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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Hang krachte.
    Irgendwie gelang es mir. Der Sturzflug wurde gleitender, war aber immer noch sehr schnell.
    Zu schnell…
    Und da war der Hang.
    Ich streckte meinen Körper nicht mehr, sondern ließ die Beine nach unten baumeln. Meine Füße fanden Kontakt. Ich rannte. Versuchte, die Geschwindigkeit beizubehalten, rannte weiter, ließ den Drachen los und dann hatte ich das Gefühl, einen schmetternden Schlag gegen die Waden zu bekommen.
    Ich bekam ihn tatsächlich.
    Dann verlor ich den Kontakt mit dem Boden, hob regelrecht ab, und für mich ging praktisch die Welt unter. Ich fiel auf die Nase, knallte lang hin, rutschte weiter, überschlug mich, wußte nicht, wo oben noch unten war, und dachte nicht mehr an die Flugechsen und an Gordon Schreiber. Ich rollte den Hang hinunter, wobei ich mich zusammenkrümmte und meinen Kopf mit beiden Armen schützte.
    Plötzlich war alles vorbei.
    Ich lag still. Und spürte die Nässe. Um mich herum rauschte Wasser. Ein Bach hatte meinen Sturz aufgehalten.
    Ich richtete mich auf und wunderte mich, daß es noch klappte. Zuerst warf ich einen Blick in den Himmel.
    Von dem Echsenwesen war nichts mehr zu sehen. Trotzdem rauschte etwas heran.
    Es war Gordon Schreiber!
    »Wir sprechen uns noch!« brüllte er so laut er konnte, bis ihm der Wind seine Worte von den Lippen riß, aber ich hatte sie trotzdem vernommen.
    Gordon Schreiber verschwand. Allein blieb ich zurück.
    Mit einigen Prellungen, aber ohne Knochenbrüche. Ich hatte einen Fall hinter mich gebracht. Allerdings nur halb — Gordon Schreiber war entwischt. Sicher würde ich irgendwann von ihm hören.
    Vor Wut hatte ich am liebsten in einen Stein gebissen.
    Nach einem quälenden, mühevollen Marsch erreichte ich Gunter, wo der Leihwagen stand. Wie ein Greis bewegte ich mich voran, weil mir sämtliche Knochen weh taten. Ich atmete erst auf, als ich hinter dem Lenkrad saß.
    Dann hielt mich nichts mehr. Den Weg zur Burg schaffte ich in einer wahren Rekordzeit. Vor der Burg standen Polizeiwagen und zwei Fahrzeuge der Ambulanz. Es wimmelte von Beamten.
    Mich interessierte nur Jane Collins. Sie lag schon auf der Trage und hing am Tropf. Neben ihr stand Suko.
    Ich sah auch Carlo Lei.
    »Und?« fragte ich, als ich in die Halle stürmte und mich auch nicht von Polizisten aufhalten ließ.
    »Sie wird es schaffen«, antwortete Suko.
    Ich hörte den Brocken förmlich poltern, der mir vom Herzen fiel. Jane war bei Bewußtsein. Sie erkannte mich.
    »John«, flüsterte sie. Mehr nicht.
    Ich schluckte, versuchte zu lächeln, aber es wurde nur ein verzerrtes Grinsen.
    Dann hauchte ich ihr einen Kuß auf die blassen Lippen.
    Die vier Personen des Hexenzirkels waren schon weggeschafft worden.
    Mit ihnen würden sich die Behörden befassen.
    »Und Schreiber?« fragte Suko.
    »Entkommen.«
    Mein Freund sagte nichts mehr.
    Jane kam in ein Krankenhaus. Suko und ich blieben noch zwei Tage.
    In Gunter quartierten wir uns ein. Ich hatte noch eine geringe Hoffnung, daß die Fahndung nach Schreiber Erfolg zeigen würde, doch er war nicht wieder aufgetaucht.
    Wir besuchten Jane, der es schon wieder besserging. Allerdings wollten die Ärzte sie noch zwei Wochen dabehalten.
    Auch den vier Personen im Gefängnis statteten wir mehrere Besuche ab.
    Aus den beiden Frauen und aus den Männern war kein Wort herauszubekommen. Angeblich wußte niemand, wo sich Gordon Schreiber aufhielt In Genf war er jedenfalls nicht erschienen.
    Am dritten Tag startete unser Flugzeug. Don Carlo fuhr mit bis Zürich.
    Vor dem Flug versprach er uns, sich um Jane Collins zu kümmern. Er sah es als seine Pflicht an, wie er sagte.
    »Übernehmen Sie sich nicht«, warnte ich ihn. »Miss Collins ist manchmal eine Kratzbürste.«
    »Ich meine das auch nur rein freundschaftlich«, erklärte mir Don Carlo.
    »An etwas anderes habe ich auch nie gedacht«, erwiderte ich grinsend und reichte ihm die Hand.
    Zwanzig Minuten später schwebten wir in der Luft. Diesmal fühlte ich mich sicher, denn ein Jet ist kein Segeldrachen…
    ENDE

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