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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gesehen hast«, bot Zedd als Erklärung an.
    Jebra schüttelte heftig den Kopf. »Es war nichts Vergangenes, sondern etwas, das noch bevorstand. Und es waren auch nicht die Schmerzen einer Mord-Sith. Es war anders, ich bin ganz sicher.«
    Zedd nickte nachdenklich. »Was noch?«
    »Ich sah ihn in einem Stundenglas. Er kniete in der unteren Hälfte, weinte unter großen Seelenqualen, während der Sand rings um ihn niederging, ohne daß ein Körnchen ihn auch nur berührte. Die Grabsteine all derer, die er liebt, befanden sich in der oberen Hälfte, wo er sie wegen des herabfallenden Sandes nicht erreichen konnte.
    Ich sah ein Messer in seinem Herzen, ein tödliches Messer, das er in seinen eigenen, zitternden Händen hielt. Bevor ich erkennen konnte, was geschah, erschien eine weitere Vision – sie kommen nicht immer in der Reihenfolge des Geschehens. Er trug seine feine, rote Jacke, die mit den Goldknöpfen und der Verzierung aus Brokat. Er lag mit dem Gesicht nach unten … und in seinem Rücken steckte ein Messer. Er war tot, doch gleichzeitig auch wieder nicht. Mit seinen eigenen Händen wälzte er seinen Körper herum, doch bevor ich sein Totengesicht sehen konnte, erschien eine weitere Vision. Diese war die schlimmste. Und die stärkste.« Wieder traten ihr die Tränen in die Augen, und sie fing leise an zu schluchzen. Zedd legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zum Weitersprechen zu ermutigen.
    »Ich sah, wie sein Fleisch brannte.« Sie wischte sich die Tränen fort und wiegte sich beim Weinen sachte hin und her. »Er schrie, ich konnte die brennende Haut sogar riechen. Schließlich zog sich zurück, was immer ihn versengte – ich konnte nicht erkennen, was es war –, und er war bewußtlos und trug ein Brandmal. Ein Zeichen, das man ihm eingebrannt hatte.«
    Zedd fuhr sich mit der Zunge im Mund herum, versuchte ihn wieder zu befeuchten. »Konntest du erkennen, was das für ein Zeichen war?«
    »Nein, ich weiß nicht, wie es aussah. Aber was es war, weiß ich so sicher, wie ich die Sonne erkenne, wenn ich sie sehe. Es war das Zeichen der Toten, das Zeichen des Hüters der Unterwelt. Der Hüter hatte ihn als seinen Besitz gebrandmarkt.«
    Zedd stockte fast der Atem, seine Hände zitterten. »Hast du noch weitere Visionen gehabt?«
    »Ja, aber sie waren nicht so stark, und ich habe sie nicht verstanden. Sie zogen so rasch vorüber, daß ich ihre Gestalt nicht erkennen konnte, nur ihre Schmerzen. Dann war Richard verschwunden. Während die Mord-Sith ihm nachsahen, stahl ich mich auf mein Zimmer davon und schloß mich ein. Ich lag stundenlang auf dem Bett und weinte ohne Unterlaß, weil ich diese Schmerzen gesehen hatte. Lady Ordith pochte an meine Tür, verlangte nach mir, doch ich rief ihr zu, ich sei krank, und schließlich zog sie eingeschnappt ab. Ich weinte, bis sich mein Innerstes aufzulösen drohte. Ich hatte die Tugend in diesem Mann gesehen und weinte aus Angst vor dem Bösen, das nach ihm griff.
    Obwohl alle Visionen so unterschiedlich waren, bedeuteten sie das gleiche. Sie alle vermittelten mir das gleiche Gefühl. Von allen Seiten umgab den Mann Gefahr wie Wasser einen Fisch.« Unter Zedds stummen Augen gewann sie ein wenig von ihrer Haltung zurück. »Deswegen will ich nicht für ihn arbeiten. Die guten Geister beschützen mich, und mit den Gefahren, die diesen Mann umgeben, will ich nichts zu tun haben. Und auch nicht mit der Unterwelt.«
    »Vielleicht könntest du ihm mit deinen Fähigkeiten helfen, diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Das hatte ich jedenfalls gehofft«, meinte Zedd ruhig.
    Jebra tupfte sich die Wangen mit der Unterseite ihres Ärmels trocken. »Nicht für alles Gold und alle Macht des Grafen will ich zum Gefolge des Lord Rahl gehören. Ich bin nicht feige, aber ich bin auch keine Heldin und keine Närrin. Ich habe mir die Därme nicht in den Leib zurückstopfen lassen, damit sie mir abermals herausgerissen werden, und diesmal meine Seele mit ihnen.«
    Zedd beobachtete ruhig, wie sie allmählich schniefend die Beherrschung zurückgewann und die beängstigenden Visionen beiseite schob. Sie holte tief Luft und seufzte. Schließlich sah sie ihn mit ihren blauen Augen an.
    »Richard ist mein Enkelsohn«, sagte er schlicht.
    Sie schloß erschrocken die Augen. »Oh, die guten Seelen mögen mir vergeben.« Sie schlug die Hände vor den Mund, wo sie sie einen langen Augenblick liegen ließ, dann machte sie die Augen auf und legte ihre Stirn entsetzt in Falten. »Zedd …

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