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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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vielleicht hätte er auch gelacht, aber ihr Ton verrät ihm, dass es ihr todernst ist. »Wie?«, fragt er provozierend. »Wenn ich es dir befehle, schlitzt du dir bei lebendigem Leib den Bauch auf und schneidest ein Organ heraus?«
    »Nein«, sagt sie ruhig. »Ich gehe zu einer Hexe und lasse es mir so entfernen, dass ich nicht daran sterbe. Dann komme ich zurück und zeige es Euch. Und wenn Ihr sagt, dass noch etwas verschwinden muss, dann trenne ich mich auch davon. Bis nichts mehr von mir übrig ist, was ein Mann nicht auch hätte, und Ihr Euch bereit erklärt, mein Lehrer zu werden.«
    Er tritt einen Schritt zurück in den Schatten seines Häuschens und deutet auf die Wände. »Sieh dir dieses Haus an, Kind. Spürst du hier irgendwo Magie? Gibt es einen einzigen Stein, der mit Seelenkraft eingesetzt wurde, ein Möbelstück, das ich nicht mit meiner Hände Arbeit und im Schweiße meines Angesichts gezimmert hätte? Ich habe dieses Haus selbst gebaut, mit diesen meinen Händen, jeden Zoll davon, weil ich es so wollte. Und jetzt soll ich dich in der Magie unterweisen? Ausgerechnet ich ?« Er schüttelt den Kopf. »Deine Willenskraft ist bewundernswert, aber du bist hier an der falschen Adresse. Geh an den Hof von Selden oder Amarys und trage dein Anliegen dort vor; vielleicht hören die Magister auf dich. Aethanus von Ulran ist kein Magister mehr, und er nimmt keine Schüler an. Keine Jungen und auch keine Mädchen, die bereit sind, sich selbst zu verstümmeln, um sich zu Jungen zu machen.«
    Das Mädchen deutet nur seelenruhig in eine Ecke des Raumes, weit unten, wo Wand und Boden aufeinandertreffen. »Da.«
    »Was ist da?«
    »Macht. Ihr habt gesagt, sie sei hier nirgendwo zu finden.« Der schmale Finger mit den dünnen Schmutzrändern unter den Nägeln, wo Wasser und Seife nicht hinkamen, lässt sich nicht beirren. »Genau dort.«
    Er dreht sich um und mustert die Stelle. Er ist fest entschlossen, ihre Behauptung zurückzuweisen, doch dann erkennt er erschrocken, dass sie recht hat. Da unten, genau an diesem Fleck, es war im Jahr des großen Regens … er war als Maurer noch unerfahren gewesen, er hatte es nicht geschafft, das Grundwasser zurückzuhalten, und schließlich hatte er das Haus von innen abgedichtet. Einzig und allein an dieser Stelle. Nirgendwo sonst hatte es sich als nötig erwiesen.
    »Und außerdem bin ich kein Kind mehr«, fügt sie hinzu.
    Er erwidert ihren Blick. Diesmal schaut er tiefer, beurteilt nicht nur ihr Äußeres, sondern auch das Feuer, das in ihrer Seele brennt. Es ist stark, sehr stark. Eine Hexe mit diesem Athra könnte viele Jahre überdauern. Ein Mann mit diesem Athra … würde weder Wahnsinn noch Tod scheuen, um in die Reihen der Magister aufgenommen zu werden, und es könnte ihm sogar gelingen.
    Außerdem hat sie das Zweite Gesicht. Und das ist sehr selten.
    »Was ist ein Kind?«, fragt er.
    Die Diamantaugen weichen ihm nicht aus. »Ein Kind ist ein Wesen, das von seinen Eltern auf der Straße verkauft wird, damit sie mit dem Geld neue Kinder machen können.« Sie hält inne. »Ein Erwachsener verkauft sich selbst.«
    Sie ist kalt. Kalt wie Eis. Ist es Stärke, was sie ihm zeigt, oder nur die äußere Hülle für eine angeschlagene Seele, die unter der ersten schwereren Prüfung zerbräche?«
    »Bist du deshalb zu mir gekommen?«, fragt er. »Um dich zu verkaufen?«
    »Wenn es sein muss«, sagt sie ungerührt.
    Wenn ich mir eine Frau vorstellen sollte, die mutig genug wäre, um die Translatio und alles, was danach kommt, zu überleben und Magister zu werden , denkt er, dann würde sie genauso sprechen.
    Wieder geht er vor ihr in die Knie. Auf Augenhöhe. Erforscht angestrengt, was sich unter dem Fleisch verbirgt, Spuren einer Seele, die so gut abgeschirmt ist gegen fremde Blicke, dass ein Mann, er spürt es, jahrelang danach suchen könnte, ohne sie jemals zu Gesicht zu bekommen.
    »Hast du jemals eine Flamme auf einem Fenstersims tanzen lassen?«, fragt er leise. »Oder an einem Sommerabend ein Glühwürmchen auf deine Hand gelockt? Hast du erlebt, dass Ereignisse eintraten, weil du sie dir gewünscht hattest, oder dass Dinge, die für dich schädlich gewesen wären, einfach verschwanden, ohne dass jemand es erklären konnte?«
    Der kristallklare Blick wankt nicht. »Nein, Herr, denn solche Dinge bringen den Tod. Und ich will nicht sterben.«
    Ja , denkt er. Das ist es, was man braucht. Den brennenden Wunsch zu leben, koste es, was es wolle. Das ist die wichtigste Bedingung

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