Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
Verstand gequält würde, während Siderea ungestört ihre Ziele verfolgen konnte – und womöglich nicht einmal wusste, dass er da war. Wenn Siderea durch Colivars Anwesenheit in Jezalya abgelenkt werden sollte, dann musste er sie irgendwie auf sich aufmerksam machen. Und er musste wissen , dass sie auf ihn aufmerksam geworden war, damit die nächste Stufe des Plans in Kraft treten konnte.
    Und wie erreichte man das besser, als wenn man dafür sorgte, dass sie ihn aufsuchte?
    Ein kleiner blauer Vogel, der sich mit seiner leuchtenden Farbe scharf von den gedämpften Sandtönen der umliegenden Gebäude abhob, tauchte plötzlich auf. Er umkreiste zwei Mal den Platz, dann stieß er über die Stelle herab, wo das Portal erschienen war. Colivar hielt den Atem an und musste sich aufs Äußerste beherrschen, um nicht mittels seiner Zauberei zu erkunden, was das für ein Tierchen war und was es vorhatte. Wenn es Siderea als Medium diente, konnte es gefährlich sein, mit Magie eine direkte Verbindung herzustellen, sagte er sich.
    Der bunte Vogel umkreiste die Stelle noch einmal, dann machte er kehrt und flog zurück ins Zentrum von Jezalya. Wenig später erschienen zwei Hexen und gingen geradewegs auf seinen Ankunftsort zu. Ohne Zweifel waren sie von Siderea geschickt, um noch mehr in Erfahrung zu bringen. In Vogelgestalt wäre es ihr schwergefallen, seine Spuren eindeutig zuzuordnen, aber die beiden Hexen sollten dazu ohne Weiteres imstande sein. Seine Zauberei hatte eine unübersehbare Fährte hinterlassen, selbst eine ungeübte Hexe würde die kalte Essenz sofort erkennen. Die beiden würden feststellen – und es Siderea berichten –, dass ein Magister nach Jezalya gekommen war. Und wenn sie gut geschult waren, würden sie ihr auch sagen können, um wen es sich handelte.
    So weit, so gut.
    »Ihr wolltet mich sprechen, Hoheit?« Nyuku war sichtlich erfreut, dass ihn Siderea zu sich bestellt hatte, doch als er ihre ernste Miene sah, wurde er vorsichtiger.
    Das ist auch gut so , dachte sie. Die Zeit für Spielchen war vorbei.
    Sie machte keine großen Worte, denn damit hätte sie die Wirkung nur abgeschwächt: »Colivar ist in Jezalya.«
    Er richtete sich hoch auf. Seine Nüstern blähten sich. In den Tiefen seiner Augen regten sich Gefühle, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht menschlich waren. »Seid Ihr sicher?«
    »Vor dem Haus der Götter finden sich Reste von echter Magie. Welcher andere Zauberer hätte eine Veranlassung, nach Jezalya zu kommen? Und er hat auf dem Boden Spuren hinterlassen. Er hat sich bemüht, sie zu tarnen und schwer erkennbar zu machen, aber ich verstehe mich ebenso gut auf das Aufspüren wie er auf das Verstecken.« Als Nyuku schwieg, fügte sie hinzu: »Ihr scheint nicht überrascht.«
    »Ich sagte Euch doch, er würde zu Euch kommen. Und ich sagte es schon, bevor Ihr ihn nach Tefilat locken wolltet. Jetzt hat er zwei Gründe.«
    »Ja.« Sie kniff drohend die Augen zusammen. »Das sagtet Ihr tatsächlich.« Ihre Stimme wurde entwaffnend weich; wer sie gut kannte, hätte das als Warnung verstanden. »Ihr habt mir viel über ihn erzählt, aber Ihr habt immer in Rätseln gesprochen. Ihr habt genügend Andeutungen gemacht, um ein Orakel sein Leben lang zu beschäftigen. Und jetzt ist der Augenblick da, an dem dieses Spiel zu Ende geht. In der nächsten Runde bin ich diejenige, die die Regeln vorgibt.« Ihre Miene verfinsterte sich. » Warum musste er zu mir kommen? Woher wusstet Ihr, dass das geschehen würde?«
    Er setzte zum Sprechen an, machte aber den Mund wieder zu, ohne etwas zu sagen.
    »Ein feindlicher Magister ist in meiner Stadt«, fuhr Siderea schroff fort. »Er ist nicht wegen der landschaftlichen Schönheiten gekommen. Ihr werdet mir auf der Stelle sagen, was ich wissen muss, um mich mit ihm auseinanderzusetzen, oder ich versichere Euch, dass alle Götter Jezalyas nicht fähig sein werden, Euch beim Flug meiner Königin den Sieg zu garantieren.«
    In seinen Augen flackerte ein düsteres, kaltes Licht. Seine Worte klirrten wie Eis. »Das habt nicht Ihr zu entscheiden.«
    »Nein? Bisher mögen sich alle Königinnen dem stärksten Bewerber ergeben haben, aber das heißt nicht, dass das auch für meine Königin gilt. Oder dass der Wettbewerb nicht auch auf andere Weise entschieden werden kann.« Ihre Miene verfinsterte sich noch weiter. »Ich bin keines von Euren hilflosen kleinen Mädchen, Nyuku, die immer nur der elfte Flügel ihres Seelenfressers waren, zu unwissend, um zu

Weitere Kostenlose Bücher