Die schwarze Witwe: Thriller (German Edition)
doch klar sein, dass die Leute wissen, dass wir hier sind«, sagte er.
»Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich habe einen Fluchtplan«, erwiderte sie.
»Für Sie alle?«, fragte er nach.
»Meine Schwestern hatten mit der Sache nichts zu tun«, sagte sie, »und Sie können das Gegenteil nicht beweisen.«
»Sie haben ihr Blut zur Verfügung gestellt, damit Sie es in mein Wohnzimmer schütten können«, sagte Diane.
Iris lächelte. »Vielleicht. Aber wir sind genetisch absolut identisch.«
Alle drei Schwestern lächelten Diane an.
»Ich kann es beweisen«, sagte Diane. »Und Sie sind genetisch nicht identisch, zumindest nicht mehr.«
Zum ersten Mal erkannte Diane einen Anflug von Unsicherheit in Iris’ Augen. Diesmal spielte sie ihr bestimmt nichts vor. Sie fragte sich, ob Kingsley es auch bemerkt hatte. Identisch mit ihren Schwestern zu sein, schien Iris viel zu bedeuten.
»Sie lügen«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
»Tatsächlich?«, sagte Diane. »Wie wäre es damit: Lily und Rose haben das Blut gespendet, das in meinem Wohnzimmer ausgeschüttet wurde. Sie waren das gar nicht. Während Ihre beiden Schwestern sich im Apartment 1-D erholten, drangen Sie und Joey in meine Wohnung ein – wahrscheinlich mit einem Schlüssel, den Sie meiner Hauswirtin entwendet hatten. Das ist auch zuvor schon passiert. Sie und Joey ließen das Ganze so aussehen, als ob Sie dort getötet worden seien und jemand Ihre Leiche in mein Auto geschleift hätte. Ganz am Schluss haben Sie Joeys Wohnung gründlich mit Bleichmitteln gereinigt. Dabei haben Sie aber einen Tropfen Blut auf dem Bettrahmen und eine Blutentnahmenadel auf dem Parkettboden übersehen, die beide die DNA Ihrer Schwestern enthielten. Wie hört sich das an?«
Iris war sehr still geworden. Lily und Rose schauten sie erschrocken an.
»Sie reimen sich das nur zusammen«, sagte Iris.
»Auch die DNA kann sich verändern. Bei der Geburt waren Sie alle drei genetisch identisch. Aber danach haben Sie ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die Spuren in Ihrem genetischen Code hinterlassen haben. Wir können diese Unterschiede heute erkennen. Lilys und Rose’ genetische Profile sind einander sehr ähnlich. Es gibt da nur geringe Unterschiede. Da Sie in Europa, Seattle, Richmond und zahlreichen anderen Orten unter ganz unterschiedlichen Umweltbedingungen gelebt haben und ganz andere Erfahrungen gemacht haben, unterscheidet sich Ihr genetisches Profil sehr von dem Ihrer Schwestern. Deshalb konnten wir ihre DNA von der Ihren trennen.«
»Das ist nicht wahr«, sagte Iris.
Diane hatte einen weiteren schweren Treffer gelandet. Iris’ Selbstsicherheit war sichtlich angeschlagen.
»Iris«, sagte Kingsley, »im Moment suchen nur zwei Marshals nach Ihnen. Wenn Sie uns nicht gehen lassen, wird sich diese Zahl exponentiell erhöhen. Und sie werden nicht nur nach Ihnen allein, sondern nach Ihnen allen suchen. Sie wissen sogar über Joey Bescheid.«
»Sie wollen uns doch nur Angst machen, damit wir Sie gehen lassen«, sagte Joey.
»Natürlich will ich das«, sagte Kingsley. »Aber sagen Sie mir, was an meiner Logik nicht stimmt. Mein Wunsch, weiterzuleben, ändert nichts an diesen Tatsachen.«
»Wie haben Sie uns hier gefunden, gerade hier in dieser Gegend?«, fragte Rose. »Das stand ja wohl nicht in unserer DNA, oder?«
»Nein, das stand in Ihrem Erinnerungsalbum«, sagte Diane.
Alle drei schauten Joey an.
»Ich habe da nichts hineingeschrieben, ehrlich«, sagte er.
»Nein, ich meine Iris’ Erinnerungsalbum über ihre archäologischen Exkursionen. Einer unserer Linguisten hat herausgefunden, dass einer der Ausdrücke, die Sie dort benutzten, nur hier auf den Outer Banks von North Carolina verwendet wird.«
»Aber wie konnten Sie dann wissen, dass es ausgerechnet dieses kleine Inselchen ist?«, fragte Joey.
»Das haben wir gar nicht«, log Diane. » Sie haben uns hierhergebracht. Wir haben nur an diesem Mini-Markt angehalten, um uns etwas Essen zu besorgen. Dann wollten wir in einem Motel auf die Marshals warten, um dann mit diesen zusammen die ganze Gegend zu durchforschen.«
Iris warf wütend ihre Serviette auf den Tisch. »Meine ganze Planung …«
»Iris«, unterbrach sie Rose. »Joey hat es doch nur gut gemeint.«
»Nun, jetzt haben wir auf jeden Fall ein Problem. Und wir müssen das möglichst schnell lösen«, sagte Iris.
»Wir könnten sie als Geiseln benutzen«, sagte Joey.
»Von dir möchte ich jetzt erst einmal nichts mehr hören«, sagte Iris.
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