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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Diener eingetreten war, streifte sie ihn mit einem raschen, prüfenden Blick, entschuldigte sich flüsternd bei den beiden Männern, die ihr am nächsten saßen, und verließ mit wehenden scharlachroten Schleiern und klirrendem Schmuck den Saal.
    »Schick die Tänzerinnen herein«, flüsterte sie einem anderen Diener im Vorbeigehen zu, und der eilte davon, um den Befehl auszuführen.
    Der Mann wartete an der Tür und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Jetzt aus der Nähe sah sie auch die dunklen Flecken auf seinem braunen Wams. »Nicht hier«, sagte sie rasch und nickte ihm zu, den Saal wieder zu verlassen. Sie folgte ihm hinaus in den Vorraum und deutete auf ein Nebenzimmer, wo sie ungestört waren.
    »Vergebt mir die Störung …«, keuchte er, sobald die Tür ins Schloss gefallen war.
    »Ich gehe davon aus, dass du gute Gründe dafür hast.«
    Er nickte. »So sehr ich es bedauere, Majestät. Ich habe gehört … jemand ist gekommen …« Er wusste offenbar nicht, wie er anfangen sollte, und drehte verlegen seine Wollmütze in den Händen hin und her, während er nach den rechten Worten suchte.
    »Sag einfach, worum es geht«, befahl sie ruhig. »Wie du es ausdrückst, ist nicht von Belang.«
    »Wir haben einen Besucher aus Corialanus«, begann er. »Aus dem Westen. Er sagt … er sagt … irgendeine Ortschaft sei völlig zerstört … alle Bewohner getötet … ein schreckliches Ungeheuer … Ihr müsst es Euch selbst anhören, Majestät, die Schilderung ist so grauenvoll, ich kann sie nicht wiedergeben.«
    Im Herzen der Hexenkönigin regte sich die Angst wie eine eiskalte Schlange. Das ist Dantons Werk.
    »Führe mich zu ihm«, befahl sie.
    Vor dem Bankettsaal blieb sie kurz stehen, gab Anweisungen für die nächsten Darbietungen und stellte sicher, dass jede leere Minzweinkaraffe sofort wieder gefüllt würde; so würden die Gäste sie nicht so schnell vermissen. Außerdem schickte sie einen Diener in ihre Gemächer und ließ sich einen dunklen Kaftan bringen, um ihn über ihr Festgewand zu ziehen. Wenn in Corialanus tatsächlich ein Blutbad stattgefunden hatte, ziemte es sich nicht, die Nachricht in seidener Pracht und mit Schmuck behängt entgegenzunehmen. Sie nahm auch ihre Ohrringe und die Halskette ab und ließ sie einem anderen Diener im Vorübergehen in die Hand fallen; als sie den Raum erreichte, wo der Bote wartete, trug sie nur noch einen schmalen Knöchelreif mit kleinen Münzen, die bei jedem Schritt leise klirrten, und einen reich verzierten Kamm, der nicht so leicht zu entfernen war.
    Diener rissen die Türen zu einem Raum auf, in dem sich etliche von ihren Leuten um einen Mann bemühten, der auf dem Bett lag. Er starrte vor Schmutz, seine Kleidung war steif von geronnenem Blut und anderen noch unangenehmeren Körperflüssigkeiten, und er roch wie eine ganze Latrine. Siderea sah befriedigt, dass man ihm bereits ein Bad eingelassen hatte und nur noch auf ihren Befehl wartete, um ihn hineinzuheben.
    Sie trat neben das Bett und schaute auf den Verletzten hinab. Ein Netz von Kratzwunden überzog seine Haut, und an einer Stelle hatte er einen tiefen Riss, den ihr Leibarzt gerade zu reinigen und zu verbinden versuchte. Der Mann hatte offenbar einen Albtraum und warf sich stöhnend hin und her. Gelegentlich wollte er den Arzt von sich stoßen, dann trat ein Diener an das Bett und hielt ihn fest. Schließlich lag er still, schluchzend vor Erschöpfung, gefangen in seinen Erinnerungen, kaum wahrnehmend, wo er sich befand und wer bei ihm war.
    Siderea betrachtete ihn einen Moment lang und wünschte, sie hätte einen ihrer Magister hier. Wenn Danton einen Angriff gegen Corialanus geführt hatte, würde diese Nachricht sicherlich jeder von ihnen hören wollen. Aber wenn man sich auf die Macht von anderen verließ, musste man in Kauf nehmen, dass sie manchmal nicht zur Stelle waren, wenn man sie brauchte.
    Man hatte eine Schale Wasser neben das Bett gestellt. Stumm bedeutete sie einem der Diener, ein Tuch hineinzutauchen, es auszuwringen und ihr zu geben. Dann setzte sie sich neben den Besucher, schob den Leibarzt zur Seite und legte die kühle Kompresse so zart wie einen Schmetterlingsflügel auf die glühende Stirn des Kranken.
    Damit schaffte sie offenbar einen Durchbruch; er wurde unter ihren Händen langsam ruhiger, und als er zu ihr aufsah, war sein Blick nicht mehr ganz ohne Verstand. Die Augen waren verklebt von getrockneten Tränen, blutunterlaufen und vom häufigen Reiben entzündet und

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