Die Schwestern des Lichts - 3
Feuer und all dem anderen?«
Kahlans Hand kribbelte noch immer von dem blauen Blitz. »Ja. Die Schwestern sind Magierinnen.«
Richard war sofort auf den Beinen. »Magierinnen.« Er sah ihr lange in die Augen. »Wieso bringen sie sich um, wenn ich ›nein‹ sage?«
»Ich denke, damit geben sie ihre Kraft an die nächste Schwester weiter, um sie für den nächsten Versuch zu stärken.«
»Was macht mich so wichtig, daß sie sich töten, um mich zu bekommen?«
»Vielleicht ist es wirklich so, wie sie sagen: um dir zu helfen.«
Er sah sie kurz aus den Augenwinkeln an. »Sie wollen nicht, daß ein einzelner Mann, ein Fremder stirbt, und doch sind bereits zwei von ihnen bei dem Versuch umgekommen, mich zu überreden, ihre Hilfe anzunehmen, damit ein einziges Leben gerettet wird. Wie paßt das zusammen?«
»Ich weiß es nicht, Richard, aber ich habe Schmerzen vor Angst. Ich fürchte, sie haben die Wahrheit gesagt: daß dir nicht viel Zeit bleibt und die Kopfschmerzen dich töten könnten. Ich fürchte, viel länger wirst du sie nicht mehr beherrschen können.« Ihre Stimme brach vor Mitgefühl. »Ich will dich nicht verlieren.«
Richard legte den Arm um sie. »Ich komme schon zurecht. Ich werde sie begraben. In ein paar Stunden findet die Versammlung statt. Morgen sind wir in Aydindril, und dort bin ich in Sicherheit. Zedd wird wissen, was zu tun ist.«
Sie konnte nichts anderes tun, als ihm den Kopf an die Schulter zu legen und zu nicken.
16. Kapitel
Kahlan saß nackt im Kreis mit acht nackten Männern. Richard saß zu ihrer Linken, wie sie und die Ältesten bis auf einen kleinen Kreis mitten auf der Brust mit schwarzem und weißem Schlamm bemalt. Im schwachen Schein des kleinen Feuers hinter ihr konnte sie das wilde Durcheinander von Linien und Kreisen erkennen, das sich diagonal über sein Gesicht erstreckte. Alle trugen die gleiche Maske, damit die Seelen der Ahnen sie erkennen konnten. Sie fragte sich, ob sie ihm genauso wild vorkam wie er ihr. Der unvertraute, beißende Geruch des Feuers stach ihr in die Nase. Keiner der Ältesten kratzte sich. Sie schienen nur ins Nichts zu starren und sprachen heilige, an ihre Ahnen gerichtete Worte.
Die Tür schloß sich von selbst mit lautem Krachen. Kahlan erschrak. Der Vogelmann hob den Kopf und sah sie mit kühlen Augen an. »Von jetzt an, bis wir fertig sind, darf niemand herein und niemand hinaus. Die Seelen haben die Tür versperrt.«
Die Vorstellung, dies könnte, wie Richard behauptet hatte, eine Falle sein, behagte Kahlan überhaupt nicht. Sie drückte seine Hand noch fester. Er erwiderte den Händedruck. Wenigstens konnte sie bei ihm sein. Hoffentlich konnte sie ihn beschützen. Hoffentlich konnte sie den Blitz herbeirufen, wenn es nötig war.
Der Vogelmann fischte einen Frosch heraus und reichte den geflochtenen Korb dann weiter an den nächsten Ältesten. Kahlan starrte die Schädel an, die man im Kreis um den Mittelpunkt angeordnet hatte, während jeder der Ältesten einen Frosch herausnahm und dessen Rücken über die nackte Stelle auf seiner Brust rieb. Dabei warfen sie den Kopf in den Nacken und stimmten einen Sprechgesang an – jeder einen anderen. Savidlin reichte ihr den Korb, ohne sie anzusehen.
Sie schloß die Augen, griff hinein und hatte schließlich einen zappelnden Seelenfrosch in der Hand. Seine glatte, schleimige Haut war ekelhaft. Sie schluckte, riß ihre Konfessorenkraft in Gedanken zusammen, um sie nicht unbeabsichtigt freizusetzen, dann preßte sie sich den Froschrücken zwischen ihre Brüste und reichte den Korb weiter zu Richard.
Ein kribbelndes Ziehen spannte ihre Haut. Sie ließ den Frosch los und griff wieder nach Richards Hand, als die Wände zu schwanken begannen, so als sähe man sie durch Hitze und Rauch. Ihr Verstand mühte sich vergeblich, die Bilder des Seelenhauses ringsum festzuhalten. Sie schwebten davon, gleichzeitig spürte sie, wie sie selbst um die Schädel zu kreisen begann.
Ein Gefühl von Sanftheit umschmeichelte ihre Haut. Licht sprang tanzend aus den Schädeln in der Mitte und füllte ihre Augen. Das Geräusch von Boldas, Trommeln und Gesang drang an ihre Ohren. Der beißende Geruch des Feuers füllte ihre Lunge. Wie schon einmal wurde das Licht aus der Mitte heller, sog sie in sich auf, in seine seidene Leere, und wirbelte sie herum.
Und plötzlich waren sie von Gestalten umgeben. Kahlan kannte sie ebenfalls vom letzten Mal: es waren die Seelen der Vorfahren. Sie spürte eine hauchzarte Berührung an der
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