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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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doch es gelang ihr nicht. Seine Lippen hinterließen einen Kuß auf ihrer Wange. Der Schmerz fuhr wie ein stummer Schrei durch ihren Körper und füllte ihren Verstand mit den Bildern einer Vergewaltigung. Sein Mund war dicht an ihrem Ohr.
    »Genieße mein Geschenk«, flüsterte er ihr plump vertraulich ein. »Beizeiten werde ich auch dich bekommen. Für immer. Zwischen Leben und Tod. Für immer. Ich würde dir gern erzählen, wie sehr du leiden wirst, aber ich fürchte, du wärst nicht in der Lage, es zu verstehen. Ich werde es dir schon bald zeigen.« Er hauchte ihr sein Lachen ins Ohr. »Sobald ich den Schleier ganz zerrissen und den Hüter befreit habe.«
    Sie stand hilflos da, während er ihr einen zweiten Kuß auf die Wange drückte. Die grauenerregenden Bilder, die er in ihren Verstand einbrannte, hinterließen ein Gefühl der Schande, das alles überstieg, was sie für möglich gehalten hatte. »Nur ein winziger Vorgeschmack. Bis bald, Mutter Konfessor.«
    Nachdem er von ihr abgelassen hatte, konnte sie sich wieder bewegen. Verzweifelt versuchte sie, ihre Kraft zu sammeln. Sie ließ sich nicht packen. Sie schüttelte sich unter Tränen, als sie sah, wie er durch die Tür des Seelenhauses glitt und verschwand.
    Dann sackte sie mit einem gequälten Jammerlaut zu Boden. Von heftigem Schluchzen geschüttelt, kroch sie durch den Staub zu Richard.
    Er lag auf der Seite, ihr abgewandt. Sie zerrte ihn auf den Rücken. Sein Arm fiel kraftlos neben seinen Körper. Sein Kopf rollte in ihre Richtung. Er war aschfahl, wie tot. Auf seiner Brust war ein Handabdruck eingebrannt – das Zeichen des Hüters. Die verkohlte Haut war gerissen und blutig. Sein Leben, seine Seele, wich aus seinem Körper.
    Sie warf sich über ihn, klammerte sich an ihn, weinte und schluchzte, ohne sich beherrschen zu können.
    Kahlan krallte die geballte Faust in seine Haare und preßte ihr Gesicht an seine kalte Wange. »Bitte, Richard«, weinte sie und erstickte fast vor Schluchzen, »bitte verlaß mich nicht. Ich tue alles für dich. Ich sterbe an deiner Stelle. Nur verlaß mich nicht. Bitte, Richard, stirb nicht.«
    Sie kauerte da, schmiegte sich an ihn, während ihre Welt über ihnen zusammenbrach. Verging. Ihr fiel nichts anderes ein, als ihm unter Tränen ihre Liebe zu gestehen. Er lag im Sterben, und sie konnte nichts dagegen tun. Sie fühlte, wie sein Atem flacher wurde.
    Sie wollte mit ihm sterben, doch der Tod wollte sich nicht einstellen. Sie verlor jedes Zeitgefühl. Sie wußte nicht, ob sie ein paar Minuten hier gelegen hatte oder ein paar Stunden. Sie wußte nicht mehr, was wirklich war. Alles kam ihr wie ein Alptraum vor. Mit zitternden Fingern streichelte sie sein Gesicht. Seine Haut war kalt wie der Tod.
    »Du bist vermutlich Kahlan.«
    Sie wirbelte herum und setzte sich auf, als sie hinter sich die Frauenstimme hörte. Die Tür zum Haus der Seelen war mittlerweile wieder geschlossen. Ein weißes Leuchten, den Seelen ähnlich, strahlte in der Dunkelheit auf sie herab. Es schien eine Seele zu sein, eine Frau, die die Hände vor dem Körper gefaltet hielt. Ihr Haar, nach allem, was Kahlan erkennen konnte, war zu einem Zopf geflochten.
    »Wer bist du?«
    Die Gestalt ließ sich vor ihr nieder. Soweit Kahlan erkennen konnte, trug die Seele keine Kleider, schien aber auch nicht völlig nackt zu sein. Die Frau betrachtete Richard. Ein glasiger Blick, der sowohl Sehnsucht als auch Angst verhieß, huschte über ihr Gesicht. Die Seele wandte sich zu Kahlan um.
    »Ich bin Denna.«
    Kahlan erschrak, als sie den Namen hörte, als sie sah, wie nah sie bei Richard hockte, und hob mit einem Ruck die Faust. Der Blitz schrie danach, freigesetzt zu werden. Bevor Kahlan ihn loslassen konnte, fuhr Denna fort.
    »Er stirbt. Er braucht uns. Uns beide.«
    Kahlan zögerte. »Kannst du ihm helfen?«
    »Wir beide können es, vielleicht. Wenn du ihn genug liebst.«
    Kahlans Hoffnung flackerte auf. »Ich würde alles tun. Alles.«
    Denna nickte. »Das hoffe ich.«
    Dann sah sie sich nach Richard um und strich ihm zärtlich über die Brust. Kahlan stand ganz kurz davor, ihre Kraft freizusetzen. Sie wußte nicht, ob Denna ihm weh tun oder helfen wollte. Sie hoffte wider alle Vernunft. Dies war ihre einzige Chance, Richard zu retten. Richard atmete tief durch. Ihr Herz machte einen Sprung.
    Denna zog ihre Hand zurück und lächelte. »Er ist immer noch bei dir.«
    Kahlan senkte die Faust ein wenig und wischte sich die Tränen mit der anderen Hand aus dem

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