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Die Schwarze Schwesternschaft

Titel: Die Schwarze Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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als schärfe sich ihr Blick vor plötzlichem Interesse.
       »Dein Name, Tochter?«
       »Ich bin Jaelle n’ha Melora… «
       »Nein, dein wirklicher Name. Einmal hat diese, die mit dir spricht, im Tiefland gelebt, und sie weiß, dass eine Entsagende sich nennen darf, wie es ihr gefällt. Deinen Geburtsnamen, Chiya.«
       »Meine Mutter war Melora Aillard«, antwortete Jaelle. »Meinen Vater erkenne ich nicht an. Bin ich ein Rennpferd, dass ich nach dem Blut von Hengst und Stute beurteilt werden soll?«
       »Viele werden dich nach Dingen von geringerer Bedeutung beurteilen, Mädchen. Du trägst dein Comyn-Blut im Gesicht wie ein Banner.«
       »Wenn Ihr mich als Entsagende erkannt habt, alte Mutter, wisst ihr, dass ich auf dieses Erbe Verzicht geleistet habe.«
       »Verzicht geleistet auf die Augen in deinem Kopf, Tochter? Comyn bist du, und du hast die Donas… « - sie benutzte das archaische Wort für Gaben statt des üblicheren Ausdrucks Laran - »… dieses hohen Hauses. Und deine Bruder-Schwester dort?«
       Sie wandte sich an Camilla. »Warum brichst du die Gesetze deines Clans, Halbfrau?« Das waren scharfe Worte, aber aus irgendeinem Grund klangen sie nicht beleidigend, wie es die Frage der blinden Pförtnerin getan hatte. »Willst du dieser Alten deinen Geburtsnamen anvertrauen, Entsagende?«
       Sie sah Camilla gerade in die Augen.
       Camilla sagte: »Vor einigen Jahren habe ich einen Eid geschworen, nie mehr den Namen jener zu nennen, die mich verstießen, lange bevor ich mich von ihnen lossagte. Das ist jedoch in einer anderen Zeit und in einem anderen Land geschehen. Meine Mutter stammte aus der Aillard-Domäne, und in meiner Kinderzeit trug ich den Namen Elorie Lindir. Aber Alaric Lindir hat mich nicht gezeugt.«
       Magda gelang es nur knapp, ein Aufkeuchen zu unterdrücken. Nicht einmal ihr, nicht einmal Mutter Lauria hatte Camilla jemals diesen Namen verraten. Dass sie ihn jetzt aussprach, zeugte von einem so tiefen und umwälzenden Wandel, dass Magda nicht wagte, seine Bedeutung abzuschätzen.
       »Und du besitzt die Donas des Hastur-Clans?«
       »Das mag sein«, erklärte Camilla ruhig. »Ich weiß es nicht.«
       »Ihr seid willkommen in diesem Haus, Töchter.« Die hoch gewachsene Frau neigte höflich den Kopf vor ihnen. »Für diese hier mag die Zeit kommen, wieder mit euch zu sprechen, doch im Augenblick bedürft ihr der Ruhe und Wärme. Teilt jenen mit, was euch sonst noch gegeben werden soll.« Sie winkte die Frauen heran, die sie hergeführt hatten, und gab ihnen mit leiser Stimme in ihrem eigentümlichen Dialekt eine Reihe von Anweisungen. Magda hörte nicht zu, denn Cholayna schwankte und stützte sich auf sie.
       »Kommt mit uns«, forderte eine der Frauen sie auf und führte sie von neuem durch die zugigen Gänge und dann in ein leeres, weitläufiges, widerhallendes altes Gebäude mit Steinfußboden und Steinwänden. Vögel nisteten in den hohen Ecken, und kleine Nagetiere raschelten in dem Stroh, das die Kälte des Fußbodens abhalten sollte. Die einzigen Möbel waren ein paar alte Bänke aus behauenem Stein und eine riesige Bettstatt, eigentlich nicht mehr als eine steinerne Plattform. Eine aus dem zerlumpten Haufen legte Brennholz auf den Rost und hielt ihre Fackel daran.
       »Hier seid ihr warm und sicher«, sagte sie mit ihrem rohen Dialekt, und gleichzeitig machte sie eine überraschend formelle Geste. »Wir bringen euch gleich warme Suppe von der Abendmahlzeit und Medizin für die erfrorenen Füße und für die Kranke.« Sie ging und ließ die Freundinnen allein.
       »Mit dem Feuer sind sie großzügiger gegen uns als gegen diese alte Frau, ihre Priesterin oder was sie sein mag«, bemerkte Vanessa.
       »Natürlich«, sagte Jaelle. »Sie sind Bergbewohner; die Gastfreundschaft ist ihnen eine heilige Pflicht. Die alte Frau, die uns willkommen hieß, hat wahrscheinlich ein Enthaltsamkeitsgelübde abgelegt. Uns jedoch würden sie ihr Bestes geben, auch wenn ihr Bestes ein halber modriger Strohsack und eine Hand voll Nussbrei wäre.«
       »Jaelle, wer sind diese Leute?«, fragte Vanessa.
       »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wer sie auch sein mögen, sie haben uns heute Nacht das Leben gerettet. Wenn mir jemand sagte, Avarra oder die Schwesternschaft hätte uns zu ihnen geführt, würde ich nicht widersprechen.« Sie sah, dass Cholayna auf der Plattform zusammengebrochen war.
       »Vanessa, hol die Reise-Apotheke.« Sie

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