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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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noch zum Kampf bereit waren – das war nicht so einfach, denn Ihr müsst wissen, dass die Magie der Dämonen den Menschen allen Kampfesmut raubte –, und mit ihnen noch einmal einen Angriff gegen den Feind zu wagen. Aber nicht, um die Dämonen in den Ländern zu töten, die sie besetzt hielten, den Trümmern des Ersten Reiches, denn alle derartigen Versuche waren schon vorher gescheitert. Diesmal wollte man sie in den hohen Norden hinauftreiben, wo Eis und Schnee regierten und die Reiche der Menschen bisher nie Fuß gefasst hatten. Man hoffte nämlich, die strenge Kälte dort oben würde die Feinde so sehr schwächen, dass die Menschen sie endlich doch vernichten könnten.«
    »Erzählt mir von diesen Dämonen«, sagte Kostas ruhig. Kalt und starr ruhte der Blick seiner Echsenaugen auf ihr; sie wagte nicht, ihn offen anzusehen, aus Angst, ihren Abscheu zu zeigen.
    »Der Sage nach entstanden sie aus den Seelen böser Menschen, die Angst hatten, in das Totenreich einzutreten, aber nur in der Welt der Lebenden verweilen konnten, wenn sie sich von den Seelen anderer nährten. Sie nahmen die Gestalt großer Flugwesen an, und ihre schwarzen Schwingen waren so riesig, dass sie Schatten auf den Boden warfen, wenn sie vorüberflogen. Ihr Blick konnte einen Menschen in Stein verwandeln, kein Krieger vermochte ihnen standzuhalten. Als sie zum ersten Mal auftauchten, stellten sich ihnen viele Heere entgegen, und ebenso viele steinerne Mahnmale zeugen von ihrem Untergang.«
    »Aber diesmal sollte es anders sein«, unterbrach der Magister.
    »Ja.« Gwynofar warf einen Blick auf Danton. Sie wusste, dass er zwar einen Teil dieser Geschichten glaubte, aber nur auf die Art seines eigenen Volkes, das die Dämonen lediglich für grässliche Bestien und die Schilderungen ihrer übernatürlichen Kräfte für bloße Sagen hielt. Dennoch hatte etwas dem Ersten Königtum ein Ende bereitet und die Menschheit für zehn Jahrhunderte in geistige und seelische Finsternis gestürzt, dachte sie störrisch. Daran zweifelte kein Mensch. Und dann hatte etwas alle Eindringlinge getötet, sodass das Zweite Königtum beginnen konnte. Auch das wurde nicht in Zweifel gezogen. Wieso hielt man einen magischen Krieg für weniger glaubwürdig als einen Krieg, der einfach durch irgendwelche Ungeheuer ausgelöst worden war?
    »Im Norden erzählt man sich viele Geschichten von der Suche der Hexen und Hexer nach den letzten noch verbliebenen Helden unter den Menschen. Wenn der Magister dergleichen hören möchte …« Kostas winkte mit seiner knochigen Hand kurz ab. »Manche Sagen gehen davon aus, dass die Götter den Hexen und Hexern bei ihrer Suche geholfen hätten, weil sie sonst niemals fündig geworden wären. Endlich konnten sie eine Handvoll Krieger um sich versammeln, die gegen die Macht der Dämonen gefeit waren, insgesamt sieben an der Zahl, und mit der Zeit strömten weitere Männer zu ihren Fahnen, bis man ein ganzes Heer beisammen hatte.«
    So hatte sie es in ihrer Kindheit gehört, wenn die Spielleute in der Finsternis des nordischen Winters vor dem prasselnden Feuer ihre Epen vortrugen. Sie musste achtgeben, um nicht in den gleichen Singsang zu verfallen oder halb vergessene Fragmente dieser Lieder wiederzugeben, anstatt die Spekulationen und Mythen von Jahrhunderten für Kostas in einigen schlichten Sätzen zusammenzufassen. Als kleines Mädchen hatte sie sich eigentlich mehr für die aufregende Suche nach den Sieben Helden und für die magischen Abenteuer begeistert, die diese erlebten, aber davon wollte Kostas offensichtlich nichts wissen, und so überging sie diesen Teil.
    »Die Hexen jener Tage kämpften vollzählig an der Seite der Sieben, denn die Götter hatten ihnen in Träumen die Bedeutung dieser Auseinandersetzung enthüllt, folglich wussten sie, dass es in ihrer Hand lag, ob die Menschheit überdauerte oder unterginge. Grausame Schlachten tobten über die Erde, man kämpfte nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Zauberei. Wo einstmals mächtige Reiche gestanden hatten, lagen nun die Leichen gefallener Soldaten, einige hatten die Feinde mit ihren Klauen in Stücke gerissen, andere waren körperlich unversehrt, aber die Dämonen hatten ihre Seele zerstört, und ihr Geist schrie unhörbar seine Qualen in die Welt hinaus. Daneben lagen die Überreste zahlloser Hexen, leere Hüllen, denen das Leben entzogen worden war, um die Magie am Brennen zu halten. Die Erde war nur noch ein blutiger Totenacker, und wer nicht kämpfen konnte oder

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