Die Schwestern des Lichts - 3
ihre. Sie saßen zusammen in völliger Dunkelheit, alleine, nackt.
Kahlan wollte gerade anfangen zu denken – zu hoffen –, daß nichts passieren würde, als sie ein leichtes Glimmen vor sich bemerkte. Ein Licht begann zu glühen.
Ein grünes Licht.
Ein grüner Lichtschein von einer Farbe, wie sie ihn erst an einem einzigen Ort gesehen hatte.
In der Unterwelt.
Ihr Atem ging in unregelmäßigen Zügen. Das grüne Licht wurde heller, und mit ihm wurde ein entferntes Klagen laut.
Aus der Luft ringsum erhob sich ein ohrenbetäubendes Krachen, wie von einem Donnerschlag, unvermittelt, hart und schmerzhaft. Der Boden erzitterte unter dem Aufprall.
Mitten aus dem grünen Licht quoll ein weißlicher Schein, um sich dann zu einer Gestalt zu formen, die vor ihnen stehenblieb. Die feinen Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf und erstarrten.
Die weiße Gestalt kam einen Schritt näher. Nur von ferne spürte Kahlan, wie schmerzhaft Richards Händedruck geworden war. Kahlan erkannte das weiße Gewand, das lange Blondhaar, das schmerzhaft schöne Gesicht, das vor ihnen stand und dieses kleine, grauenhafte Lächeln lächelte.
»Die guten Seelen mögen uns beschützen«, hauchte sie.
Es war Darken Rahl.
Genau gleichzeitig erhoben sich Richard und Kahlan langsam auf die Beine. Die leuchtenden blauen Augen verfolgten, wie sie sich erhoben. Entspannt, ohne Eile, hob Darken Rahl eine Hand und leckte sich die Fingerspitzen.
»Vielen Dank, Richard, daß du mich zurückgerufen hast.« Sein grausames Lächeln wurde breiter. »Wie umsichtig von dir.«
»Ich … ich habe dich nicht zurückgerufen«, brachte Richard leise hervor.
Darken Rahl lachte leise in sich hinein. »Und wieder machst du einen Fehler. Natürlich hast du mich zurückgerufen. Du hast eine Versammlung einberufen. Eine Versammlung der Ahnenseelen. Ich bin dein Ahne. Nur du hast mich zurückrufen können, durch den Schleier hindurch. Du allein.«
»Ich brandmarke dich.«
»Brandmarke mich, soviel du willst.« Er breitete die Arme aus, im weißen Licht, das ihn umgab. »Ich bin noch immer hier.«
»Aber ich habe dich getötet.«
Die leuchtende, strahlende, weiß gewandete Gestalt lachte erneut. »Mich umgebracht? Das hast du allerdings. Und du hast Magie benutzt, um mich an einen anderen Ort zu schicken. An einen Ort, wo ich bekannt bin. Einen Ort, wo ich … Freunde habe. Und nun hast du mich zurückgerufen. Wiederum mit Hilfe von Magie. Nicht einfach nur zurückgerufen, Richard, sondern du hast dafür den Schleier weiter aufgerissen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Nimmt deine Dummheit denn überhaupt kein Ende?«
Darken Rahl kam auf Richard zu, er schien gleichzeitig zu schweben und zu laufen. Richard ließ Kahlans Hand los, während er zurückwich. Sie schaffte es nicht, ihre Beine in Bewegung zu setzen und ihm zu folgen.
Richard hatte die Augen weit aufgerissen. »Ich habe dich umgebracht. Ich habe dich besiegt. Ich habe gewonnen und du verloren.«
Der blonde Kopf nickte langsam. »Du hast eine kleine Schlacht in einem immerwährenden Krieg gewonnen, indem du die Gabe und das Erste Gesetz der Magie angewandt hast. In deiner Unwissenheit jedoch hast du das Zweite Gesetz der Magie verletzt und dadurch alles verloren.« Sein boshaft bedächtiges Lächeln kam zurück. »Wie überaus schade. Hat dir das denn nie jemand erklärt? Magie ist gefährlich. Ich hätte es dir beibringen können. Hätte alles mit dir teilen können.« Er zuckte mit den Achseln. »Aber das spielt keine Rolle. Du hast mir geholfen zu gewinnen, dabei hat dir nicht mal jemand gezeigt, wie. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein.«
»Was ist das Zweite Gesetz der Magie? Was habe ich nur getan!«
Rahl zog die Augenbrauen hoch und trat einen Schritt näher.
»Was, du kennst es nicht, Richard? Solltest du aber«, fügte er leise hinzu. »Du hast es heute ein zweites Mal gebrochen. Und dadurch, daß du es ein zweites Mal gebrochen hast, hast du den Schleier erneut eingerissen und mich hergeholt, damit ich ihn ganz aufreißen und den Hüter befreien kann.« Sein spöttisches Grinsen kehrte zurück. »Und alles ganz allein.« Er lachte höhnisch. »Mein Sohn. Du hättest dich niemals in Dinge einmischen sollen, die du nicht begreifst.«
»Was willst du!«
Rahl schwebte noch näher heran. »Dich, mein Sohn. Dich.« Seine Hand kam auf Richard zu. »Du hast mich in eine andere Welt geschickt, und nun werde ich dich dorthin schicken. Du bist dem Hüter versprochen. Er will dich.
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