Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
gestemmt, und wartete auf ihren Angriff. Sein Rattenschwanz peitschte über den Boden.
    Mit einem gellenden Schrei auf den Lippen federte Mythor durch, riß die Arme in die Höhe und ließ sie rechts und links mit aller Wucht herabsausen. Alton fegte eine schützend erhobene Klinge zur Seite und hinterließ im Schwertarm der Angreiferin eine tiefe Wunde.
    Der heftige Schwung ließ Mythor noch zwei Schritte vorwärts machen, dann drehte er sich einmal um die eigene Achse und streckte mit Alton eine weitere Frau nieder.
    Galee heulte auf.
    »Hinterher! Fangt sie wieder ein, oder es wird euch den Kopf kosten.«
    Mythor hastete bereits den Hang hinunter. Unmittelbar vor ihm stolperte Gerrek über das Schwammgewebe. Der Beuteldrache hatte sein Schwert in die Scheide zurückgeschoben und mühte sich im Laufen, sich der Maulzwinge zu entledigen. Allerdings wollte es ihm nicht recht gelingen.
    Sie erreichten den Fuß des Hügels. Nicht allzu weit entfernt wucherten üppige Pflanzen – ein kleiner Wald, in dem man fürs erste Zuflucht finden konnte.
    »Dort hinüber!« keuchte Mythor. Er hatte Burras Luftschiffe aus den Augen verloren, war sich aber dessen bewußt, daß sie jeden Augenblick über ihm schweben konnten.
    Zur Rechten gab es einige Hütten. Von dort näherten sich fünf Frauen, und sie waren schon bedrohlich nahe, als der Sohn des Kometen endlich auf sie aufmerksam wurde.
    Mit unwilliger Bewegung schleuderte Gerrek etwas weit von sich. Daß es die Maulzwinge gewesen war, bekam Mythor sofort zu hören, denn nach langer Zeit des aufgezwungenen Schweigens brach es wie ein Wasserfall aus dem Mandaler hervor.
    »Eine Gemeinheit ist das, eine Sauerei… Ich verstehe nicht, was diese Furien sich überhaupt einbilden. Wie kommen sie nur dazu, einen unbescholtenen, harmlosen Beuteldrachen auf solch erniedrigende Weise zu behandeln? Ich werde es ihnen heimzahlen. Sie sollen büßen dafür, so wahr ich Gerrek heiße.«
    Die Verfolgerinnen holten merklich auf.
    »Ha«, schrie Gerrek und stieß sich in die Brust. »Kommt nur! Kommt her, wenn ihr meine Rache ertragen könnt. Ihr werdet euch wundern, heimtückisches Gesindel.«
    Tief holte er Luft und blähte seine Backen auf. Fauchend schoß eine Feuerlohe aus seinen Nüstern hervor.
    Die Weiber wichen zurück.
    »Was ist nun? Wo bleibt euer Mut? Ich denke, ihr wolltet uns fangen und an Burra ausliefern. Die große Galee fürchtet sich…«
    »Treib’s nicht zu weit«, mahnte Mythor.
    »Ach was«, Gerrek winkte heftig ab.
    Wieder spie er Feuer. Im letzten Moment hatte er die Frau bemerkt, die sich im Schutz einiger Pflanzen angeschlichen hatte. Kreischend wälzte sie sich nun auf dem feuchten Erdreich, um die Flammen zu ersticken, die plötzlich über ihre Kleidung züngelten.
    »Wer will sich noch aufwärmen?« spottete Gerrek.
    »Ich«, rief Galee, »werde dir dein großes Maul stopfen.« Ein kurzer Wink veranlaßte ihre Weiber, sich zu verteilen.
    Mythor seufzte.
    »Jetzt hast du erreicht, daß sie uns von mehreren Seiten her angreifen«, machte er dem Mandaler Vorwürfe. »Wie willst du das schaffen?«
    »Ein Beuteldrache gibt sich niemals geschlagen. Er…«
    Gerrek verstummte. Der Boden unter seinen Füßen schien zu beben, begleitet von einem fernen Grollen.
    Die Frauen griffen an. Galee war die erste, die schwertschwingend auf Mythor eindrang.
    Zischend stieß Gerrek die Luft durch seine Nüstern aus. Aber nur wenige Funken zeigten sich, von einer Flammenzunge ganz zu schweigen.
    »Ist das alles?« lachte Galee schrill. »Ich zittere vor Entsetzen.«
    Der Mandaler versuchte es noch einmal. Mit demselben bedrückenden Ergebnis. Wütend stampfte er dann auf und riß sein Kurzschwert aus der Scheide.
    Das Beben wiederholte sich, wurde heftiger. Ein schwerer Stoß erschütterte Gondaha.
    Selbst die Frauen verharrten in ihren Bewegungen und schienen zu lauschen.
    Keine hundert Schritte entfernt, stürzte krachend ein Baum. Im Fallen riß er andere mit sich, und für die Dauer weniger Augenblicke erfüllte das Splittern von Holz die Luft.
    »Die Stadt versinkt!« rief jemand.
    Mythor sah den Riß, der sich im Schwamm bildete. Kaum eine Handspanne messend, wurde er schnell breiter. Gerrek schien die Veränderung ebenfalls zu bemerken, während die Frauen wie versteinert standen und Furcht in ihre Augen trat.
    Schon maß der Spalt eine halbe Körperlänge.
    »Wir müssen hinüber«, platzte Mythor heraus, nahm einen kurzen Anlauf und sprang. Der Beuteldrache folgte ihm, kam

Weitere Kostenlose Bücher