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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Kopfgeldjägerin noch mehr ein heranwachsendes Mädchen als eine reife Frau gewesen war. In gewisser Weise hatte er also die Nacht, die ihre Freundschaft zerstört hatte, genauso mitverschuldet wie sie.
    Sie war jung und töricht und betrunken gewesen, als sie ihn eines Nachts gebeten hatte, ihr zu zeigen, was Haylls Hure im Bett zu bieten hatte. Sie hatte gesagt, es würde ihr
zur Ehre gereichen, weil keine Hure, die in einem Haus des Roten Mondes arbeitete, sich rühmen konnte, tatsächlich mit ihm geschlafen hatte. Und er, der sie als seine kleine Cousine betrachtet hatte, war bitter enttäuscht gewesen und hatte die Offerte als Vertrauensbruch betrachtet. Also hatte er mit kalter Wut reagiert und ihr gezeigt, wie es sich anfühlte, mit dem Sadisten zu tanzen.
    Jene Nacht hatte alles zwischen ihnen verändert, und ihre Freundschaft hatte nur wegen Jaenelle angefangen, allmählich wieder zu gesunden. Jaenelle, die Hexe war, der lebende Mythos, Fleisch gewordene Träume. Sie war noch ein Kind gewesen, als sie beide ihr begegnet waren. Sie war zu einer außergewöhnlichen Königin herangewachsen. Und dann hatte sie sich geopfert, um den Krieg zu verhindern, den Hekatah und Dorothea SaDiablo inszenieren wollten – die Hohepriesterin der Hölle und die Hohepriesterin von Hayll.
    Wegen ihrer Hingabe an Jaenelle hatten Surreal und er es wieder geschafft, Freunde zu sein – und Verwandte. Endlich war das Unbehagen zwischen ihnen gewichen. Vielleicht war das auch der Grund, weswegen sein Abschied genauso Warnung wie Ablenkung gewesen war. Selbst Surreal konnte es sich nicht leisten, selbstgefällig zu werden und zu vergessen, was er war.
    Nun gab es da eine weitere Verbindung, über die er sich Gedanken machen musste: Rainier.
    Prinz Rainier hatte Jaenelle und den Hexensabbat kennen gelernt, während er als Tanzlehrer angestellt gewesen war. Im Gegensatz zu den Lehrern vor ihm war er nur ein paar Jahre älter als die Mädchen gewesen und war durch den Kontakt zu den jungen Königinnen gediehen, die nur wenige Jahre später über Kaeleer herrschen sollten. Als Jaenelle formell die Königin des Schwarzen Askavi geworden war, hatte sich Rainier ihrem Hofstaat als Begleiter des Zweiten Kreises angeschlossen, obwohl er seinen Lebensunterhalt weiterhin als Tanzlehrer bestritten hatte.
    Jetzt gab es keinen Hof mehr am Schwarzen Askavi. Jedenfalls keinen offiziellen. Genau das war das Problem.
Die Krieger und Kriegerprinzen, die im Ersten Kreis gedient hatten, besaßen bereits eine Verbindung zu anderen Höfen – gewöhnlich dem Hof derjenigen Königin, die sie geheiratet hatten oder mit der sie auf andere Weise verbunden oder verwandt waren. Doch Rainier hatte am Dunklen Hof gedient, und als der zu existieren aufhörte, konnte er nicht länger rechtmäßig behaupten, einer Königin zu dienen. Oh, niemand hatte ihn im Lauf jenes ersten Jahres gedrängt, besonders nachdem bekannt geworden war, dass Jaenelle überlebt hatte. Niemand hatte Rainiers Behauptung in Zweifel gezogen, er diene Hexe immer noch in inoffizieller Stellung. Doch der Tag wäre gewiss gekommen, an dem andere Königinnen sich nicht länger davon hätten abhalten lassen, ihn zum Dienst an ihrem Hof aufzufordern.
    Deshalb hatte er Rainier angeheuert und dem Mann einen Fünfjahresvertrag gewährt; flexible Pflichten je nach Bedarf. Während kein Mann, der im Schattenreich zur Welt kam, zum Dienst gezwungen wurde, ging man davon aus, dass die meisten zumindest eine gewisse Zeit ihres Lebens an einem Hof dienten. Und Kriegerprinzen, die aufgrund ihres Temperaments und ihrer Wesensart als gefährlich galten, wurden manchmal wie Ausgestoßene behandelt, wenn keine Königin sie im Zaum hielt. Sogar in Kaeleer.
    Trotz der Meinung, die Rainiers Verwandte von ihm hegten, stellte er eine Auszeichnung für seine Familie dar. Er war ein gut aussehender Mann mit der schlanken Statur eines Tänzers, heller Haut, grünen Augen und einem Schopf langer brauner Haare. Für einen Kriegerprinzen besaß er eine umgängliche Art und ein sanftmütiges Temperament. Doch während er einen reizenden – und fürsorglichen – Gefährten abgab, taugte er nicht zum Dienst im Schlafzimmer. Selbst wenn Rainier einen Vertrag mit einer der Hexen aus dem Hexensabbat eingegangen wäre – und da er ein Freund war, hatten sie ihm alle einen Vertrag angeboten -, wäre der Dienst im Schlafzimmer der anderen Ladys im Ersten Kreis der jeweiligen Königin im Grunde stillschweigend vorausgesetzt

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