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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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aber unsicher auf, woran vielleicht sein Schwanz schuld war, und stürzte.
    Galee blieb ihnen auf den Fersen. Doch bevor sie sicheren Halt fand, drang der Sohn des Kometen bereits auf sie ein. Instinktiv warf sie sich zurück. Einige ihrer Weiber streckten ihr hilfreich die Arme entgegen, denn die steil abfallende Kluft weitete sich schnell.
    Wenigstens vorerst waren Mythor und Gerrek in Sicherheit. Es wurde offensichtlich, daß aus irgendeinem unerfindlichen Grund ein Teil der Schwimmenden Stadt absplitterte.
    Unter deinen Füßen liegt das Höhlensystem mit den Nissen und Enterseglern, durchzuckte es Mythor siedendheiß.
    Und es gab kein Zurück mehr.
    Allerdings war ihm das noch lieber, als Burra in die Hände zu fallen. Das Handeln der Besessenen würde leichter zu durchschauen sein.
    Etwa hundertmal zweihundert Schritte mochte das Bruchstück messen. Eine reißende Strömung trieb die Schwammscholle von Gondaha fort. Noch hatte man das Gefühl, die Schwimmende Stadt greifen zu können, so riesig war sie in ihrer Ausdehnung, aber mit jedem Augenblick, der verging, wuchs die Entfernung.
    Ein Luftschiff schwebte heran. Mythor erkannte Burra, die in der Gondel stand und zu ihm herüberstarrte. Zwei Amazonen waren bei ihr.
    Der Ballon sank langsam tiefer.
    Gerrek schien zur Statue geworden zu sein. So nahe stand er der Abbruchkante, daß eine einzige falsche Bewegung ihn in die Tiefe reißen mußte.
    Keine fünf Schritte war das Luftschiff mehr entfernt, als es fauchend aus den Nüstern des Beuteldrachen hervorbrach. Die Feuerlohe brannte ein großes Loch in die Ballonhülle.
    Ruckartig sackte die Gondel durch und hätte beinahe noch auf der Schwammscholle aufgesetzt. Scharfe Bruchkanten zerfetzten ihre Bespannung.
    Die Amazonen mußten Ballast abwerfen, um nicht auf dem Meer niederzugehen und wieder an Höhe zu gewinnen. Drohend reckte Burra die Faust.
    »Wir sehen uns wieder!« schrie sie.
    Der Flug des Ballons wurde unregelmäßig. Schnell entwich die Heißluft aus der aufgerissenen Hülle. Aber die Kriegerinnen schafften es, die Gondel auf Gondaha zu landen.
    »Du hast sie entkommen lassen«, fauchte Burra, als Galee herbeieilte. Mit einem behenden Satz schwang sie sich auf den Boden der Schwimmenden Stadt.
    »Es war der Götter Wille.« Galee zuckte mit den Schultern. »Wir konnten es nicht verhindern.«
    »Soo«, dehnte Burra. »Dich trifft keine Schuld?« Der Spott ihrer Worte war unverkennbar. Sie zog Dämon, jenes Schwert, das ihr oft hervorragende Dinge geleistet hatte.
    Galee erbleichte.
    »Das wirst du nicht…«
    Burra schlug zu. Ihr Hieb verfehlte die Frau nur um Haaresbreite, weil diese sich fallen ließ. Galee rollte sich ab und riß im Aufspringen ihre Waffe aus der Scheide.
    Klirrend prallten die Klingen aufeinander.
    »Du hast versagt«, fauchte die Amazone Zaems.
    Galee kämpfte verbissen, doch sie hatte keine Chance. Nach kurzem Schlagabtausch setzte Burra zum shantiga an. Ihrer Gegnerin blieb nicht einmal die Zeit für einen entsetzten Aufschrei.
    Die heraufziehende Nacht verschluckte Gondaha .
    Mythor vermochte nicht zu erkennen, was auf der Schwimmenden Stadt geschah. Wohl aber Gerrek, der mit seinen Drachenaugen auch in der Nacht gut sah.
    »Burra hat Galee getötet«, stellte er ohne jede Regung fest. »Zum Glück sind wir hier in Sicherheit.«
    »Einstweilen nur«, schränkte Mythor ein. »Sie wird nicht aufgeben und uns mit ihrem Schiff folgen.«
    »… wahrhaft beglückende Aussichten«, maulte Gerrek.
    »Unsere Lage ist auch sonst alles andere als rosig. Unter uns durchziehen ausgedehnte Höhlen den Schwamm, in denen vielleicht Hunderte von Nissen liegen und Entersegler auf den Tag des Ausschlüpfens warten.«
    »Meine Güte«, stöhnte der Mandaler entsetzt und ließ sich auf den Boden sinken. »Entersegler…« Er schüttelte sich ab. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich war in einigen der Höhlen«, sagte Mythor.
    »Brrr. Nichts auf der Welt…« Ein jäh aufzuckender, vielfach verästelter Blitz ließ den Beuteldrachen verstummen. Als sei dies nur der Anstoß zu Schlimmerem gewesen, brach urplötzlich ein heulender Sturm los, der die See aufpeitschte und Gischt turmhoch aufwirbelte. Tiefhängende Wolkenbänke verdunkelten das Licht der Sterne. Nur der fahle Schein des Mondes lag noch auf dem Wasser und ließ es silbern erscheinen.
    Entsetzt wandte Gerrek sich ab.
    »Das ist der Schimmer des Todes. Schreckliches wird auf uns zukommen.«
    Zwischen zwei Büschen war eine flüchtige

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