Die Schwarze Keltin
eine Reise mit komplizierten Einzelheiten vor sich. Der lebenskluge Abt verfügte über lange Erfahrung. Später würde Mark von selbst den Weg zurück in den Kräutergarten finden.
»Der Bischof ist sehr gut zu mir gewesen«, sagte Mark, dem die Idee fremd war, daß ihm mit dieser Mission ein besonderer Gunstbeweis zuteil geworden war, »aber so ist er gegen jeden in seiner nächsten Umgebung. Er wollte mir damit nicht einfach einen Gefallen tun. Nun, da er Bischof Gilbert in Sankt Asaph eingesetzt hat, weiß der Erzbischof sehr gut, wie wacklig dessen Stellung ist, und möchte sicherstellen, daß sein Sitz auf jede erdenkliche Unterstützung rechnen kann. Es ist sein Wunsch, ja sein Befehl gewesen, daß unser Bischof dem neuen Mann einen Höflichkeitsbesuch abstatten möge, da Gilberts neuem Bistum das meiste von unserer Diözese zugeschlagen worden ist. Die Welt soll sehen, welche Harmonie unter Bischöfen herrscht – sogar unter Bischöfen, denen einfach ein Drittel ihres Gebiets abgenommen wird. Was immer er davon gedacht haben mag, wie klug es war, einen Normannen, der kein Wort Walisisch spricht, mit einer Diözese zu betrauen, die zu neun Zehnteln aus Walisern besteht, Bischof Roger hat sich dem Erzbischof schließlich nicht widersetzen können. Aber es ist ihm überlassen geblieben, wie er den Befehl ausführt. Ich glaube, er hat mich ausgesucht, weil er der Mission nicht zuviel Gewicht geben und Bischof Gilbert nicht zu sehr schmeicheln will. Sein Brief ist förmlich und wunderschön ausgeführt, sein Geschenk ist mehr als geeignet. Doch ich – ich bin bloß ein unwichtiger kleiner Mensch!«
Sie hatten sich um einen der Tische versammelt, die an dem Parkweg im Norden standen, wo die Frühlingssonne sogar am späten Nachmittag noch mit schrägen Fingern von blassem Gold hinreichte, ungefähr eine Stunde vor der Vesper.
Hugh Beringar war aus der Stadt gekommen. Doch er war von seinem Haus nicht hierher geritten, um sich als Sheriff mit dem Abgesandten der Kirche amtlich zu befassen. Er war einem starken Gefühl der Zuneigung gefolgt. Ihm ging es um das Vergnügen, einen jungen Mann wiederzusehen, den er gut in Erinnerung behalten hatte. So, wie es jetzt aussah, konnte Mark vielleicht Hughs Hilfe oder doch einen Ratschlag gebrauchen. Hugh hatte gute Beziehungen nach Nordwales. Er hatte ein freundschaftliches Einvernehmen mit Owain Gwynedd, da keiner von ihnen ihrem gemeinsamen Nachbarn traute, dem Earl von Chester, und sie jeweils das Wort des anderen ohne Frage akzeptierten. Die Beziehung, die der Sheriff zu Madog ap Meredith von Powis unterhielt, war prekärer. Die Grenze von Shropshire war in ständiger Alarmbereitschaft gegen sporadische und beinahe spielerische Überfälle von der anderen Seite der Grenze zwischen England und Wales, wiewohl zu dieser Zeit alles vergleichsweise ruhig war. Wenn es um die Bedingungen ging, die auf dem Ritt nach Sankt Asaph zu berücksichtigen sein würden, war Hugh der Mann, der sie noch am ehesten kannte.
»Ich glaube, du bist zu bescheiden«, sagte er ernst. »Ich schätze, wenn er dich ständig um sich gehabt hat, kennt dich der Bischof mittlerweile gut genug, um sehr viel von deinem Verstand zu halten. Er traut dir zu, sanft aufzutreten, wo ein Botschafter von mehr Gewicht zuviel reden und zuwenig zuhören könnte. Cadfael wird dir mehr über die walisischen Gefühle in Angelegenheiten der Kirche erklären, als ich es vermag, doch ich weiß, wo die Politik hereinspielt. Du kannst sicher sein, daß Owain Gwynedd ein «scharfes Auge auf das wirft, was Erzbischof Theobald in seinem Herrschaftsbereich tut und läßt, und mit Owain ist stets zu rechnen. Erst vor vier Jahren ist in seiner eigenen Heimatdiözese Bangor ein neuer Bischof geweiht worden, wo jeder Einwohner Waliser ist. Dort zumindest haben sie einen Waliser zugelassen, einen, der sich zuerst geweigert hat, dem König Stephan die Treue zu schwören oder die Vorherrschaft von Canterbury anzuerkennen. Bischof Meurig ist kein Held gewesen, und hat schließlich eingelenkt und beides getan, und das hat ihn damals Owains Langmut und Wohlwollen gekostet. Es hat starken Widerstand gegeben, ihn seine Stelle einnehmen zu lassen. Doch sie haben sich seitdem geeinigt und ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt, was soviel heißt, daß sie bestimmt zusammenarbeiten, wenn es darum geht, Gwynedd davor zu bewahren, ganz unter Theobalds Einfluß zu geraten.
Wenn zu Sankt Asaph jetzt ein Normanne zum Bischof geweiht worden
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