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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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gelehrt habt«, sagt Kamala leise. »Aber selbst das fällt mir jetzt schwer.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Einen schwachen Funken, der kaum noch brannte. Ohne Wärme. Am Erlöschen.«
    Er nickt.
    »Ihr treibt mich in den Tod.«
    »Ja«, sagt er. »Dahin führt der Weg.«
    »Aber Ihr wollt mir nicht sagen, was mich erwartet.«
    »Die Erfahrung zeigt, dass es dem Anwärter nicht hilft, die Wahrheit zu kennen. Das Mysterium würde nur unnötig preisgegeben. Deshalb werde ich dich in Unwissenheit belassen.«
    »Muss ich denn das Mysterium nicht kennen, um zu überleben?«
    Ihr Blick ist das Einzige an ihr, was sich niemals ändert, niemals an Kraft verliert. Diamantaugen. Er begegnet ihnen mit schonungsloser Offenheit. »An diesem Punkt kommst du mit Bücherweisheit nicht mehr weiter, Kamala. Der Teil deiner Seele, der bald auf die Probe gestellt werden soll, wird von Instinkten beherrscht und weiß mit den Erkenntnissen des Verstandes nichts anzufangen. Fakten nützen ihm nichts. Sie könnten den Prozess sogar behindern, wenn sie den Anwärter ablenken und seine Konzentration stören.
    Ich habe dich vorbereitet, so gut ich konnte. Den Rest des Weges musst du alleine gehen. Du wirst auf den Tod treffen, er wird dein Leben von dir fordern. Wenn du nicht selbst herausfindest, wie du ihn besiegen kannst, ist der Sieg wertlos.« Er hielt inne. »Vertraue mir. Alle Alternativen wurden bereits von anderen Magistern erprobt, diese Form der Ausbildung hat sich am besten bewährt.«
    Und keine Frau hat den Kampf mit dem Tod jemals gewonnen. Keine Frau wollte jemals ins Leben zurückkehren, nachdem sie den Preis dafür erfahren hatte.
    »Es läuft also immer so ab?«
    »Ja.«
    »Bei Euch damals auch?«
    Es ist so lange her, er kann sich kaum erinnern. »Ja. Allerdings war ich kein so eigenwilliger Schüler und habe meinen Lehrer wahrscheinlich sehr viel weniger geärgert als du.«
    Die Antwort entlockt ihr ein schiefes Lächeln; für einen Moment verjüngt sich ihr Gesicht. »Ihr könnt aber nicht bestreiten, dass Euer Haus durch meine Gegenwart gewonnen hat.«
    Das muss ich zugeben , denkt er und muss ebenfalls lächeln. Stets auf der Suche nach neuen Beschäftigungen für sie, hatte er sie in seinem Haus ungehindert schalten und walten lassen. Nun vibrierten die Mauern geradezu unter den Rückständen der Kräfte, die sie geweckt und an sie gebunden hatte, und aus der rohen Klause, die er einst mit eigener Hand errichtet hatte, war ein vielschichtiges Bauwerk geworden, ein Kunstwerk, auch wenn er darüber nicht immer sehr glücklich war.
    Wenn du stirbst, muss ich mein Holz wieder selbst hacken.
    »Noch nie hat eine Frau diesen Schritt überlebt«, sagt sie leise. Ihr Tonfall macht deutlich, dass sie ihm eine Frage stellt … es ist das erste Mal, dass sie das so offen tut. Er will sich schon mit der einfachsten Antwort aus der Affäre ziehen, doch dann hält er plötzlich inne und überlegt. Nein. Sie verdient es, dass man ihr die Wahrheit sagt. Zumindest so viel kann ich ihr in die Translatio mitgeben.
    »Noch nie wurde eine Frau zum Magister erhoben.« Er spricht langsam und wählt seine Worte mit Bedacht. Nur ja nicht zu viel sagen. Das ist immer gefährlich. Wenn ein Schüler die Wahrheit erfährt, könnte er falsch reagieren. Aus den Anfangszeiten, als man noch anders unterrichtete, weiß man von Schülern, die in heller Panik davonliefen, sobald man sie aufklärte. Einen konnte sein Magister gerade noch einfangen, bevor er das sorgsam gehütete Geheimnis in einem Anfall verfehlter Menschenliebe dem ganzen Dorf mitteilte. Der Fall alarmierte damals die gesamte Magiergemeinde. Heute geht man solche Risiken nicht mehr ein. »Man sagt zwar allgemein, dass keine Frau die Translatio überlebt, aber ich bin nicht sicher, ob sich diese Behauptung auf Tatsachen gründet. Ein gewisser Anteil der Kandidaten verfällt dem Wahnsinn, bevor sie ihr Ziel erreichen, sie müssen von ihren Lehrern beseitigt werden. Es wäre denkbar, dass auch Frauen bis dahin gekommen sind. Über gescheiterte Schüler wird nicht gesprochen.«
    »Warum werden sie wahnsinnig?«
    Er schüttelt den Kopf und schnalzt leise mit der Zunge. »Lass gut sein, Kamala. Du weißt, dass ich dir das nicht sagen werde.«
    »Wieder eines von den Dingen, die ich erst verstehe, wenn ich am Ziel bin?«
    »Richtig.«
    Bald. Bald ist es so weit.
    Sie seufzt, und aus der wirren Flammenkrone lösen sich ein paar Strähnen und fallen ihr in die Augen. Sie streicht sie achtlos zur

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