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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Otis Parker war tot. Erschlagen von einem Bücherregal. Voll beladen mit anspruchsvollen Schmökern, war es umgekippt, und gut und gerne vierhundertfünzig Kilo hatten Mr Parker, der gerade einmal magere siebzig auf die Waage brachte, mühelos niedergestreckt. Ein tragischer Unfall. Danach sah es jedenfalls aus.
    Ich will mich kurz vorstellen, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Mein Name ist John Corey, ich bin Polizeibeamter bei der Kriminalkommission im ersten Revier von New York City. Für den Fall, dass Sie jemals meine Hilfe benötigen sollten, verrate ich Ihnen auch noch, wo sich unsere Wache befindet: auf dem Ericsson Place in Lower Manhattan.
    An einem kalten, stürmischen Märzmorgen saß ich in einem Café auf der Hudson Street unweit meiner Dienststelle und versuchte, dem Kellner, den unsere Sprache ganz offensichtlich überforderte, auf Spanisch zu erklären, dass ich Spiegeleier wollte, beidseitig gebraten, mit Schinken. »Huevos gewendetos. Schinko und blanco Toasto. Kapito?«
    Um genau 8.34 Uhr klingelte mein Handy. Polizeileutnant Ed Ruiz war dran. Mein Chef.
    »Ich stelle fest, dass du nicht an deinem Schreibtisch sitzt.«
    »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Wo steckst du?«
    Ich sagte es ihm.
    »Das trifft sich gut«, antwortete er. »Du musst sofort los. Es gibt einen Toten ganz in deiner Nähe, in der Dead-End-Buchhandlung in der North Moore Street. Sein Sekretär hat ihn gefunden, als er heute Morgen zur Arbeit kam.«
    Ich kannte die Buchhandlung, die sich auf Detektivgeschichten und Kriminalromane spezialisiert hatte. Ab und zu war ich dort sogar Kunde gewesen. Ich habe eine Schwäche für Krimis. Ich weiß immer, wer der Täter ist, und zwar ohne zu schummeln und das Ende zu lesen. Na ja, meistens jedenfalls. Wie dem auch sei, eigentlich sollte mein Beruf ein Kinderspiel für mich sein.
    Ruiz fuhr fort: »Bei dem Toten handelt es sich um den Inhaber des Ladens, einen gewissen Mr Otis Parker.«
    »Oh … Mensch, den kenne ich. Habe ihn ein paarmal getroffen.«
    »Ach ja? Wie das denn?«
    »Ich habe ein Buch gekauft.«
    »Wirklich? Warum?«
    Geflissentlich überging ich seinen Kommentar und erkundigte mich nach den Umständen der Tat.
    »Raubmord?«
    »Nein. Wer überfällt schon eine Buchhandlung? Da gibt es weder Geld noch Waren, die man verticken kann.«
    »Stimmt. Also?«
    »Na ja«, antwortete Leutnant Ruiz, »es sieht nach einem glasklaren Fall aus.«
    Er erwähnte das umgekippte Bücherregal.
    »Alles spricht für einen Unfall«, meinte er. »Aber Rourke, der Kollege, der als Erster vor Ort erschien, schlug vor, wir sollten einen Blick auf den Schlamassel werfen, bevor sie saubermachen.«
    »Okay. Ey, leg noch nicht auf! Wie sagt man auf Spanisch ›Spiegeleier im Brötchen zum Mitnehmen‹?«
    »Man sagt ›Hasta la vista‹ und bewegt sich auf schnellstem Weg hinüber in die Buchhandlung.«
    »Sehr witzig.« Ich beendete das Gespräch und trat hinaus in den kalten Märzmorgen. Um diese Uhrzeit ist Lower Manhattan vollgestopft mit Menschen und Fahrzeugen. Alle befinden sich glücklich und gut gelaunt auf dem Weg zur Arbeit. Glauben Sie mir, mir ging es ganz genauso.
    Zu Fuß würde ich schneller sein, als wenn ich zuerst zum Revier zurückging, um dort den Dienstwagen zu holen. Also trabte ich die Hudson Street vier Häuserblocks in nördlicher Richtung hoch. Ein heftiger Wind schlug mir entgegen. Der Exhibitionist, der an der Straßenecke stand, öffnete seinen Trenchcoat. Der Wind trug ihn nach oben und wirbelte ihn in einer Warteschleife um das Telekommunikationsgebäude, das vormals der Western Union gehörte. Nein, war nur ein Scherz.
    Ich bog in die North Moore Street. Das ist eine ruhige Straße mit Kopfsteinpflaster, die nach Westen führt, hinunter zum Fluss. Am Ende der Straße sah ich zwei RMPs und einen Bulli. Wenn dies hier nicht Ihr erster Krimi aus New York ist, dann wissen Sie, dass Funkstreifenwagen bei uns RMP heißen – das steht für Radio Motor Police – und dass Bulli einen Krankenwagen bezeichnet. Das als kurze Hintergrundinfo für den geneigten Leser.
    Ich nahm an, dass eines der Fahrzeuge dem Kollegen gehörte, der zum Einsatz gerufen worden war, und das andere dem Einsatzleiter des Streifendienstes.
    Als ich mich der Dead-End-Buchhandlung näherte, fiel mir auf, dass man die Gegend nicht abgesperrt hatte und dass der Einsatz der Polizei kaum Aufsehen erregte. Aber wann tut es das schon? Die Leute interessieren sich höchstens für etwas wirklich

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