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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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davon?«
    »Ja«, antwortete sie. »Noch eines.«
    »Heraus damit.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Woher weiß ich, dass Ihr mich nicht einfach fallen lasst, wenn alles erledigt ist? Ich bin sicher, dass viele Magister dies unter den gegebenen Umständen für das Klügste halten würden.«
    Sie sah, wie sich sein Unterkiefer spannte. Er hatte offensichtlich nicht erwartet, dass sie so vorwitzig sein würde.
    Du hast mich auf die Probe gestellt, Magister. Jetzt ist die Reihe an mir.
    »Und was willst du? Das aufrichtige Versprechen, dass ich dich nicht töten werde? Ich glaube, du weißt, was das wert wäre.«
    Sie nickte. »Aber es gibt ein Versprechen, das zuverlässig ist.«
    Wie dringend brauchte er ihre Hilfe? Er war mit diesem Gespräch bereits bis an die äußerste Grenze des Magistergesetzes gegangen. Würde er noch einen weiteren Schritt tun, um sie als Verbündete zu gewinnen? Sie sah, wie sich sein Gesicht verdüsterte, als er die Auswirkungen ihrer Bitte überdachte. Sie wartete schweigend.
    »Nun gut«, seufzte er endlich. Seine Stimme erschien ihr kaum lauter als der Schlag von Insektenflügeln. »Ich gebe dir meinen Magistereid.«
    Der Triumph raste ihr durch die Adern wie eine Feuersbrunst. Das Gefühl war so stark, dass es ihr den Atem raubte; für einen Augenblick fühlte sie sich ihm verbunden wie einem Geliebten. Es war wie ein Rausch.
    Siehst du, Aethanus? Dieses Gesetz ist kein mystischer Vertrag, an den alle Magister gebunden sind, sondern nur eine Ansammlung von Worten. Wenn Colivar bereit ist, es wegen eines kurzfristigen Vorteils zu missachten, dann werden sich die anderen sicherlich ebenso verhalten. Ich brauche lediglich herauszufinden, welchen Preis sie dafür verlangen, und ihn zu bezahlen.
    Sie nahm das Ebenholzkästchen in die Hände, sah ihn aber dabei nicht an; er sollte den Triumph in ihren Augen nicht sehen. Die Speisen verschwanden Stück für Stück, als sie sich erhob, und auch der Zauber erlosch, der die Insekten ferngehalten hatte; schon surrte eine Libelle auf der Suche nach ihrem Mittagsmahl vorbei.
    »Ich hinterlasse Euch eine Nachricht an diesem Ort, wenn ich gefunden habe, was Ihr sucht«, versprach sie ihm.
    Nicht falls , sondern wenn .
    Dann beschwor sie ihre Zauberkräfte und zeigte offen und schamlos ihre Macht. Sie rief das gestohlene Athra aus ihrer Seele ab, wie es nur ein wahrer Magister vermochte, entfachte es und befahl ihm, ihr Fleisch zu verzehren. Wie ein Feuersturm loderte der Verwandlungszauber auf, formte ihre Haut zu Federn und ihre Arme zu Schwingen. Keine Hexe hätte jemals ihre Energie in diesem Ausmaß verprasst. Sie wusste es. Er wusste es. Sie feierte sich vor seinen Augen als Zauberin.
    Dann hob der Wind sie auf, und sie schwang sich mit einem wilden Jubelschrei in die Lüfte und strebte nach Westen, der Sonne entgegen.
    Lange, lange starrte er zum Himmel empor, auch nachdem sie längst seinen Blicken entschwunden war und er sie nur mithilfe von Zauberei noch weiter hätte beobachten können.
    So fühlt man sich also, wenn man das Magistergesetz bricht.
    Es war unfassbar, aber die Götter waren nicht wie ein schwarzes Unwetter über ihn hergefallen und hatten ihn zu Boden geworfen. Auch die Erde hatte sich nicht unter seinen Füßen aufgetan und ihn verschlungen. Doch beides war immer noch möglich, zumindest im übertragenen Sinn. Niemand konnte ihm garantieren, dass ihn die Strafe für sein Vergehen nicht später noch ereilte.
    Doch zunächst … blieb ihm nur die Erinnerung. Fast so bedrohlich wie der Donner der Götter. Fast so erschreckend wie der höllische Abgrund selbst.
    Das Magistergesetz verlangte Kamalas Tod.
    Er hatte auf das Magistergesetz geschworen, sie nicht zu töten.
    Er glaubte zu spüren, wie seine dunklere Hälfte sich regte, als hätte dieser Widerspruch sie aus langem Schlummer geweckt. Hatten die langen Jahrhunderte, in denen Colivar eine zivilisierte Existenz führte, ihre Macht über seine Seele so geschwächt, dass er das Tier in sich zurückdrängen konnte, oder brachte er sich gerade in echte Gefahr? Das Tier nährte seinen Groll gegen die Gefangenschaft im menschlichen Intellekt nun schon sehr lange und lauerte nur darauf, ihn beim kleinsten Anzeichen von Schwäche mit Haut und Haaren zu verschlingen. Wenn es ihm gelänge, wieder an die Oberfläche zu kommen, wenn es die Oberhand gewänne, würde er dann überhaupt noch wissen, wie es war, ein Mensch zu sein?
    Es spielt keine Rolle, wie das Magistergesetz lautet , hatte

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