Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
Schwingungen versetzten. »Noch nicht.«
Innerlich verfluchte sie Colivar – bangte um ihn – und wartete.
Nasaan schnallte sich soeben sein Schwert um, als ein Diener hereingelaufen kam. Der Fürst hatte seine Rüstung keine Minute zu früh angelegt.
»Im Ostflügel, Hoheit.« Der Diener atmete schwer, allerdings wohl mehr vor Erregung als vor Anstrengung. »Dort findet ein Kampf statt, Nyuku und ein Fremder sin…«
Mit einem leisen Fluch war Nasaan bereits auf dem Weg, bevor der Satz zu Ende gesprochen war.
Dieser Nyuku war einer von den Speichelleckern der Fürstin, und Nasaan verabscheute ihn mehr als die anderen. Wenn es nach ihm ginge, würde er den Mann nicht einmal seinen Nachttopf leeren lassen. Er konnte nicht erklären, warum er so empfand, denn Nyuku hatte ihn – jedenfalls seines Wissens – nie mit Worten oder mit seinem Verhalten beleidigt, und er hielt sich im Allgemeinen an das Protokoll im fürstlichen Palast. Er übertrieb es manchmal eher mit der Höflichkeit, so als amüsiere er sich innerlich über das ganze Zeremoniell. Doch sobald er einen Raum betrat, sträubten sich Nasaans Nackenhaare, und seine Muskeln spannten sich wie sonst nur bei einem Kampf. Der Mann war eine einzige Herausforderung, und das war umso irritierender, als er sich nie offen als Feind zu erkennen gab. Er brachte Nasaans Blut auf unbegreifliche Weise in Wallung.
Die Djira bestand darauf, dass dieser unangenehme Zeitgenosse nach Belieben in Nasaans Palast aus und ein gehen durfte, und das war einer der wenigen Streitpunkte zwischen ihnen. Nasaans Hexen hatten ihm berichtet, dass Nyukus Aura nicht zur Gänze menschlich sei – was immer das bedeutete –, und Nasaan hatte nur mit einem übernatürlichen Wesen einen Vertrag geschlossen, er fühlte sich nicht verpflichtet, noch ein zweites in seinem Haus zu dulden. So hatte er Nyuku zähneknirschend ein Besuchsrecht eingeräumt, aber der Mann hatte ganz sicher nicht das Recht, gegen irgendjemanden in diesen Mauern die Hand zu erheben. Nasaan hoffte bereits, der andere hätte sich endlich einen größeren Fehler zuschulden kommen lassen und ihm damit einen Vorwand geliefert, ihn ein für allemal aus dem Haus zu weisen. Ob das der Fürstin nun passte oder nicht!
Als er den Raum erreichte, wo die Auseinandersetzung stattfand, standen mehrere Palastgardisten vor der Tür, wagten aber nicht, ohne Befehl von ihm einzutreten. Von drinnen war Kampflärm zu hören, es klang allerdings nicht so, als würden Metallwaffen verwendet. Nasaan war nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
»Ihre Hoheit sagte, wir sollten draußen bleibe…«, begann ein Diener.
Nasaan wartete auch das Ende dieses Satzes nicht ab, sondern zog sein Schwert und zwängte sich durch die halb offene Tür. Er sah, dass man die üblichen Einrichtungsgegenstände entfernt und an einer Wand Ständer aus der Waffenkammer aufgestellt hatte. Die Fensterläden waren fest geschlossen, sodass nur wenig Tageslicht einfiel, und die wenigen Lampen in den vier Ecken konnten die Schatten kaum vertreiben. Es fand tatsächlich ein Kampf statt, Nyuku und ein hochgewachsener Mann mit schwarzem Haar waren die Gegner, und obwohl keine Waffen im Spiel waren, handelte es sich nicht um ein einfaches Handgemenge. Die Hiebe und Tritte kamen schneller, als menschliche Gliedmaßen sie ausführen konnten, und sie wurden von Flammenstößen begleitet, die rasch wieder gelöscht wurden. Schatten und Rauch erfüllten die Luft zwischen den beiden Kampfhähnen. Blut spritzte auf, wurde zu einer roten Nebelwolke und verschwand. Unter Schlägen, die so hart waren, dass der ganze Raum zu erbeben schien, hörte Nasaan immer wieder Knochen brechen, doch das Opfer warf lediglich einen Blick auf den verletzten Körperteil und ging sofort von Neuem zum Angriff über.
So kämpfen Dämonen , dachte Nasaan düster.
Siderea stand in einer Ecke und sah zu. Ihre Augen glänzten feucht, die Lippen waren leicht geöffnet, in ihren Zügen mischten sich sinnliche Erregung und Bestürzung. Als sie ihn erblickte, winkte sie ihn zu sich und legte ihm die Hand auf den freien Arm. »Sie können uns weder sehen noch hören«, sagte sie leise, und er hatte keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Ihr Puls ging hart und schnell wie auf dem Höhepunkt der Lust, und ihre Haut verströmte einen Duft, der eher in ein Schlafgemach denn in eine Waffenkammer gehörte. Das machte ihn misstrauischer als der Kampf selbst, und er wich zurück, um aus
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