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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Frau aus dem Adel.« Er sah Gwynofar an. »Verzeiht, meine Liebe, aber das ist die Wahrheit, und Ihr wisst es.«
    Wenn sie sich mit einem Nicken geschlagen gab, ersparte sie sich die Antwort. Und ohne Antwort war sie gegen Kostas’ magische Wahrheitsprüfung gefeit.
    Sie nickte. »Ist der Magister damit zufriedengestellt? Oder möchte er noch mehr von mir erfahren?«
    Sie musste Kostas bei dieser Frage in die Augen sehen, und dabei überlief sie ein Schauer. Die hellgraue Iris, der Farbe von Rhys’ Augen nicht unähnlich, war in sich ganz und gar unmenschlich, und sie glaubte für einen Moment, in ihren Tiefen zuckende schwarze Schatten zu sehen, die nur darauf warteten, durch seinen Blick nach oben zu schwimmen und sich gierig auf ihre Seele zu stürzen, sobald sie sich die geringste Blöße gäbe. Oder über ihre Schwäche zu jubeln, sobald sie den Blick abwandte. Also hielt sie stand, obwohl sie ihre ganze Willenskraft dafür aufbieten musste. Die starren Augen ruhten ein, zwei Sekunden, eine kleine Ewigkeit lang, fest auf ihr, um zu prüfen, wie stark sie war. Endlich sagte Kostas: »Nein. Ihr habt mir genug erzählt«, und wandte sich wieder Danton zu. Sie hörte nicht einmal mehr, was er noch sagte, so erleichtert war sie, dass das Kräftemessen ein Ende hatte. Obwohl sie so zerbrechlich wirkte, war sie eine starke Frau, und das Bewusstsein ihrer moralischen Überlegenheit als Protektorin verdoppelte ihre Kräfte, aber für einen Menschen war selbst ein Blickduell mit einem gewöhnlichen Magister kaum zu gewinnen.
    Danton setzte den Becher wieder an die Lippen, und diesmal leerte er ihn. Hatte er noch einmal nachgeschenkt? Wenn ja, dann trank er heute ungewöhnlich viel, und das war kein gutes Zeichen. »Ich hatte dem Magister schon gesagt, dass hinter Euren Mythen nicht viel steckt. Aber er wollte sie trotzdem hören. Nun, Kostas, Ihr hattet also Eure Märchenstunde, nicht wahr? Seid Ihr jetzt klüger?« Er deutete zerstreut auf Gwynofar und nickte zur Tür hin. »Ihr könnt gehen, meine Liebe.« Sie war in aller Form entlassen. Während sie sich folgsam erhob und vor ihm knickste, war er mit seinen Gedanken bereits anderswo, und sie wagte erleichtert aufzuatmen.
    Erst als sie auf der anderen Seite der schweren Eichentür in Sicherheit war, blieb sie stehen, lehnte sich mit weichen Knien dagegen, nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug und fragte sich: Was war der Zweck dieser Unterredung? Denn eines hatte sie von Ramirus gelernt: Ein Magister tat nichts ohne Hintergedanken, und die Absichten waren für einen gewöhnlichen Sterblichen kaum zu durchschauen.
    Doch so sehr sie auch grübelte, sie konnte die vielfach verschlungenen Knoten nicht lösen, und endlich zog sie sich seufzend in ihre Gemächer zurück, wo sie zumindest durch dicke Türen vor dem neuen Königlichen Magister geschützt war, und versuchte, die unreine Berührung seines magischen Blicks zu vergessen.
    Danton füllte seinen Becher ein weiteres Mal. »Nun?«, brummte er. »Habt Ihr erfahren, was Ihr wissen wolltet?«
    Kostas nickte langsam.
    »Wenn Ihr mich fragt, ist das alles blanker Unsinn. Sagen und Mythen, niedergeschrieben von Menschen, die sich einen Platz in der Geschichte sichern wollten. Alle Dynastien, die solche Legenden nicht geerbt haben, müssen sie im Nachhinein schaffen.«
    » Ihr herrscht auch ohne Geschichten dieser Art.«
    Danton lachte herzlich. »Durchaus möglich, dass mein Name an gewissen Orten dieser Welt religiöse Verehrung genießt, wenn auch wohl kaum in einem guten Sinn. Ich habe dennoch nichts dagegen, ich fördere es sogar. Durch Angst hält man Menschen im Zaum.« Wieder nahm er einen tiefen Schluck. »Ein schwacher Herrscher bittet die Götter noch um Erlaubnis, bevor er pissen geht.«
    Ein leises Schmunzeln umspielte die Lippen des Magisters. »Ihr tut das nicht?«
    »Ich pisse auf solche Männer. Und auf ihre Götter.«
    »Eure Gemahlin gibt sich demütig und sanft«, bemerkte Kostas, »aber innerlich ist sie voller Trotz.«
    »Und wenn schon?« Danton beugte sich vor und füllte Kostas’ Becher nach. »Eine Stute ohne Temperament wirft keine guten Zuchthengste, Magister.«
    »Und diese Aufgabe hat sie vorbildlich erfüllt, nicht wahr?« Kostas lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wenn auch nicht ohne Hilfe«, fügte er gelassen hinzu.
    Danton zog neugierig eine dichte schwarze Augenbraue in die Höhe. »Wie war das?«
    »Liegt nicht Ramirus’ Hand auf Eurem Haus?«
    Dantons Miene verfinsterte sich.

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