Die Seelenburg
den Händen, dafür ein gefährliches Netz, dessen Fäden plötzlich anfingen glutrot zu schimmern.
Pykka blieb stehen.
Etwa fünf Schritte trennten ihn von den Echsenköpfigen, die der Hölle entstiegen waren, denn sie rochen nach Schwefel und Pestilenz. Der Druide machte sich noch kleiner.
»Was wollt ihr?« Seine Stimme klang dunkel.
Die beiden gaben keine Antwort.
Aber Pykka wußte auch so, was sie mit ihm vorhatten. Er sollte zurückgeschafft werden.
Und sie kamen näher.
Das Netz hielten sie mit zwei Händen an den Ober- und Unterkanten fest, und so spannten sie es über die gesamte Gangbreite.
Gab es noch eine Chance?
Gequält verzog der kleine Druide das Gesicht. Er konnte zurücklaufen, aber was hätte das genützt? Es wäre ein unnötiger Kräfteverschleiß gewesen.
So blieb er stehen.
Wenn er noch seine alten Kräfte gehabt hätte, dann wäre alles anders gewesen, dann hätte er das Netz zerrissen, aber so…
***
Er befand sich noch inmitten seiner Überlegungen, als die beiden Gestalten das Netz schleuderten. Es ging blitzschnell. Der Druide sah plötzlich dieses flirrende Gebilde über sich, duckte sich noch mehr, doch er konnte dem Netz nicht ausweichen. Es fiel nach unten.
Genau auf ihn zu.
Er spürte die Berührung. Zuerst geschah nichts, dann aber wurde die magische Kraft des Netzes voll wirksam.
Pykka schrie auf. Auf einmal schien sein Körper unter einem kalten Feuer zu brennen. Überall, wo ihn das Netz berührte, spürte er die Schmerzen, die tief durch seine Haut drangen, ihn einhüllten und ihn fast zum Wahnsinn trieben.
Er konnte nur noch schreien.
Aber er riß sich zusammen, er wollte den beiden Häschern keinen Grund geben, sich an seinen Schmerzen zu weiden. So sackte er nur zusammen und blieb auf dem Boden liegen, begraben unter der Kraft des magischen Netzes.
Die Echsenköpfigen traten neben ihn. Wortlos bückten sie sich und griffen wieder zu. Ihre Hände packten die Enden des Netzes und zogen es zusammen.
Das spürte Pykka nicht mehr. Er befand sich inzwischen in einem tranceähnlichen Zustand. Was um ihn herum geschah, nahm er überhaupt nicht wahr.
Sie trugen ihn weg.
Einer nur warf sich den kleinen, ehemals so mächtigen Druiden über die Schulter und ging mit ihm davon. Der Spuk wartete nicht gern, er wollte die Bestrafung.
Es dauerte nicht lange, da hatten sie den finsteren Gang hinter sich gelassen und erreichten eine Treppe, die nach oben führte. Graues Dämmerlicht fiel über die Stufen, ein Zeichen, daß sie die unterirdische Tiefe verließen und sich in die Regionen des Tageslichts begaben.
Sie gelangten in die Halle der einsam stehenden Burg. Durch die hohen Fenster fiel trübes Tageslicht. Die Berge in der näheren Umgebung lagen im Nebel. Als dicke Schwaden wanderten Wolken über die Gipfel.
In der Halle blieben die Spukdiener stehen und ließen ihre Beute zu Boden fallen.
Dort blieb der Druide erst einmal liegen. Die beiden Echsenmenschen bewegten sich von ihm fort und öffneten eine hohe Tür. Sie meldeten ihren Erfolg.
Ein Lachen war die Antwort.
Dann ertönten Schritte. Im nächsten Augenblick erschien eine grauhaarige, geduckt gehende Gestalt, die einen fleckigen schwarzen Anzug trug, ein dickes Buch unter den Arm geklemmt hatte und ihr mit Pickeln und Pusteln verunstaltetes Gesicht dem am Boden liegenden Druiden zuwandte.
»Ist er das wirklich?« fragte der Mann.
»Ja.«
Der Ankömmling grinste wölfisch. Er ging weiter. Sein Haar stand wirr vom Kopf ab. Der Mund bewegte sich, doch nicht ein Wort drang über seine Lippen.
An einem langen Tisch nahm er Platz. Das Buch legte er auf die Platte und schlug mit der flachen Hand auf den schwarzen Einband. Danach griff er in die Innentasche seiner fleckigen Jacke und holte einen Holzhammer hervor, den er neben das Buch legte. Er winkelte die Arme an, legte sie auf den Tisch und fixierte den im Netz zappelnden Druiden.
»Ein neues Opfer!« flüsterte er. »Ich werde Gericht über diesen Abtrünnigen halten und seine Seele in den Kreis der ewig Jammernden aufnehmen.«
Diese Worte waren typisch für ihn. Denn er war kein geringerer als Maddox, der Dämonenrichter. Ein Wesen, das im Reich der Finsternis gefürchtet war, denn er und der Spuk bildeten ein höllisches Tandem.
Wen Maddox verurteilte, der geriet in die Fänge des Spuks, der die Seele des Dämons für alle Zeiten an sich riß und sie der immerwährenden Qual preisgab.
»Löst das Netz!« befahl der Dämonenrichter.
Die
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