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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gewußt, daß er kommen würde. Die Überraschung war nur auf seiner Seite.
    Somervells Stimme schien von weither zu dringen. Auch er tat gelassen, hatte seine Haltung wiedergewonnen. »Natürlich, ich vergaß. Sie beide kennen sich von früher.«
    Bolitho beugte sich über ihre ausgestreckte Hand. Sogar ihr Parfüm war noch das gleiche. Er hörte sie erwidern: »Das ist lange her.«
    Als Bolitho sich aufrichtete, wirkte Kate seltsam fern und selbstsicher, fast gleichgültig. Sie setzte hinzu: »Aber einen Helden vergißt man nicht.«
    Dann bot sie ihrem Gatten den Arm und wandte sich den übrigen Gästen zu.
    Bolitho war wie ins Herz getroffen. Sie trug die langen, goldenen Filigranohrringe, die er ihr in jener anderen unwirklichen Welt einmal gekauft hatte – in London.
    Lakaien näherten sich mit Tabletts voll funkelnder Gläser. Das kleine Orchester erwachte wieder zum Leben. Doch über die erhitzten, erregten Gesichter hinweg trafen sich ihre Blicke und schlossen alles andere aus.
    Glassport sprach ihn an, aber er hörte nicht hin. Trotz allem, was geschehen war, bestand das Band zwischen ihnen immer noch. Aber es mußte zerrissen werden, bevor ihre Gefühle sie beide zerstörten.

Um hohen Einsatz
    Bolitho lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als ein weißer Handschuh den erst halb geleerten Teller fortriß und schnellstens durch einen anderen ersetzte. Er wußte nicht mehr, wie viele Gänge ihm schon angeboten oder wie oft die geschliffenen Pokale nachgefüllt worden waren.
    Die Luft vibrierte vom Stimmengewirr der Anwesenden: schätzungsweise vierzig Offiziere, Beamten mit Damen und das kleine Kontingent aus der Offiziersmesse der
Hyperion.
Die lange Tafel wurde durch hunderte von Kerzen erhellt. Am äußeren Rand wogten die Schatten der vielen Diener und Lakaien mit dem ständigen Nachschub von Speisen und Wein hin und her.
    Man mußte Bedienstete aus mehreren Häusern zusammengezogen haben, dachte Bolitho, und aus dem gelegentlich wütenden Unterton des Butlers konnte er entnehmen, daß es zwischen Küche und Tafel Reibereien gegeben hatte.
    Er saß rechts von Catherine. Im Wirbel von Konversation und Gelächter wurde er sich ihrer Nähe sehr bewußt, obwohl sie über ihre eigenen Gefühle in seiner Gegenwart wenig verriet. Am anderen Ende der Tafel saß ihr Gatte, Viscount Somervell, schlürfte seinen Wein und lauschte sichtlich gelangweilt dem mit schwerer Zunge redenden Kommodore Glassport. Gelegentlich fixierte er über die Länge der Tafel hinweg, alles andere ausschließend, seine Frau und Bolitho. War es Interesse oder Wachsamkeit? Schwer zu sagen. Wenn sich die Flügeltüren von Zeit zu Zeit für eine Prozession schwitzender Diener schwungvoll öffneten, flackerten die Kerzen in der verräucherten Atmosphäre. Bolitho mußte an Haven denken und stellte sich vor, wie er in der Kajüte über seine mögliche Zukunft brütete. Er würde bald mehr Anteilnahme zeigen, wenn er erst erfuhr, was man von ihm erwartete.
    Die Frau drehte sich um und richtete das Wort direkt an ihn.
    »Sie sind sehr still, Sir Richard.«
    Er hielt ihrem Blick stand und fühlte, wie seine Abwehr nachgab. Sie war ebenso attraktiv, sogar noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Die Sonne hatte ihrem Nacken und den Schultern eine zarte Röte verliehen, und er bemerkte den leisen Pulsschlag an ihrem Hals.
    Eine ihrer Hände lag wie verloren neben einem geschlossenen Fächer. Er hätte sie gern berührt, um sich selbst zu beruhigen oder seine eigene Dummheit zu enthüllen. Bin ich so dünkelhaft, dachte er, bilde ich mir wirklich ein, sie könnte sich nach so langer Zeit wieder zu mir hingezogen fühlen?
    Stattdessen sagte er nur: »Es müssen sieben Jahre her sein.«
    Ihr Gesicht blieb unbewegt. Wer sie beide beobachtete, hätte annehmen können, sie unterhielten sich über England oder das Wetter.
    »Sieben Jahre und einen Monat, um genau zu sein.«
    Bolitho blickte auf, weil der Viscount über etwas lachte, das Glassport gesagt hatte.
    »Und dann hast du ihn geheiratet. War er dir so wichtig?« Es hörte sich wie ein bitterer Vorwurf an. Ihre Finger bewegten sich unruhig.
    »Du täuschst dich, Richard«, gab sie hastig zurück, »es war nicht so.« Allein schon der Klang seines Namens aus ihrem Mund riß alte Wunden auf. »Ich brauchte Sicherheit, so wie du es brauchst, geliebt zu werden.«
    Trotz, Schmerz, beides stand in ihren dunklen Augen. Bolitho wagte kaum zu atmen, als die Unterhaltung um sie herum vorübergehend

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