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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zögerte und warf einen scharfen Blick auf Vanessa, die auf einer Steinbank saß und sich vor Schmerzen krümmte.
       »Kannst du laufen?«
       »Mehr oder weniger. Ich glaube, ich habe mir die Füße erfroren«, gestand Vanessa. Es klang fast wie eine Entschuldigung. »Sie tun nicht weh. Nicht sehr. Aber… « Sie presste die Lippen zusammen, und Jaelle fiel schnell ein: »Du ziehst dir besser die Stiefel aus und kümmerst dich so schnell wie möglich darum. Wie konnte das geschehen?«
       »Die Sohlen von meinen Stiefeln werden Löcher haben - sie sind von den Steinen aufgerissen worden«, sagte Vanessa. Jaelle half ihr, die Stiefel auszuziehen. »Siehst du - da?«
       Jaelle schüttelte den Kopf über die kalten weißen Zehen. »Die Frauen sagten, sie würden uns in einigen Minuten heißes Wasser bringen. Setz dich ans Feuer, aber nicht zu dicht. Nein, nicht reiben, damit verletzt du die Haut. Warmes Wasser ist besser.« Sie blickte ringsum. Cholayna lag wie tot auf der steinernen Plattform. Camilla zog vergeblich an ihrem Stiefel, nahm schließlich ein Messer und schlitzte ihn auf.
       »Wie viele von uns sind kampfunfähig? Cholayna ist wahrscheinlich am Schlimmsten dran«, stellte Jaelle fest. »Magda, dir geht es im Augenblick noch am besten. Steck sie in einen Schlafsack - so nahe wie möglich am Feuer. Die alte Frau hat uns Medizin, heißes Wasser und Suppe versprochen, und all das können wir nur zu gut brauchen.«
       »Also, diese alte Frau - von der glaube ich gern, dass sie eine Leronis ist.« Camilla entfernte den Stiefel, und zum Vorschein kam ein schrecklich geschwollener Fuß mit purpurnen Blutblasen und weißen Flecken. Magda blickte auf und entsetzte sich. Sie wollte Camilla zu Hilfe eilen, aber Cholayna ging es noch schlechter, sie war nur halb bei Bewusstsein, und als Magda ihre Stirn berührte, war sie brennend heiß. Sie murmelte: »Mir fehlt nichts. Lass mich nur ein bisschen ausruhen. Es ist so kalt hier.« Sie zitterte heftig.
       »In ein paar Minuten haben wir dich wieder warm«, redete Magda ihr sanft zu. »Lass dir den Mantel ausziehen… «
       »Nein, ich will ihn anbehalten, ich friere«, widersetzte Cholayna sich.
       »Dann behalte ihn an, aber ich will dir die Stiefel ausziehen.« Magda half Cholayna, sich auf den Schlafsack zu legen, und bückte sich nach ihren Stiefeln. Cholayna versuchte zu widersprechen, aber die Schwäche übermannte sie, sie sank zurück und ließ es geschehen, dass Magda sie von Stiefeln und Überkleidern befreite und in Decken einwickelte.
       »Warme Suppe und etwas Schwarzdorntee werden ihr helfen, wenn wir nichts Besseres bekommen können«, sagte Magda. Sie verschwieg ihre eigentliche Angst, Cholayna befinde sich im ersten Stadium einer Lungenentzündung. »Was haben wir sonst noch für Verletzungen? Jaelle, du musstest mit dem Bein weiterlaufen, das gequetscht wurde, als Tänzerin auf dich fiel. Wie schlimm ist es? Nein, lass mich sehen, sofort!«
       Jaelles Schienbein war blau und blutig, schien jedoch nicht gebrochen zu sein. Trotzdem war es unwahrscheinlich, dass sie in den nächsten Tagen ohne Schmerzen würde laufen können; sie hatte die beschädigten Muskeln und Sehnen jetzt schon überanstrengt. Dazu kam, dass Vanessa erfrorene Füße und auch weiße Flecken auf ihren Händen hatte. Camillas Fuß war geschwollen und machte ihr Beschwerden. Magda hatte den Verdacht, dass ein oder zwei der kleinen Knochen gebrochen waren.
       Magda selbst hatte erfrorene Stellen im Gesicht, aber obwohl ihre Nase lief und ihre Kopfhöhlen schmerzten und sie nur wünschte, sich hinzulegen und mindestens drei Tage lang zu schlafen, war sie im Augenblick die Einzige, die nicht ernsthaft krank oder verletzt war.
       Quietschend öffnete sich die alte Tür. Schnee und Wind drangen gemeinsam mit zwei Frauen ein, die große Wasserkessel, Becken und Töpfe und Verbandszeug trugen. Eine dritte folgte ihnen mit einer großen Schüssel dampfender Suppe, die sie sofort über das Feuer hängte. Sie lächelten die Fremden schüchtern an, ohne ein Wort zu sprechen, und gingen sofort wieder. Magdas Versuch, ihnen mit den paar Worten, die sie von dem Gebirgsdialekt kannte, zu danken, ignorierten sie.
       Als Einzige noch im Stande, richtig zu laufen, packte Magda die Satteltaschen aus und schöpfte warme Suppe in Becher - zuerst für Jaelle, Camilla und Vanessa. Dann steckte sie Vanessas Füße in ein Becken mit dampfendem Wasser, dessen Siedepunkt

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