Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
vereinbart. Ich habe Euch nie Einschränkungen auferlegt. Wenn Ihr mehr Zeit für Euch selbst braucht, nun, dann nehmt sie Euch.«
Colivar nickte. »Die Bedingungen waren gut. Und bisher hatte ich auch alles, was ich brauchte. Aber jetzt …« Ein tiefer Seufzer. »Die Seelenfresser sind in Scharen in die Reiche der Menschen eingedrungen, und wir wissen nicht, wo sie sind. Sie müssen aufgespürt und ausgerottet werden, bevor sie Gelegenheit haben, neue Nester anzulegen. Sonst ist der Krieg verloren, bevor er überhaupt begonnen hat.«
Farah runzelte die Stirn. »Und Ihr könnt Euren Kampf nicht von meinem Reich aus führen? Ich denke, es gibt nicht viele Nationen, die Euch bessere Voraussetzungen bieten könnten. Wenn Ihr einen Kriegsschauplatz sucht …«
»Majestät.« Colivars Blick war streng geworden. »Vergebt mir. Wir befinden uns in einer Lage, in der ich alle Kräfte auf eine einzige Aufgabe richten muss. Ich kann mir keine Ablenkung leisten. Nicht einmal einen Kontrakt mit solchen Annehmlichkeiten.« Er schenkte Safya ein halbes Lächeln; sie errötete hold.
Farah ließ sich in seine Kissen zurücksinken. Eine kupferbraune Schönheit hielt ihm eine Olive an die Lippen, und er nahm sie zerstreut und kaute lustlos, während er die Lage überdachte.
»Ich muss einen Ersatz für Euch finden«, sagte er endlich. »Keine leichte Aufgabe.«
Colivar nickte. Er war in Farahs Diensten gewesen, seit der junge Prinz den Thron bestiegen hatte. Es hatte ihn gereizt, einem unerfahrenen Neuling beim Aufbau eines Reiches behilflich zu sein. Farah war nie in die Situation gekommen, sich nach einem Königlichen Magister umsehen oder solche Dienste für eine Weile entbehren zu müssen.
Natürlich wäre er auch nach Colivars Weggang nicht gleich in Gefahr. Die Reiche der Welt hätten nicht lange Bestand, wenn sofort, nachdem ein Magister seinen Posten aufgab, die anderen wie die Geier über das schutzlose Land herfallen würden. Das war allen Zauberern klar, und so würden sie Farah nicht anders als damals bei Danton eine angemessene Frist zugestehen, um sich einen neuen Magister zu suchen. Bei einer mächtigen Nation wie Anchasa würden die Bewerber aus der Wand springen, sobald Colivars Rücktritt öffentlich bekannt wurde, er würde also genügend Auswahl haben.
Aber die Magister waren gewöhnt, ihre Aktivitäten streng geheim zu halten, und so hatte ein Morati-König kaum Gelegenheit, sich über eventuelle Kandidaten ein Urteil zu bilden. Die meisten Morati wussten weniger über die Vorzüge einzelner Magister als über die Wolken am Himmel. Farah war sich bewusst, dass er mit Colivar einen guten Griff getan hatte; beim nächsten Mal hätte er vielleicht weniger Glück.
Für mich war es eine gute Stellung , dachte Colivar ernst. Ich werde sie vermissen. »Wenn Ihr gestattet, Majestät, hätte ich einen Vorschlag.«
Farah zog eine Augenbraue hoch.
»Ich kenne einen Magister, der derzeit ohne Kontrakt ist und der, wie ich glaube, nicht abgeneigt wäre, in Anchasas Dienste zu treten. Wenn Ihr wollt, lasse ich ihn wissen, dass Ihr einen Kontrakt anzubieten habt.«
Farahs Augen wurden schmal. »Habt Ihr mir nicht einmal erzählt, alle Magister seien Todfeinde?«, fragte er argwöhnisch. »Ich glaube mich an eine Bemerkung zu erinnern, wonach ein durchschnittlicher Zauberer sich lieber die Augen mit einem glühenden Schüreisen ausbrennen ließe, als einem Standesgenossen einen Gefallen zu tun. Und doch wollt Ihr diesem Mann helfen?«
»Wir sind keine Feinde, sondern Rivalen«, verbesserte Colivar ruhig. Und solche Verletzungen verlieren ihren Schrecken, wenn man imstande ist – schneller, als Ihr mit Euren Augen zwinkern könnt –, genügend Athra zu stehlen, um sich neue Augen zu schaffen. »Und meine Beziehungen zu diesem Magister sind … außergewöhnlich zivilisiert.«
»Aha.«
»Ihr braucht jemanden, der über die Seelenfresser Bescheid weiß. Sula und ich haben ihren Vormarsch gemeinsam verfolgt. Er weiß, auf welche Anzeichen er zu achten hat.«
Die Zuhörer verstanden nicht gleich, was er damit meinte. Doch dann wich eine der Frauen vor Farah zurück und schlang schützend die Arme um sich; die Härchen auf ihrer pechschwarzen Haut stellten sich auf.
»Ihr glaubt, in Anchasa könnten sich Anzeichen für Seelenfresser finden?«
Colivar zuckte verlegen die Achseln. »Euer Reich ist riesig. Die Seelenfresser müssen irgendwo Schutz suchen. Da ist es besser, wachsam zu sein, als überrascht zu
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