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Die Seelenzauberin

Die Seelenzauberin

Titel: Die Seelenzauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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nickte ihnen zu und schenkte sich einen Becher Wein ein. »Und«, sagte er dann, »gibt es Neuigkeiten, die man sich anhören sollte?«
    »Lemnos hat Keirdwyn fluchtartig verlassen«, sagte Tirstan. »Wenn du das für eine Neuigkeit hältst.«
    Colivar nahm einen Schluck. Es war ein raffinierter Verschnitt, fein abgestuft und vollmundig im Geschmack; wer immer ihn beschworen hatte, war ein hervorragender Weinkenner. »Das überrascht mich nicht allzu sehr. In einem Protektorat hält es kein Magister lange aus.«
    »Er sagt, der Heilige Zorn wird immer schlimmer«, bemerkte Lazaroth trocken. »Offenbar ging das über seine Kräfte.«
    Colivar zog eine Augenbraue hoch. »Glaubst du, es ist die Wahrheit? Dass sich der Heilige Zorn verändert?« Als Lazaroth nicht sofort antwortete, fügte er ironisch hinzu: »Deinem selbstzufriedenen Tonfall entnehme ich, dass du derjenige bist, der Lemnos’ Stelle einnehmen möchte, aber wenn ich mich irren sollte, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.«
    Tirstan lachte leise. »Du irrst dich nicht.«
    Der Magister aus Gansang hob den Becher zu einem Trinkspruch: »Ich darf euch den Königlichen Magister Lazaroth vorstellen, der soeben Stevan und Evaine Keirdwyn vom Protektorat Keirdwyn den Diensteid geschworen hat. Möge er etwas länger durchhalten als sein Vorgänger.« Er nahm einen tiefen Schluck.
    Tamil, fiel Colivar plötzlich ein. Der Magister hieß Tamil. »Der Posten ist sicherlich interessant«, bemerkte er nachdenklich. »Heutzutage passiert schließlich so viel. Damit spielst du bei Salvators Krönung sicherlich eine zentrale Rolle, Lazaroth.«
    Der andere schnaubte nur. »Wohl kaum. Du vergisst seine vermaledeite Religion. Der Erzprotektor und seine Gemahlin haben mich gebeten, ihm möglichst nicht über den Weg zu laufen … nur deshalb verbringe ich die Zeit in dieser entzückenden Gesellschaft.« Das kam so scharf heraus, dass es an eine offene Beleidigung grenzte. Lazaroths schlechte Laune war unübersehbar.
    »Ach ja«, sagte Tamil. »Was hat es damit eigentlich auf sich? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht allzu eingehend mit Morati-Religionen beschäftige. Wo genau ist in diesem Fall der Haken?«
    »Die Büßer glauben an einen einzigen Gott«, antwortete Colivar, »der als Schöpfer und Zerstörer in einer Person auftritt und die Welt im Gleichgewicht hält. Während des Ersten Königtums wurde er von den Menschen gekränkt und schuf die Dämonen, die wir als Seelenfresser bezeichnen, um sie Demut zu lehren. Daraufhin brach die Zivilisation zusammen, das Erste Königtum fiel in Trümmer … der Rest ist bekannt. Vermutlich war der Gott damit zufriedengestellt, denn er gestattete letztendlich, dass die Dämonen vertrieben wurden. Und das ist der heutige Stand. Der Mensch wandelt nur noch auf Erden, um die Sünden seiner Vorväter zu bekennen und Buße zu tun. Und er sollte diesen Gott möglichst nicht noch einmal verärgern.«
    Tamil zog eine Augenbraue hoch. »Das klingt doch ziemlich … bedrückend. Aber was haben sie gegen die Magister?«
    »Wir sind Werkzeuge des Zerstörers«, sagte Colivar ruhig. »Die Vermessenheit in Person.«
    Lazaroth lachte finster. »Unsere Zauberei ist unrein. Sie zerstört die Seelen der Menschen. Und so weiter, und so fort.« Er nahm einen tiefen Schluck. »Wobei man gerechterweise zugeben muss, dass die Büßer in diesem Punkt nicht so weit von der Wahrheit entfernt sind.«
    Sie sind in keinem ihrer Glaubenssätze weit von der Wahrheit entfernt , grübelte Colivar. In den tiefsten Nischen seines Bewusstseins regten sich schemenhafte Erinnerungen, flüchtige Bilder von Dingen und Menschen, die besser im Dunkeln geblieben wären. »Ich werde mit Interesse beobachten, wie sich diese Religion verhält, wenn sich bestätigt, dass die Seelenfresser zurückkehren. Werden ihre Anhänger denken, ihr Schöpfer hätte sie verstoßen? Oder wollte er sie noch einmal prüfen? Das könnte … unerfreulich werden.«
    »Fanatiker werden von Widrigkeiten nur noch bestärkt«, bemerkte Tamil.
    »Richtig«, pflichtete Tirstan ihm bei, »und Salvator kommt mit Hexen und Hexern allein offenbar ganz gut zurecht. Als König kann er sich den Preis für deren Dienste schließlich leisten.«
    »Und was haltet ihr von dem Gerücht, er hätte mit einem von uns einen geheimen Kontrakt geschlossen?«, fragte Lazaroth in die Runde.
    Colivars Augen wurden schmal. »Bevor ich hierherkam, hatte ich es nicht glauben wollen. Aber jetzt …« Er wies mit

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