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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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sich mit einem Büschel Gras das Gesicht ab, dann stieg sie langsam zum Bach hinunter, um sich zu waschen.

Kapitel 8
    Bei Colivars letztem Besuch hatte das Land im Umkreis von Dantons Palast ein Bild der Verwüstung geboten: rußgeschwärzte Erde und verkohlte Baumskelette, so weit das Auge reichte, und die feuchte Sommerluft geschwängert vom Geruch nach abgestandenem Rauch und verbranntem Fleisch.
    Jetzt war dieselbe Landschaft hell und farbenfroh, die Erde bedeckte ein dichter Teppich aus frischem Gras – so frisch, dass es noch nicht einmal den ersten Samen abgeworfen hatte –, und eine wahre Metropole aus bunten Zelten und Pavillons breitete sich über jede freie Fläche aus, die zur Verfügung stand. Durch einen eigens angelegten Kanal wurde Frischwasser von einem nahegelegenen Fluss in die Zeltstadt geleitet, und mehrere Teiche versorgten die umliegenden Feldlager. Vielleicht noch wichtiger war, dass man am anderen Ende des Grundstücks große Latrinen ausgehoben hatte. Dort standen Diener bereit, um jede neue Spende mit einer Schaufel Erde zu bedecken und so zu verhindern, dass im Lauf der Festlichkeiten die Luft verpestet wurde. Alles in allem, überlegte Colivar, eine beeindruckende Leistung.Wenn die Familie Aurelius die Absicht verfolgt hatte, jede Erinnerung an die früheren Verwüstungen aus dem Gedächtnis zu tilgen, so hatte sie ihr Ziel in jeder Hinsicht erreicht.
    Man hatte jeder Abordnung einen eigenen Platz zugewiesen, und die größeren Delegationen hatten regelrechte Zeltresidenzen mit Bankettsälen, Audienzräumen und manchmal auch Tempeln des einen oder anderen Gottes errichtet. Uniformierte Wachen gingen Streife an den Planenwänden, die das jeweilige Territorium abgrenzten, und da und dort hatte man innerhalb der Wände erhöhte Laufstege aufgebaut, damit die Männer die Umgebung besser überblicken konnten. Natürlich war das zumeist nur Schau. Jede ranghohe Abordnung hatte einen Königlichen Magister in ihrem Gefolge, und selbst die kleineren Lager, die sonst keinen Zauberer unter Vertrag hatten, hatten sicherlich keine Kosten und Mühen gescheut, um für diesen Anlass einen anzustellen. Und daraus folgte, dass es keinen größeren Ärger geben würde, dachte Colivar spöttisch. Magister schätzten ihren Frieden.
    Am anderen Ende des Feldes stand etwas abseits ein einzelner Pavillon. Er war schwarz – von jenem tiefen, unnatürlichen Schwarz, das nur mit Zauberei zu erzeugen war –, und wenn man sich weit genug näherte, spürte man, unabhängig davon, wo die Sonne stand oder wie warm der Tag war, eine kühlende Brise. Selbstredend kamen nur wenige Morati diesem Zelt so nahe. Die Farbe sendete eine unmissverständliche Botschaft, und so machte man tunlichst einen weiten Bogen um diesen Bereich, den die Magister so überdeutlich – ja geradezu aggressiv – für sich reserviert hatten.
    Beim Betreten des Pavillons leistete Colivar mit seinen eigenen Zauberkräften einen kleinen Beitrag zur Erhaltung der angenehmen Temperatur. Ein Gebot der Höflichkeit. Als sich seine Augen an das Halbdunkel im Inneren gewöhnt hatten, konnte er erkennen, dass die Einrichtung zwar kostbar und bequem war, die einzelnen Möbel aber nicht so recht zusammenpassten. Offenbar hatte jeder Magister ein Stück im Stil seiner Wahl gespendet, ohne sich groß um die Gesamtwirkung zu kümmern. Vielleicht war auch nur keiner bereit gewesen, sich dem Geschmack der anderen anzupassen. Schwer zu sagen. Gesellschaftliche Anlässe, an denen so viele Magister teilnahmen, gab es in jedem Jahrhundert nur ein paar Mal, deshalb hatte man nie die Zeit, sich zu überlegen, wie man sie im Einzelnen organisieren sollte. Außerdem fehlte auch das Interesse.
    Colivar betrachtete die Zusammenstellung eine Weile, dann beschwor er ein wenig Macht und veränderte hier und dort geringfügig die Farben; als die Magie ihre Wirkung getan hatte, zeigten sich alle Teile in einer pompösen, aber geschmackvollen Kombination aus Burgunderrot, Scharlachrot und Gold. Das gefiel ihm schon besser. Er steuerte noch ein paar bestickte Sitzkissen bei, dann trat er an den Wandtisch, auf dem Weinflaschen standen und Platten mit verschiedenen Leckereien aufgebaut waren. Von den Platten und Schalen, die gekühlt werden mussten, stieg ein kalter Hauch nach oben, der nach der Hitze des Tages sehr angenehm war.
    Drei weitere Magister befanden sich im Pavillon: Lazaroth, Tirstan und ein dritter aus Gansang, dessen Name Colivar nicht einfallen wollte. Er

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