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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Gewissheit erlangen? Es hat Gründe, warum wir die Nähe anderer Magister beim Konjunktenwechsel fürchten … die gleichen Gründe, warum diese anderen den Moment nur allzu gern miterleben möchten.
    Natürlich waren meine Kollegen nur deshalb gekommen. Als sie von dem Spektakel hörten, hatten sie sofort erkannt, wie kostspielig es sein würde.
    Endlich raffte ich mich auf und gewann die Herrschaft über meinen Körper zurück. Als ich die Augen aufschlug, beugte sich König Ambulis über mich. Seine Augen loderten vor Zorn.
    ›Willst du mich zum Narren machen, Magister?‹ Er sprach so leise, dass ihn auf dem Platz niemand hören konnte, aber meinen Rivalen entging kein Wort. ›Der Himmel ist dunkel, und ich wüsste nicht, dass ich das befohlen hätte.‹
    Mühsam erhob ich mich und schaute wieder in die Nacht hinein. Unter mir beobachteten die fremden Magister mit ihren bleichen Gesichtern jede meiner Regungen. Die Menge war sinnlos betrunken und verlangte lärmend nach neuen bunten Lichtern. In meinem Kopf hämmerte es, denn ich war beim Sturz mit der Stirn gegen die Balustrade geprallt. Die Angst lag mir im Magen wie eine zusammengerollte Schlange. Was mochten mir meine Rivalen im Augenblick der Translatio angetan haben? Und was würden sie erst tun, wenn Ambulis mir so viel abverlangte, dass eine weitere Translatio erforderlich würde?
    ›Nun?‹, fragte mein König.
    Und ich saugte auch meinen neuen Konjunkten aus und erhellte die Nacht mit seinem Seelenfeuer. Sein Tod gab ein prachtvolles Schauspiel ab, und nur die Magister verstanden, was wirklich geschah.
    Dafür muss nun ein Mensch sterben , dachte ich, als unter meiner Zauberkunst der Himmel erstrahlte. Nicht um einen Krieg zu gewinnen, nicht um ein Werk für die Nachwelt zu schaffen, nicht einmal, um mir selbst einen kleinen Wunsch zu erfüllen. Dieser Mensch stirbt nur, um die Eitelkeit des Königs zu befriedigen. Hat Ambulis das verdient? «
    Er hält inne. »Am nächsten Morgen verließ ich den Hof. Und ich habe nie zurückgeschaut.«
    »Und habt Ihr hier Euren Frieden gefunden?«, fragt Kamala leise.
    Er schaut lange in die Nacht hinein, bevor er antwortet.
    »In den Wäldern herrscht Ruhe«, sagt er endlich. »Und meine Ansprüche sind gering. Meine Konjunkten sterben zumeist an Altersschwäche … vielleicht etwas früher als unter normalen Umständen, aber nicht so lange vor ihrer Zeit, dass deshalb Gerede aufkäme. Und ich bin nicht von Räubern in schwarzen Gewändern umgeben, die auf jedes Anzeichen von Schwäche lauern. Ja, ich denke, ich habe das gefunden, was ein Magister unter Frieden versteht. »
    Jetzt ist sie es, die schweigt. Er braucht sie nicht anzusehen, um ihre Gedanken zu lesen; sie bringen die Luft zum Schwingen.
    »Für dich ist das wohl nicht genug, Kamala?«
    Sie antwortet nicht.
    »Mir hätte es in deinem Alter auch nicht genügt.«
    Sie schaut mit ihren Smaragdaugen starr in die Nacht hinaus. »Ich habe in letzter Zeit oft Träume. Seltsame Träume.« Sie beißt sich auf die Lippe, während sie die Erinnerung wachruft. »Ich denke, sie handeln von … meinem Konjunkten.«
    Aethanus zuckt zusammen. »Das kann nicht sein.«
    »So habt Ihr es mich gelehrt.«
    »Was siehst du in diesen Träumen? Wieso glaubst du, dass er dir erscheint?«
    »Kein Gesicht. Nichts Genaues. Ich spüre nur … dass da jemand ist. Und dass eine Verbindung zu ihm besteht. Ich weiß, was er ist. Aber ich kann nicht erkennen, wer er ist.« Sie schaut zu ihm auf. »Gibt es eine Möglichkeit, die Träume klarer zu machen? Ich versuche es jede Nacht, aber ohne Erfolg.«
    Seine Stimme ist nur ein Flüstern. »Das darfst du nicht.«
    Sie widerspricht ihm nicht – das tut sie nie –, aber aus ihren Augen lodert ein unbeugsamer Trotz, den er nur zu gut kennt.
    »Kamala, hör mir zu.« Er fasst sie an den Schultern und dreht sie zu sich herum. »Dieser Weg führt in den Tod, verstehst du das nicht? Die Götter waren gnädig, als sie verfügten, dass unsere Konjunkten gesichtslos seien, dass wir nicht erfahren sollten, wer sie sind. Wie könnten wir sonst handeln, wie wir es tun?«
    »Habt Ihr Euch nie gefragt, von wem Ihr Eure Kräfte bezieht?«, flüstert sie. »Ich fände es ganz natürlich, neugierig zu sein.«
    »Kamala …« Er wählt seine Worte mit Sorgfalt, denn er weiß um den eisenharten Starrsinn seiner Schülerin. Wenn es ihm nicht gelingt, ihr Sinn und Zweck der Magistergesetze begreiflich zu machen, wird sie sich kaum daran halten. »Wir

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