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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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gekommen ist, müsste ihre Ikata dann nicht gerade den Verstand verlieren?«
    »Theoretisch ja.« Ramirus nickte.
    Sie hatten alle gehofft, dass Sidereas Seelenfresser sofort nach ihrem Tod in Erscheinung treten würde. Kreischend vor Wut und Schmerz wie ihr Artgenosse vor Dantons Palast. Die Schlussfolgerung lag nahe. Sie hatten sich darauf eingestellt.
    Aber nicht auf diese Stille. Die war ihnen unheimlich.
    Die Königin ist noch jung , überlegte Ramirus. Colivar hat angenommen, sie wäre auf die Verbindung zu Siderea angewiesen, weil sie aus der Zeit vorher so gut wie keine eigene Lebenserfahrung besitzt. Aber was ist, wenn ihre Jugend sie vielmehr anpassungsfähiger macht? Menschen lernen in der Kindheit manche Dinge, die sie sich in späteren Jahren nur noch mit großer Mühe aneignen können.
    »Wir müssen sie finden«, sagte Salvator. »Und wenn es uns nicht gelingt …« Er verstummte und biss sich auf die Unterlippe. Gwynofar war bereit und willens, diese Seelenfresser-Königin ebenso anzulocken wie damals in den Spinas-Bergen, aber diese Lösung war Salvator zuwider, er zog sie nur als letztes Mittel in Betracht.
    Wenn sich die Königin nicht zeigt, werden wir allerdings bald zu diesem Mittel greifen müssen.
    »Was ist das?«, fragte Favias und deutete auf die vereinzelten Flecken in den Bergen.
    »Wahrscheinlich die Verstecke der Reiter«, vermutete Salvator. »Wenn das zutrifft, müssen wir Soldaten hinschicken, um sie unschädlich zu machen. Wenn Colivar recht hatte, können sie derzeit keinen Widerstand leisten. Nehmt auch Hexen und Hexer mit, um die aufzuspüren, die nicht auf der Karte verzeichnet sind. Keiner darf uns entgehen.«
    Ramirus schaute nach Westen und dachte an den Schwarm von rasenden Seelenfressern, der Kamala verfolgt hatte. Wenn man deren Konjunkten töten könnte, sodass die Seelenfresser ihre menschliche Intelligenz verlören, wäre sie in weitaus geringerer Gefahr. Aber wäre das gut oder eher schlecht?
    »Wenn die Stämme schon so nahe sind …«, begann Favias.
    »Die Krieger kann ich fernhalten«, erklärte Ramirus. »Kümmert Ihr Euch um die Reiter und konzentriert Euch darauf, die Königin zu finden.«
    Salvator richtete den Blick auf ihn. In seinen Augen stand eine Frage. Ramirus wich nicht aus, antwortete aber auch nicht. Nach kurzer Zeit nickte der König schroff und wandte sich ab.
    Du bist lernfähig, Großkönig.
    Die Krieger des Tukrit-Stamms donnerten über den Sand, als ihr Anführer plötzlich durchparierte und den anderen bedeutete, ebenfalls anzuhalten. Die kompakten, muskulösen Pferde waren auf Wendigkeit gezüchtet, dennoch hatten sie Mühe, so rasch in Reih und Glied zum Stehen zu kommen; der Sand, den ihre Hufe aufwühlten, wurde vom Wind hochgewirbelt und hing als kratziger Schleier in der Luft. Der Mann, der den Halt befohlen hatte, spähte in die Ferne.
    Sie hörten ihn leise fluchen, eine lange Reihe von bildhaften Verwünschungen, die unreine tierische Teile mit den Geschlechtsgewohnheiten von Feinden in Zusammenhang brachten. Sogar die Pferde wussten, dass das nichts Gutes bedeutete, und einige scharrten nervös mit den Hufen.
    Endlich sagte er schlicht: »Sand«, und alle verstanden.
    Noch war sie in der Ferne kaum sichtbar und wurde vom Licht der aufgehenden Sonne verdeckt, aber die Krieger mit den schärfsten Augen konnten sie mit Mühe erkennen: eine dünne graue Wolke im Osten, die Land und Himmel verband und sich von einer Seite zur anderen erstreckte, so weit das Auge reichte. Sie kam schnell näher, und das war kein gutes Zeichen. Es war sogar ein denkbar schlechtes Zeichen, kaum besser, als wenn sich die Erde aufgetan und sie alle in die Tiefe gerissen hätte. Ein Schicksal, das einige der Krieger vielleicht sogar vorgezogen hätten.
    Befehle waren nicht erforderlich, denn es gab nur eines zu tun. Die Männer saßen ab und zwangen ihre Pferde so zu Boden, dass die Flanken gen Osten gerichtet waren. Die Tiere spürten, was kam, und zerrten nervös an den Zügeln, leisteten aber keinen ernsthaften Widerstand; bei diesem Manöver drängte die Zeit, für Kompromisse war kein Platz, und das schienen sie im Innersten zu begreifen.
    Der Sturm bewegte sich schnell, ein Dämon aus Sand und Wind, der sich immer höher auftürmte, je näher er kam. Hätte einer dieser Männer jemals das Meer gesehen, so hätte er die Sandwolke vielleicht mit einer riesigen Welle verglichen, die gleich über ihre Köpfe hereinbrechen würde. Aber die Stammeskrieger

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