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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte.«
    Bolitho merkte das Zögern. Noch einer, der an seinem Schiff zweifelte.
    Glassport mochte eine Absage befürchtet haben, denn er haspelte weiter: »Viscount Somervell erwartet Sie.«
    »Verstehe.« Ein Wink zu Jenour. »Informieren Sie den Kommandanten.«
    Als der Leutnant sich abmeldete, sagte Bolitho: »Mein Bootssteurer soll es ihm ausrichten. Sie bleiben bei mir.« Jenour nickte. Er lernte heute eine ganze Menge.
    Bolitho wartete, bis Yovell ihm den nächsten Stapel Papiere brachte. Glassport sah ihm beim Umblättern zu.
    Dies also war der Mann hinter der Legende, ein zweiter Nelson, sagten manche. Doch alle Welt wußte, daß Nelson höherenorts nicht sehr beliebt war. Er war der richtige Mann, um eine Flotte zu fuhren. Notwendig. Aber hinterher? Glassport studierte Bolithos gesenkten Kopf, die Strähne über dem Auge. Ein ernstes, empfindsames Gesicht, dachte er, das man sich in den Gefechten, über die er soviel gelesen hatte, schwer vorzustellen vermochte. Er wußte, Bolitho war mehrmals schwer verwundet worden und am Fieber fast gestorben. Aber insgesamt waren das nicht viele Informationen. Ritter des Bath-Ordens, aus einer guten alten Seefahrerfamilie stammend – und England sah in ihm einen Helden: all das, was Glassport gern gewesen wäre und gehabt hätte. Warum war er nach Antigua gekommen? Es bestand wenig oder gar keine Aussicht für ein Unternehmen zur See, selbst vorausgesetzt, die einzelnen Flottillen wurden verstärkt und ein Ersatz für die … Er erschrak, als Bolitho gerade diesen Punkt berührte, als könnten die grauen, zwingenden Augen Gedanken lesen.
    »Die Spanier haben uns die Fregatte
Consort
weggenommen?« Es hörte sich wie ein Vorwurf an.
    »Vor zwei Monaten, Sir Richard. Sie strandete unter Beschuß. Einer meiner Schoner konnte den größten Teil ihrer Besatzung abbergen, ehe der Feind bei ihr war. Der Schoner machte seine Sache gut. Ich dachte, daß …«
    »Und der Kommandant der
Consort
!«.
    »Befindet sich in St. John’s, Sir Richard. Steht zur Verfügung des Kriegsgerichts.«
    »Wirklich?« Bolitho erhob sich und wandte sich an den eintretenden Jenour. »Wir begeben uns nach St. John’s.«
    Jenour schluckte hart. »Gibt es eine Kutsche, Sir Richard?« Hilfesuchend schaute er Glassport an.
    Bolitho griff zum Degen. »Aber bestimmt zwei Pferde, mein Junge.«
    Sein plötzlicher Eifer überraschte ihn selber. War er lediglich ein Ablenkungsmanöver von anderen Sorgen? »Sie sind doch aus Hampshire, richtig?«
    Jenour nickte. »Jawohl, das heißt …«
    »In Hampshire kann man reiten. Zwei Pferde – sofort!« Glassport starrte vom einen zum andern. »Aber der Empfang, Sir Richard …« Er schien entsetzt.
    »Der Ausflug wird mir Appetit machen.« Bolitho lächelte. »Ich bin rechtzeitig zurück.«
    Bolitho musterte forschend sein Gesicht im Wandspiegel, dann strich er sich die lose Strähne aus der Stirn. Im Spiegel sah er auch Allday und Ozzard, die ihn besorgt beäugten, während sich Stephen Jenour nach ihrem Ritt das Hinterteil massierte.
    Der Ausflug war heiß und staubig gewesen, aber zunächst unerwartet heiter. Allein schon die Gesichter der Passanten, als sie an ihnen vorüber durch den diesigen Sonnenschein galoppierten, waren sehenswert.
    Nun war es dunkel, die Dämmerung setzte auf den Inseln früh ein. Bolitho musterte sich sorgfältig, während sein Ohr schon den Klang der Violinen und das dumpfe Gemurmel aus dem Salon auffing, in dem der Empfang stattfand. Ozzard hatte ihm frische Strümpfe von Bord gebracht, Allday den Repräsentationsdegen und ihn gegen das alte Erbstück, das Bolitho trug, ausgewechselt.
    Bolitho seufzte. Die meisten Kerzen wurden durch hohe Sturmgläser geschützt, daher war die Beleuchtung nicht zu grell.
    So blieben vielleicht sein zerknittertes Hemd und die Schmutzflecken, die der Sattel auf seinen Breeches hinterlassen hatte, unbemerkt. Sie hatten keine Zeit gefunden, noch zur
Hyperion
zurückzukehren. Verdammter Glassport und sein Empfang! Bolitho hätte viel lieber in seiner Kajüte alles durchdacht, was der Fregattenkommandant ihm mitgeteilt hatte.
    Commander Matthew Price war für die Führung eines so schönen Schiffes noch reichlich jung. Die Consort mit ihren sechsunddreißig Geschützen hatte sich zwischen einigen Untiefen vor Venezuela durchgewunden, als sie von einer Küstenbatterie unter Feuer genommen wurde. Unglücklicherweise stand sie so dicht unter Land, daß sie auf Grund geriet. Es war schon so, wie Glassport

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