Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
O’Riley einen solch grausamen Tod erleiden mussten wie dieser Greene oder Heinrich oder wie immer er tatsächlich hieß«, sagte Diane. »Deren Tod war zwar schrecklich genug, aber mit der eventuellen Ausnahme von Bacon nicht mit dem von Greene zu vergleichen.«
Diane beobachtete ihr Gegenüber genau, während sie das sagte. Iris war sichtlich geschockt.
»Über die alle wissen Sie Bescheid?«, flüsterte sie.
»Vielleicht gab es da noch mehr, aber das sind alle, auf die wir bisher gestoßen sind«, sagte Diane.
»Und wie?«, fragte sie mit heiserer Stimme. »Wie können Sie das von Simon Greene wissen? Das war der Mann, an den mich mein Vater verkauft hat. Niemand weiß über ihn Bescheid.«
»Sie waren nicht die Einzige, die Greene missbraucht hat«, sagte Diane. »Er ist berühmt-berüchtigt.«
Iris war jetzt endgültig verstummt. Diane überlegte sich, ob sie ihre momentane Verwirrung nicht ausnutzen sollte. Aber was konnte sie schon tun? Einer Kugel davonlaufen? Die Beretta würde eine weit schlimmere Wunde verursachen als Joeys kleine Pistole. Außerdem schwankte die Waffe in Iris’ Hand keine Sekunde.
»Machen Sie die Tür auf«, sagte sie. Es klang eher wie eine höfliche Aufforderung und nicht wie ein Befehl. Diane tat, wie ihr geheißen. Dieser Raum unterschied sich völlig von dem vorherigen. Er war in Schwarz und unterschiedlichen Braunschattierungen gehalten. Hier gab es keine Rüschen, Brokatstoffe oder Quasten, nur glatte, perfekt zugeschnittene Formen und Flächen. Diane gefiel das genauso wenig.
»Wir waren sehr offen zueinander«, sagte Diane. »Würden Sie mir noch zwei Fragen beantworten?«
»Vielleicht«, antwortete Iris. »Wenn es nicht zu lange dauert. Ich muss meine Flucht vorbereiten.«
»Haben Sie diese gestohlenen Artefakte an das Museum schicken lassen, um Vanessa Van Ross eins auszuwischen?«, fragte Diane.
»Damit hatte ich nichts zu tun. Ich habe mich bei ihr revanchiert, indem ich Sie in Schwierigkeiten brachte. Meiner Ansicht nach bedeuten Sie ihr mehr als das Museum, obgleich ich das nicht ganz verstehen kann.«
»Also war dieses ganze Blut und der Versuch, mich als Ihre Mörderin aussehen zu lassen, nur ein Teil Ihrer Rache an Vanessa?«, fragte Diane verblüfft.
»Nein, das sollte jedermann von meinem Tod überzeugen. Und dann wollte ich Ihnen noch Ihre ›Analyse‹ bei meinem Prozess heimzahlen. Außerdem habe ich Eric Tully angerufen, mich als Sie ausgegeben und ihn aufgefordert, mir fünfzehntausend Dollar zu schicken, sonst würde ich ihn auffliegen lassen.«
Diane runzelte die Stirn. »Das erklärt eine Menge. Er hat mir nur viertausend Dollar geschickt und mich dann zweimal umzubringen versucht.«
»Er war wohl gerade etwas klamm«, sagte Iris leicht süffisant.
»Und was ist mit Grace Noel und Tullys Tochter? War das auch nur ein Versuch, mich hinters Licht zu führen?«, fragte Diane.
»Nein. Ich dachte mir, ob Tully Sie nun umbringt oder nicht, man würde ihn auf jeden Fall verhaften. Dann würde Grace seine wahre Natur erkennen. Man würde ihr sicherlich das Kind anvertrauen. Grace ist zwar nicht besonders helle, aber eine gute Seele. Das Mädchen würde es gut bei ihr haben«, sagte Iris. »Jetzt habe ich Ihnen alles erzählt, was Sie wissen wollten. Gehen Sie endlich in dieses verdammte Zimmer!«
Diane trat ein. Iris wollte schon die Tür hinter ihr schließen, als sie sich noch einmal an Diane wandte.
»Alle reichen Leute sind gleich. Sie glauben das vielleicht nicht, aber ich weiß es genau. Sie sind nicht anders als mein Vater. Geld verdirbt den Charakter sogar noch mehr als Macht. Vanessa hielt ihren Freund Archer für einen sooo anständigen Menschen. Einmal ging ich mit ihm am Strand von Malibu entlang. Da kam uns eine Gruppe von jungen Mädchen in ihren Stringtangas entgegen. Sie waren höchstens fünfzehn oder sechzehn. Da sagte er plötzlich: ›Mein Gott, sind das nicht richtig knackige junge Dinger?‹ Knackig, das war Vaters Lieblingswort. Alle Männer sind gleich, und die reichen Männer sind am schlimmsten, weil sie sich alles kaufen können, was sie wollen. Das können Sie Ihrer Freundin Vanessa ruhig erzählen.«
Sie schlug die Tür zu. Diane hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Sie stand einen Moment da und horchte, wie sich Iris’ Schritte langsam entfernten. Danach inspizierte sie schnell das gesamte Zimmer. Die Schubladen waren voller Bettwäsche, Feiertagstischdecken und Servietten – nichts Hartes, was ihr
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