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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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solchen Übergriff abgesichert hatte. Wozu auch? Sie hatte die Gaben bisher nie benützt. Und wenn sie es jetzt tat, würden ihre Liebhaber wahrscheinlich nie davon erfahren.
    Vertrauen war stärker als jede Zauberei.
    Langsam und bedächtig durchsuchte sie die Sammlung. Wenn sie nur ein oder zwei der Pfänder verwendete, hätte sie nur Zugriff auf die Gedanken von deren Besitzern, und das genügte ihr nicht. Sie brauchte eine Verbindung zur gesamten Magistergemeinde, damit die Geheimnisse, die sie miteinander teilten, eine eigene magische Substanz bekämen. Erst dann könnte sie erkennen, was die Magister vor ihr geheim hielten.
    Mit Hilfe der Pfänder, die sie ihr freiwillig gegeben hatten, wäre der Aufwand nur sehr gering. Allerdings mochten ihr die Götter gnädig sein, wenn die Magister jemals herausfänden, was sie getan hatte.
    Sie erinnerte sich, unter welchem Druck Colivar gestanden hatte, als er zu ihr gekommen war, und wie nervös und zerstreut Fadir und Sula gewesen waren, und dachte: Ich muss Bescheid wissen.
    Es war unmöglich festzustellen, welche Magister mehr über diese Dinge wüssten als alle anderen, abgesehen von den dreien, die den Vorfällen in Corialanus nachgegangen waren, und zwei von deren Pfändern hatte sie bereits verbrannt. Sie ließ die verbleibenden durch ihre Finger gleiten und wählte willkürlich ein Dutzend Papierchen aus. Es war die Hälfte ihrer Sammlung – ein unersetzlicher Schatz –, aber das Wissen, das sie begehrte, erforderte ein Opfer dieser Größe.
    Natürlich wurde ihr auch ein noch persönlicheres Opfer abverlangt … aber das lag in der Natur der Sache, wenn man eine Hexe war.
    Sie ließ die halb geleerte Truhe wieder verschwinden, setzte sich vor das Kohlebecken und machte sich bereit für das bevorstehende Werk. Es fiel ihr ungewöhnlich schwer, sich zu konzentrieren. Stirnrunzelnd strich sie über die Liebespfänder ihrer Magister, schloss die Augen und suchte sich seelisch auf ihre Aufgabe einzustimmen. Aber es war, als wehrte sich ihr Geist dagegen, sich mit Hexerei zu befassen, ihre Gedanken schweiften immer wieder ab.
    Ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich.
    Ihr Vater hatte ihr viele Wege gezeigt, um das Seelenfeuer zu zähmen, und nachdem sie eine Stunde lang entsprechende Übungen gemacht hatte, fühlte sie sich endlich bereit. Die trockenen Papiere fingen rasch Feuer, und duftender Rauch stieg aus dem Becken. Sie fächelte ihn sich zu, sog das Wesen der Magister in sich ein –
    – schwarze, strudelnde Leere, von Schreien erfüllte Finsternis.
    Nach Luft ringend, schlug sie die Augen auf. Alles drehte sich um sie. Der Rauch in ihren Lungen machte ihr das Atmen schwer. Die Macht, die durch ihre Adern wogen sollte, war –
    Nicht da.
    Hustend setzte sie den Deckel auf das Becken und erstickte die Flammen. Die Verschwendung magischen Materials war ihr ein Gräuel, aber es musste sein. Was immer ihr fehlte, sie würde heute sicherlich keine Hexerei mehr zustande bringen.
    Plötzlich fiel ihr wieder ein, wie schwer es ihr beim letzten Besuch der Magister gefallen war, die Macht zu beschwören, und ein kalter Schauer kroch ihr den Rücken herauf.
    Etwas stimmt nicht mit mir.
    Sie ahnte, was es sein könnte. Aber sie wollte es nicht aussprechen. Es musste etwas anderes sein! Ganz bestimmt. Irgendetwas!
    Zitternd richtete sie den Blick nach innen und spähte mit ihren übernatürlichen Sinnen in die Tiefen ihrer eigenen Seele. Tief, tief hinein, dahin, wo das Feuer ihres Lebens mit heller Flamme brennen sollte. In ihrer Jugend hatte sie Dutzende von Malen ihr eigenes Seelenfeuer betrachtet; ihr Vater hatte sie diese Übung gelehrt, als er ihr zeigte, wie sie ihre Macht bündeln konnte. Wenn der Schaden so groß war, dass ihr eigenes Athra ihr nicht mehr gehorchte, würde er sich hier am ehesten zeigen.
    Doch diesmal fand sie keine lodernden Flammen. Diesmal versengte ihr die Hitze ihrer Lebensenergie nicht die Sinne. Nur eine schwache Seelenfeuerglut flackerte so kläglich vor sich hin wie eine erlöschende Kerze. Ringsum war alles kalt und dunkel.
    NEIN!!!!
    Sie schrie aus Leibeskräften. Das löste einen neuen Hustenanfall aus, und eine Weile war sie allein mit Atmen beschäftigt. Eine Dienerin hörte den Lärm und kam ins Zimmer gelaufen; als sie ihre Herrin nach Luft ringen sah, suchte sie ihr auf die einzige Weise zu helfen, die sie kannte: sie klopfte ihr auf den Rücken.
    »Hinaus mit dir!«, stieß Siderea keuchend hervor. »Lass mich

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