Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
fragte Surreal.
»Ich glaube, Fionas Erfolg hat ihn dazu angespornt, diese neue Serie zu schreiben. Jenkell ist in den Künstlerkreisen der Landen ein bekannter Schriftsteller, und als Autor von Krimis ist er zu einigem Reichtum gelangt. Ich habe ein paar Bücher der anderen Reihen gelesen. Es sind unterhaltsame Geschichten.«
Sie schnaufte hörbar und wedelte mit dem Buch durch die Luft. »Aber das hier! Der Mann ist noch nie im Leben mit Angehörigen des Blutes im gleichen Zimmer gewesen. Zumindest nicht die Art Angehörige des Blutes, über die er zu schreiben versucht. Man sieht auf den ersten Blick, dass der verdammte Narr nicht die geringste Ahnung von uns hat.«
Daemon lächelte. »Ich weiß. Seit Jahren hat er als der beste Schriftsteller seines Genres gegolten. Hauptsächlich weil seine Figuren listig waren und mithilfe ihres Einfallsreichtums ihren Weg aus schwierigen Situationen gefunden haben.«
»Und weil sie sowohl Landen wie auch Angehörige des Blutes unterhalten haben.«
Daemon nickte. »Dann hat ihm sein Ego oder sein Naturell die Vernunft vernebelt, als sich Fionas Geschichten sowohl bei den Landen als auch bei den Angehörigen des Blutes so großer Beliebtheit erfreuten, und er fing an, diese neue Serie über einen Angehörigen des Blutes und seinen verwandten Gefährten zu schreiben.«
»Und er ist immer noch bei den Angehörigen des Blutes beliebt?« Sie legte so viel Unglauben wie möglich in ihre Stimme.
»Ja, aber nicht mehr, weil er eine gute Geschichte zu erzählen weiß.« Daemon hob sein Glas wie zum Toast. »Seine Darstellung der Angehörigen des Blutes ist so schlecht, dass sie schon wieder zum Brüllen komisch ist. Wenigstens sind gewisse Leute dieser Ansicht.«
Anscheinend gehörte Daemon nicht dazu. »Weiß er, dass die Angehörigen des Blutes die Bücher kaufen, weil sie sich über die Figuren amüsieren? Das muss doch an seinem Stolz nagen.« Sie blätterte bis zum nächsten Kapitel.
»Könnte ich mir vorstellen. Was machst du da?«
»Ich wollte sehen, bei welchen anderen Dingen er danebenliegt, was die Angehörigen des Blutes betrifft.«
»Diese Geschichten muss man der Reihe nach lesen, um die Hinweise zu entdecken, die nach und nach enthüllt werden.«
In seine Stimme hatte sich dieser gewisse herrische Ton geschlichen. Sie war sich nicht sicher, ob er familienherrisch war oder kriegerprinzenherrisch, aber Daemon würde sie nur wütend niederstarren, sollte sie versuchen ihn zu ignorieren. Sobald er nach Hause gegangen war, konnte sie …
Mist!
Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims, betrachtete den Mann, der sie in diesem Moment wachsam musterte, und beschloss, keine Zeit damit zu vergeuden, indem sie um den heißen Brei herumredete.
»Du musst jetzt nach Hause.«
»Nein.«
Sie hatte nicht geglaubt, dass es funktionieren würde, ihm einen Befehl zu erteilen, aber er musste ja wohl dennoch nicht so höflich, aber unnachgiebig klingen! Jetzt würde sie ihn nur loswerden, indem sie ihm sagte, warum er fortmusste.
»Rainier wird bald hier sein«, sagte sie.
»Und?«
Etwas an dem freundlichen Tonfall ließ sie an eine Katze denken, die ihre Krallen wetzte, bevor sie nach draußen ging, um mit der Maus zu spielen.
»Du magst Rainier doch«, sagte sie. »Er arbeitet für dich.«
Daemon setzte sich auf dem Sofa zurecht und machte es sich noch bequemer. »Dessen bin ich mir durchaus bewusst.« Er ließ einen Herzschlag verstreichen. »Warum kommt er heute Abend hierher?«
Aus dem gleichen Grund, aus dem du deinen Hintern in die Sofakissen kuschelst. Doch so etwas sagte eine Hexe nicht zu einem männlichen Verwandten, der größer als sie war und dunklere Juwelen trug.
»Hat er nicht selbst Familie, um die er sich kümmern kann?«
Beim Feuer der Hölle! Es würde Ärger geben.
»Nein«, sagte sie, »hat er nicht.« Ein Flackern in Daemons Augen warnte sie, dass ihm die Lüge in ihren Worten nicht entgangen war – er wusste sehr gut, dass Rainier Familie hatte, die in Dharo lebte -, aber er wusste nicht, weshalb die Worte gleichzeitig der Wahrheit entsprachen. Und sie freute sich nicht darauf, es ihm zu eröffnen. »Seine Familie zieht es vor, wenn er sich von ihr fernhält.«
»Weil er lieber einem Mann als einer Frau das Bett wärmt?«
Es war, als sähe man einen Sturm auf sich zurasen und wüsste, dass man sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen könnte.
»Nein«, sagte sie leise, »es liegt daran, dass er ein Kriegerprinz
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