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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Und zwar von einem Felsbrocken.
    Nun wußte ich, was dieses Knirschen zu bedeuten hatte. Schreiber wollte mich mit dem verdammten Felsbrocken töten.
    Und er rollte.
    Fieberhaft sah ich mich nach einer Deckung um, entdeckte eine kleine Mulde ein paar Schritte weiter und hetzte darauf zu. Ich hechtete hinein und krümmte meinen Körper zusammen.
    Der Brocken rollte vorbei. Kleinere Steine folgten, Staub hüllte mich ein, dann hörte ich ein Krachen und Brechen, als der Fels mit Brachialgewalt in die Bäume rauschte und erst ein paar Yards später aufgehalten wurde.
    Geschafft. Ich kam wieder hoch.
    Von Schreiber sah ich nichts mehr. War er weitergelaufen? So rasch es möglich war, erklomm ich den Hang. Abermals mußte ich auf allen vieren gehen, schluckte Staub, keuchte, aber ich schaffte es und erreichte den Platz, von wo Gordon Schreiber den Felsbrocken hinabgerollt hatte.
    Ich sah den Mann.
    Und meine Augen wurden groß. Denn nun erkannte ich, wie Gordon Schreiber fliehen wollte.
    Auf dem Vorsprung stand eine schmale Hütte, deren Tür offenstand.
    Schreiber war durch die Hütte gelaufen. Dahinter befand sich ein offener Stand. Dort hatte Schreiber einen fertig montierten Flugdrachen stehen.
    Das knallrote Segel leuchtete wie helles Blut.
    Schon befand er sich im Lauf, rannte auf die Felskante zu und stieß sich ab.
    Ich stand da und hatte das Nachsehen.
    Aber nicht lange, denn mein Blick fiel in die Hütte, und ich entdeckte den zweiten Drachen. Das grüne Segel lag zusammengefaltet am Boden über dem Gestänge.
    Ich zögerte nicht mehr. So schnell wie möglich holte ich den Flugdrachen aus der Hütte. Ich war zwar noch nie selber geflogen, aber ich wußte durchaus, wie man ein solches Gerät zusammenbaute.
    Ein wenig mulmig war mir schon, als ich den Drachen aus der Hütte in den Unterstand schleifte. Und dieses Gefühl verstärkte sich, als ich meinen Gegner sah. Er schien auch kein geübter Drachenflieger zu sein, denn die gefährlichen Aufwinde machten mit ihm, was sie wollten. Er torkelte regelrecht in der Luft, und ein paarmal glaubte ich, er würde abschmieren.
    Ich beeilte mich, den Drachen zusammenzubauen und schaute ihn mir dann an. Bisher hatte ich die mutigen Männer immer im Film bewundert, nun mußte ich selbst ran. Das Fluggerät bestand aus einem deltaförmigen, von einem Aluminiumgerüst gehaltenen Tragsegel und einem durch Stahlseile mit den Enden des Quer- und Längsholms verbundenen Steuertrapezes. Der Flieger selbst hing in Gurten. Ich konnte also durch Bewegungen des Trapezes Anstellwinkel und Seitenlage des Flugkörpers steuern.
    Ich hob den Drachen hoch und gurtete mich fest. Wobei ich sehr darauf achtete, daß die Gurte auch fest lagen, schließlich wollte ich nicht herausrutschen.
    Dann umfaßte ich den Querholm des Steuertrapezes.
    Vor mir sah ich das weite Tal im Dämmerlicht der hereinbrechenden Dunkelheit. Lichter schimmerten zu mir hoch. Sie kamen mir so unendlich weit entfernt vor. Und die Sichtperspektive verzerrte alles.
    Was sehr weit aussah, konnte ziemlich nah sein, wie zum Beispiel Gordon Schreiber, der einfach nicht aus dem Tal herauskam.
    Ich peilte die Strecke zum Abgrund an, prüfte den Wind und war zufrieden. Ein paar Schritte ging ich noch zurück. Ein Windstoß fuhr bereits unter das Segel und hob es an. Ich hatte Mühe, den Drachen überhaupt zu halten. Dann lief ich los.
    Zuerst wackelten mir noch die Knie, aber es gab keine andere Möglichkeit für mich.
    Weg mit Schanden, dachte ich.
    Die Kante tauchte vor mir auf.
    Noch zwei Schritte — noch einer…
    Dann schwang ich meinen Körper hoch und verlor den Kontakt mit dem Boden…
    Jeder Fluglehrer hätte nur den Kopf geschüttelt oder sich die Seele aus dem Leib geschrien, je nach Temperament. Wer mich sah, mußte mich für verrückt halten, so wie ich an dem Drachen hing. Es fiel mir schwer, meinen Körper in der Waagerechten zu halten, die Beine wollten immer wieder nach unten.
    Dabei hatte ich das Gefühl, daß der Wind günstig in das Segel fuhr und mich ein ganzes Stück hochtrug.
    Meine Umgebung nahm ich vorerst nicht wahr. Ich hatte genug mit dem Steuertrapez zu tun und mußte zusehen, daß ich einigermaßen das Gleichgewicht behielt.
    Ich wackelte wie ein altes Propellerflugzeug. Wenn ich das Gewicht zu sehr nach rechts verlagerte, schmierte er mir an dieser Seite ab, bei der linken passierte es ebenfalls, auch durfte ich nicht zu sehr nach vorn drücken, denn dann wurde der Drachen kopflastig, und ich würde

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