in die Küche zurück. Unser Taxifahrer unterhält sich angeregt mit den Mönchen. Sie scheinen sich prächtig zu amüsieren.
„In letzter Zeit kommen viele Touristen nach Férenix“, sagt der Fahrer gerade. „Sie interessieren sich für ‚Kulturelles‘, das heißt, sie wollen Baudenkmäler und Ruinen besuchen. Wenn Sie wollen, kann ich einige von ihnen hierherbringen.“
„Nein, nein, vielen Dank“, wehrt Bruder Pietro lachend ab, „wir möchten lieber unsere Ruhe haben!“
„Touristen bringen Geld.“
„Geld interessiert uns nicht, aber vielen Dank für Ihr freundliches Angebot.“
„Wir sollten zurückfahren, bevor wir eingeschneit werden“, dränge ich.
Wir verlassen das Kloster und steigen ins Taxi. Die Tür der Abtei schließt sich, der Wagen fährt los und nimmt Kurs auf Férenix.
„Meinst du, Bruder Tránsito ruft dich an?“, fragt Metáfora.
„Ganz bestimmt wird er das“, versichere ich ihr. „Du wirst schon sehen.“
***
A UCH IN DEN nächsten Tagen hält die Kälte an. Wir sind wieder im Krankenhaus und besuchen Papa und Norma. Meinem Vater geht es zwar schon wieder gut, aber er sieht ein wenig müde und deprimiert aus.
„Bald werde ich entlassen“, verkündet er. „Ich kann es gar nicht erwarten, hier rauszukommen. Ich langweile mich zu Tode.“
„Die Ruhe, die du hier hast, wirst du sonst nirgendwo finden“, gibt Norma zu bedenken.
„Das ist wahr, aber ich sehne mich nach meiner Arbeit“, entgegnet mein Vater. „Es ist so viel liegen geblieben!“
„Arbeit ist nicht das Wichtigste im Leben“, sagt Norma. „Die Gesundheit geht vor.“
Ich will gerade etwas einwerfen, als mein Handy klingelt.
„Hallo?“, frage ich. „Wer ist da?“
„Ich bin’s, Arturo, Bruder Tránsito. Wir waren schneller, als ich erwartet hatte. Ich habe Neuigkeiten für Metáfora.“
„Was für Neuigkeiten?“
„Wir haben Aufzeichnungen über ihren Vater gefunden. Wir wissen, wo er begraben wurde. Willst du es wirklich hören?“
„Klar! Metáfora brennt darauf.“
„Das Grab liegt außerhalb von Férenix, an einem abgelegenen Ort in der Schlucht der Heißen Hand.“
„Sind Sie sicher, Bruder Tránsito?“
„Irrtum ausgeschlossen. Es ist das Grab, das ihr sucht. Das Grab von Román Drácamont.“
„Vielen Dank, Bruder Tránsito. Sie haben uns sehr geholfen.“
„Als Gegenleistung könntest du versuchen, noch einmal
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