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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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rechnen, und über Wales weiß ich nicht gut Bescheid.
    Ich muß wissen, bei welchen Themen ich besser den Mund halte und wann ich ihn besser aufmachen sollte und was zu sagen ratsam wäre. Um so mehr, als ich nach Bangor komme.
    Was, wenn der Hof dort sein sollte? Es mag sein, daß ich mich vor Owains Gefolgsleuten erklären muß. Sogar vor Owain selbst!«
    »Schon richtig«, sagte Hugh, »denn für gewöhnlich stellt er es so an, daß er jeden Fremden in Augenschein nimmt, der seinen Boden betritt. Du wirst ihn umgänglich finden, falls du ihm begegnest. Was das angeht, magst du ihm meine Grüße und Empfehlungen ausrichten. Cadfael ist ihm auch schon begegnet, mindestens zweimal. Ein großer Mann, in jeder Hinsicht! Aber sag bloß kein Wort über Brüder! Das dürfte für ihn noch ein wunder Punkt sein.«
    »Brüder haben für walisische Fürstentümer zu allen Zeiten den Ruin bedeutet«, bemerkte Cadfael mit Bedauern. »In Wales sollten die Fürsten immer nur einen Sohn haben. Erst baut der Vater ein anständiges Fürstentum und eine starke Herrschaft auf, und nach seinem Tod fordern seine drei oder vier oder fünf Söhne, ehelich oder nicht, jeweils gleiche Anteile, und das Gesetz gibt ihnen recht. Dann schießt einer den anderen ab, um seinen Anteil zu vergrößern, und es würde mehr als das Gesetz brauchen, um dem Toten Einhalt zu gebieten. Manchmal frage ich mich, was geschehen wird, wenn Owain nicht mehr da ist. Er hat bereits Söhne und noch Zeit genug, mehr in die Welt zu setzen. Ich frage mich, ob sie alles zunichte machen werden, was er geschaffen hat?«
    »Lieber Gott«, sagte Hugh entschieden, »Owain mag noch dreißig Jahre oder mehr vor sich haben. Er ist ja kaum über vierzig. Mit Owain kann ich umgehen, er hält sein Wort und er hält Maß. Wäre Cadwaladr der ältere und hätte die Herrschaft erhalten, dann hätten wir entlang dieser Grenze Krieg, jahrein, jahraus.«
    »Dieser Cadwaladr ist der Bruder, den es nicht zu erwähnen gilt?« fragte Mark. »Was hat er angestellt, das ihn so unaussprechlich macht?«
    »Eine ganze Menge im Lauf der Jahre. Owain muß ihn lieben, oder er hätte schon vor langer Zeit jemand gebeten, ihn von diesem Mistkerl zu befreien. Diesmal ist es allerdings Mord.
    Vor einigen Monaten, im letzten Herbst, haben eine Reihe von Cadwaladrs engsten Gefolgsleuten den Fürsten von Deheubarth überfallen und umgebracht. Weiß Gott nur aus welchem verrückten Grund! Der junge Bursche war eng mit ihm verbündet und verlobt mit Owains Tochter. Die Tat war ohne jeden Sinn. Cadwaladr ist dabei selbst nicht in Erscheinung getreten, doch Owain hat keinen Zweifel, daß es auf seinen Befehl hin geschah. Keiner von ihnen hätte das aus eigenem Antrieb gewagt.«
    Cadfael erinnerte sich an den Schock, den der Mord ausgelöst hatte, und an die schnelle und gründliche Vergeltung.
    Owain Gwynedd hatte seinen Sohn Hywel geschickt, um Cadwaladr leibhaftig von jedem Stück Land zu vertreiben, das er in Ceredigion besaß, und sein Schloß Lianbadarn zu verbrennen. Der junge Hywel, kaum über zwanzig, hatte seine Aufgabe mit Leidenschaft und Gründlichkeit erfüllt. Ohne Zweifel hatte Cadwaladr Freunde und Anhänger, die ihm zumindest ein Dach über dem Kopf als Zuflucht bieten konnten, doch er blieb ohne Land und ausgestoßen. Cadfael fragte sich nicht nur, wo der Übeltäter sich jetzt verborgen hielt, sondern auch, ob er nicht in den Fens enden mochte wie Geoffrey von Mandeville, der den Abschaum von Nordwales um sich versammelt hatte, Verbrecher, Unzufriedene, geborene Gesetzlose. Sie vergriffen sich an Menschen, die die Gesetze achteten.
    »Was ist aus diesem Cadwaladr geworden?« fragte Mark mit verständlicher Neugier.
    »Er ist vollständig enteignet worden. Owain hat ihn vertrieben. Nicht ein Stück Land ist ihm in Wales geblieben.«
    »Und doch ist er irgendwo immer noch auf freiem Fuß«, stellte Cadfael etwas betroffen fest »Er ist auf keinen Fall der Mann, der so eine Strafe einfach hinnimmt. Das kann noch übel ausgehen. Ich sehe, du bist auf dem Weg in ein gefährliches Labyrinth, und ich denke, du solltest nicht allein gehen.«
    Hugh studierte Marks Gesichtsausdruck. Mark sah ihn gleichmütig an, doch seine Augen funkelten dabei vor Spaß.
    »Wie ich mich erinnere«, erklärte Hugh milde, »sagte er, er würde nicht ganz allein gehen!«
    »Das hat er!« Cadfael starrte in das junge Gesicht, das ihm feierlich vorgekommen wäre, hätten die Augen nicht so verräterisch geblitzt.

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