Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
Angelegenheit. Wirklich nicht.“ Sie erhob sich. „Jetzt muss ich aber los.“
„Wohin?“, fragte Maggie. „Du hast ja noch nicht mal deinen Kaffee getrunken!“
Ganz egal, wohin, nur weg von hier, dachte Jo verzweifelt. Sie nahm ihr Stück Kuchen und packte es in eine Serviette ein. „Ich habe noch einige Erledigungen zu machen“, erklärte sie. „Ich nehme das mit.“
„Ich begleite dich“, bot sich Melanie an, schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Ich habe selbst auch noch einiges zu besorgen.“
Jo runzelte die Stirn. „Ich brauche keinen Babysitter.“
Melanie nahm sofort wieder Platz. „Entschuldige.“
Jo tat ihr Verhalten sofort leid. Sie ging zu ihrer Schwester hinüber und umarmte sie. „Ich muss unbedingt einige Dinge für mich allein machen. In Ordnung? Aber ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen.“
„Ich weiß“, erwiderte Melanie und betrachtete sie mitfühlend. „Wir machen uns wieder mal viel zu viele Sorgen um dich.“
„Geh ruhig, kleine Schwester“, meinte Ashley. „Wenn du uns brauchst, ruf einfach an.“
Jo lächelte. „Eure Nummern sind auf meinem Handy eingespeichert.“
Dann lief sie rasch davon, bevor einer ihrer Schwestern einfallen konnte, dass hier auf dem Land in vielen Gegenden das Handy nutzlos war.
Zufrieden stellte Jo fest, dass ihr bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen eine Flucht gelungen war. Wenn sie so weitermachte, würde sie noch zum Profi werden.
3. KAPITEL
W ährend er arbeitete, dachte Pete darüber nach, wie fahrig und nervös Jo in seiner Gegenwart gewesen war. Er konnte es ihr nicht übel nehmen, aber es schmerzte ihn mehr, als er zuzugeben bereit war. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sie sich so nahegestanden hatten, wie es zwei Menschen überhaupt möglich war. Sie hatten auf der Schaukel im Garten gesessen und dem sanften Schlagen der Wellen am Strand gelauscht, während über ihnen der Mond am Nachthimmel stand. Stunden um Stunden hatten sie so sitzen, reden und sich küssen können.
Jo war die Erste gewesen, der er von seinem Wunsch erzählt hatte, hier im Norden von Virginia Häuser zu bauen. Sein Onkel, der Bruder seiner Mutter, hatte ihm alles beigebracht, was man in der Baubranche wissen musste. Er hatte ihm beigebracht, stolz auf seine Arbeit zu sein und seine Materialien zu lieben. Solange Pete sich erinnern konnte, hatte er in die Fußstapfen seines Onkels Jeb treten wollen. Jeb war nicht nur sein einziges männliches Vorbild gewesen, er hatte mit ihm auch den Ehrgeiz geteilt, etwas Dauerhaftes konstruieren zu wollen.
„Ich glaube, du hast einfach nur den Wunsch, den Menschen ein richtiges Zuhause zu schaffen“, hatte Jo eines Tages zu Pete gesagt und damit genau das ausgesprochen, was Pete selbst nicht hatte ausdrücken können. „Vermutlich, weil du nie das hattest, was du dir gewünscht hast. Ich wette, du siehst vor deinem geistigen Auge in den Häusern, die du bauen willst, bereits die Familien leben. Ich stelle mir vor, dass du ihr Lachen hörst und die Liebe spürst, die du selbst nie erfahren hast.“
Sie hatte ihn perfekt verstanden. Obwohl sie erst achtzehn Jahre alt gewesen war, hatte sie Dinge in Worte fassen können, die er selbst nicht mal bewusst wahrnehmen konnte – die vielen Verletzungen, die er erlitten hatte, den Kummer, die Sehnsucht nach Liebe und Wärme.
„Wir werden ein solches Zuhause haben“, versprach er ihr. „Es wird der salzigen Luft, dem Wind und allen Stürmen trotzen. Wir werden es mit Kindern und Lachen füllen. Nur unsere Ehe wird noch stabiler sein.“
Ihre Augen leuchteten im Mondlicht. „Oh ja, das wünsche ich mir, Pete. Mehr, als du dir vorstellen kannst. Lass uns nicht zu lange warten.“
„Nur, bis du das College beendet hast und ich hier als Bauunternehmer etabliert bin“, erwiderte er. Damals glaubte er noch, alle Zeit der Welt zu haben.
Einige Tage später war sie nach Boston zurückgefahren, um aufs College zu gehen, und er hatte sich in die Arbeit vergraben. Sein Onkel war ein strenger Lehrmeister, aber die vielen Stunden harter Arbeit hatten ihm nichts ausgemacht. Er hatte ein Ziel, das er eines Tages mit Jo erreichen wollte. Und das erste Haus, das er allein bauen würde, das sollte für sie beide bestimmt sein.
Doch dann hatte Kelsey, die er fast seit seiner Geburt kannte, begonnen, sich für ihn zu interessieren. Genau wie er war sie nie auf ein College gegangen, aber im Unterschied zu Pete hatte sie auch nie große Ziele gehabt. Ihr Job im
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