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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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missverstehen.«
    »Günstige Winde auf See. Sichere Straßen zu Lande.«
    Die schwarzen Augen glänzten im Mondlicht. »Das ist eine Menge Hexerei für eine einzige Reise.«
    »Ich erwarte dafür auch gewisse Annehmlichkeiten.«
    Die Nacht war still, nur die Grillen zirpten. Der Gesang in der Ferne war verstummt.
    »Ich reise über Land«, sagte er. »Und die Freien Lande sind tatsächlich mein Ziel. Wenn auch nicht auf direktem Wege.«
    »Ich habe es nicht eilig«, unterbrach sie ihn. Eine Notlüge; sie wollte die Frage vermeiden, warum diese Reise von so brennendem Interesse für sie sei. »Es würde mir sicherlich nicht schwerfallen, mir unterwegs die Zeit zu vertreiben … mit Einkäufen vielleicht.«
    »Natürlich.« Er strich sich nachdenklich über das Kinn; die goldenen Ohrringe blitzten im Mondlicht. »Und wenn zwischendurch ein Geschäft nicht ganz nach Wunsch laufen sollte …«
    »Das wäre schwieriger«, sagte sie, »und kostspieliger.« Es zuckte leicht um ihre Mundwinkel. »Dafür müsste ich schon sehr günstig einkaufen.«
    »Natürlich.«
    »Sind wir uns dann einig?«
    Er schüttelte den Kopf, schnalzte mit der Zunge und schmunzelte leicht. »Ein kluger Mann unterschreibt niemals nach durchzechter Nacht einen Vertrag. Lektion Nummer eins, wenn du in mein Unternehmen einsteigen willst. Und jetzt werde ich mich schlafen legen, dafür wäre es längst an der Zeit gewesen. Ich habe noch drei Tage lang in Bandoa zu tun, dann rüste ich zum Aufbruch. Wenn du am Abend des letzten Tages in den Dritten Mond kommst und nach Netando fragst, können wir über die Bedingungen sprechen. Bist du damit einverstanden?«
    Sie nickte.
    »Hier.« Er griff in sein Gewand, zog eine kleine goldbestickte Börse aus roter Seide hervor und warf sie ihr zu. »Kauf dir ein paar anständige Kleider. Man wird danach beurteilt, mit wem man sich umgibt.«
    »Mein Name ist Kovan«, sagte sie.
    Er lachte leise. »Den habe ich bis morgen früh bestimmt wieder vergessen. Erinnere mich doch bitte daran.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich abermals dem Wirtshaus zu. Sogar dort war es jetzt ruhiger geworden. Und sogar die Huren waren verstummt.
    Drei Tage.
    Konnte sie es wagen, so lange an einem Ort zu bleiben? Wenn sie nun wirklich von einer unbekannten Macht verfolgt wurde? Hatten ihre Träume sie womöglich davor warnen wollen, sich auszuruhen und dieser Macht die Zeit zu geben, sie einzuholen?
    Sie wird nach unten gezogen in eine namenlose, schreckliche Dunkelheit … der Strudel schließt sich über ihr. Jenseits davon, unterhalb davon ist nichts. Nur Leere …
    Drei Tage.
    » Kein Magister hat jemals prächtigere Feuerwerke geschaffen als sie , hatte Netando gesagt. Und jemand hatte hinzugefügt: » Und doch stirbt sie nicht. «
    Drei Tage.
    Die Börse war prall mit Silber gefüllt. Sie starrte die Münzen lange an und wog die Alternativen gegeneinander ab. Dann kehrte auch sie in das Wirtshaus zurück und sicherte sich mit einem Teil des Geldes ein Zimmer für die nächsten zwei Nächte. Für den Rest würde sie sich eine anständige Männertracht kaufen.
    Wenn sie schon mit einer namenlosen Dunkelheit zu kämpfen hatte, konnte sie das auch in angemessener Kleidung tun.

Kapitel 31
    Im Bankettsaal im Palast der Hexenkönigin drängten sich die Gäste, und die Stimmung schäumte über. Siderea lag im Zentrum der hufeisenförmig angeordneten Liegen und niedrigen Tische; ihre schwarzen Augen blitzten, und sie steuerte das Fest mit unauffälligen Gesten: Mit einem Fingerzeig ließ sie hier die Karaffen mit Minzwein nachfüllen, mit einer kleinen Bewegung des Handgelenks veranlasste sie, dass dort drüben ein Tablett mit Naschwerk abgestellt wurde. Ihr Lachen klang, als streiche der Wind durch eine Äolsharfe, und sie war von Männern umringt, die sich zu ihr neigten und ihr pikante Geheimnisse ins Ohr flüsterten, um ihr als Beweis ihrer Gunst dieses Lachen zu entlocken.
    In diese festliche Gesellschaft trat ein Diener, der anders aussah als die anderen. Wo sie bunte Seidengewänder trugen und mit Goldschmuck behängt waren, machte er in seinem schlichten wollenen Kittel den Eindruck, als hätte er eben noch im Garten gegraben oder andere Schmutzarbeit verrichtet. Die Gäste waren so betrunken, dass sie ihn nicht bemerkten – vielleicht war er ihnen auch nur gleichgültig –, aber Siderea hatte stets ein wachsames Auge auf alles, was in ihrem Palast vorging, auch wenn ihre Gäste davon nichts bemerkten. Sekunden, nachdem der

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