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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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können«, bemerkte Ramirus. »Das wäre einfacher, aber wohl weniger dramatisch gewesen.«
    »Mir war einfach danach, etwas zu zerstören«, gab Fadir kurz zurück. »Sei froh, dass es nur Sträucher waren.«
    Ramirus wandte sich mit leisem Glucksen vom Fenster ab. Er sah nicht viel anders aus als damals, als er vor einer kleinen Ewigkeit alle Magister in Dantons Palast zusammengerufen hatte. Ob ihn die jüngsten Ereignisse belasteten, war ihm nicht anzumerken.
    »Ich bekomme hier nur selten Besucher«, sagte er. »Und wenn, dann gelangen sie kaum jemals bis in den Park. Gewöhnlich überlegen sich die Leute noch einmal, ob sie mich stören wollen, sobald sie meine riesigen Wachechsen gesehen haben.«
    »Und die Morati?«
    Die blauen Augen hefteten sich durchdringend auf Fadir. »Wenn ich die Morati brauche, suche ich sie auf. Sie hüten sich, hierher zu kommen.«
    »Wenn wir schon dabei sind … wo genau ist eigentlich ›hier‹?« Fadir sah sich um, als erwarte er, irgendwo an der Wand eine Landkarte zu finden; die primitiven Amulette in seinem Haar klirrten und klapperten. Er passte ganz und gar nicht in diese kultivierte Umgebung, aber genau das genoss er. Tatsächlich waren viele Lebensspannen eines Sterblichen vergangen, seit man ihn zu Recht als Barbaren bezeichnet hatte, aber von manchen Dingen trennte man sich eben nur schwer.
    »Spielt das eine Rolle? Du wolltest zu mir kommen. Ich habe es dir gestattet. Jetzt setz dich und sag mir, was du mit deinem Besuch bezweckst.« Er deutete auf zwei Ledersessel zu beiden Seiten eines Mahagonischreibtischs; der Tisch war übersät mit Büchern und Manuskripten, als wäre Ramirus soeben noch mit schwierigen Forschungen beschäftigt gewesen. »Zur Stärkung kannst du dir ja selbst herbeizaubern, wonach dir der Sinn steht.« Ramirus hob den Arm und hielt plötzlich ein Glas Rotwein in der Hand. »Fühl dich ganz wie zu Hause.«
    Als ob ich hier auch nur ein Fünkchen Macht mehr verschwenden würde, als ich es ohnehin schon getan habe. Fadir war gereizt, aber auch nicht mehr. Für einen Magister gab sich Ramirus geradezu gastfreundlich.
    Der Sessel knarrte, als Fadir sich setzte. Nach kurzem Überlegen beschwor er sich ungeachtet der Kosten doch einen Krug Bier. Der Krug war aus gewachstem Leder und hätte eher in eine Bauernschenke gepasst als in diesen gediegenen Salon, ein Nadelstich, über den sich sein Gastgeber hoffentlich ärgerte.
    »Es geht das Gerücht, du hättest dir keinen Patron mehr gesucht«, sagte Fadir. »Entspricht das der Wahrheit?«
    »Es geht das Gerücht, du würdest ein ungesundes Interesse an den Angelegenheiten fremder Leute entwickeln«, gab Ramirus freundlich zurück. »Entspricht das der Wahrheit?«
    Der Besucher seufzte. Ende der Artigkeiten.
    Er stellte den Krug auf den Tisch – ein magischer Luftzug brachte gerade noch rechtzeitig einige Dokumente in Sicherheit – und sagte dann schlicht und ohne Übergang: »Die Seelenfresser sind zurückgekehrt.«
    Das Weinglas blieb auf halbem Wege zu Ramirus’ Lippen stehen.
    »Und Danton verfällt dem Wahnsinn.«
    »Danton war immer schon wahnsinnig«, sagte Ramirus ruhig. »Erzähl mir von den Seelenfressern.«
    Und Fadir erzählte. Alles. Er sprach von dem Hexer Antuas, der in Sankara aufgetaucht war, von dem Verhör, dem sie ihn unterzogen hatten, von dem Gemetzel in Corialanus, dem Nest, den Leichen, Colivars Theorien … er ließ nichts aus. Ramirus schwieg und lauschte regungslos; nur einmal bewegte er sich – um das Weinglas loszulassen, das verschwand, bevor es auf dem Boden aufschlagen konnte – und legte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander. Seine weißen Brauen zogen sich zusammen, und seine Augen waren plötzlich kälter geworden, als sterbliche Menschenaugen es jemals vermocht hätten.
    Als Fadir endlich geendet hatte, sagte Ramirus leise: »Colivar hat schon immer gern fantastische Geschichten erzählt …«
    »Spotte nicht über Dinge, von denen du keine Ahnung hast«, warnte Fadir. »Ich war dabei und habe gesehen …«
    Der weißhaarige Magister unterbrach ihn mit erhobener Hand. »Du solltest mich ausreden lassen. Ich wollte sagen … aber er versteht mehr von diesen Dingen als sonst ein lebender Mensch.«
    »Dann glaubst du ihm.«
    »Niemand würde lügen, wenn es um solche Ungeheuer geht.« Sein Lächeln war düster, ohne Freude oder Wärme. »Nicht einmal Colivar.«
    Er erhob sich und trat wieder ans Fenster. Lange Zeit stand er nur da und schaute auf seinen

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