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Die Seemannsbraut

Die Seemannsbraut

Titel: Die Seemannsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einen persönlichen Adjutanten zu akzeptieren. Jetzt, nach zwei Vorgängern, fand er sich leichter mit diesem hier ab.
    »Wartet auf die Offiziersbarkasse. Danach –,« Yovells Schultern hoben sich, »danach müssen Sie die örtlichen Würdenträger aufsuchen.« Er deutete Bolithos Lächeln als Wende zum Besseren, denn nach der einfachen Denkart seiner Landsleute aus Devon sollte alles so sein wie immer.
    Bolitho erlaubte es Ozzard, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und seine Halsbinde zurechtzurücken. All die Jahre war er vom Wort der Admiralität oder des jeweiligen Vorgesetzten abhängig gewesen, wo immer er sich auch befand. Es fiel ihm noch schwer zu glauben, daß diesmal keine übergeordnete Instanz zu fragen oder zufriedenzustellen war. Jetzt war er der ranghöchste Offizier.
    Natürlich würde sich am Ende der ungeschriebene Marinekodex durchsetzen: Wenn er erfolgreich war, würden andere das Verdienst beanspruchen. Lag er falsch, konnte er ebensogut gleich die Schuld auf sich nehmen.
    Bolitho besah sich im Spiegel und schnitt eine Grimasse. Sein Haar war noch schwarz, abgesehen von der silbernen Strähne, welche die alte Narbe bedeckte. Die Falten in den Mundwinkeln hatten sich vertieft. Sein Spiegelbild erinnerte ihn an das Ölporträt seines älteren Bruders Hugh, das in Falmouth hing wie so viele ehemalige Bolithos aus dem großen grauen Steinhaus. Jetzt stand es bis auf seinen treuen Verwalter Ferguson und die Diener leer. Er unterdrückte einen plötzlichen Anfall von Depression.
    Nun war er hier und hatte, was er sich gewünscht hatte:
Hyperion.
Sie wären beinahe zusammen gestorben.
    Yovell trat beiseite, sein rotbäckiges Gesicht wurde wachsam.
    »Der Kommandant, Sir Richard.«
    Haven kam herein, den Hut unterm Arm. »Schiff liegt vor Anker, Sir.«
    Bolitho nickte. Er hatte Haven angewiesen, ihn nicht mit seinem Titel anzureden, es sei denn, die Etikette verlangte es. Die Kluft zwischen ihnen war ohnehin groß genug.
    »Ich komme.«
    Ein Schatten verdunkelte die Tür, und Bolitho entging nicht der Anflug von Ärger auf Havens Gesicht.
    Doch Allday drückte sich am Flaggkapitän vorbei. »Die Barkasse liegt bereit, Sir Richard.« Nachdenklich betrachtete er die Degen in ihrer Halterung. »Den richtigen heute?«
    Bolitho lächelte; Allday hatte zwar eigene Probleme, aber die behielt er für sich. Bootssteurer? Ein echter Freund wäre die bessere Bezeichnung für ihn gewesen. Sicherlich mißbilligte es Haven, daß ein Untergebener kommen und gehen konnte, wie es ihm gefiel.
    Allday beugte sich vor und schnallte Bolitho den alten Familiendegen um. Die Lederscheide war schon mehrmals erneuert worden, aber der verfärbte Griff war noch derselbe und die blanke, veraltete Klinge so scharf wie eh und je.
    Bolitho tätschelte den Degen an seiner Hüfte. »Noch ein guter Freund.« Ihre Augen trafen sich. Aller Einfluß seines Ranges zählte nichts im Vergleich zu ihrer engen Bindung.
    Haven war mittelgroß, fast untersetzt, mit lockigem rotblondem Haar. Erst Anfang der Dreißig, hatte er doch schon das Aussehen eines seriösen Anwalts oder eines Kaufmanns in der Londoner City. Seine Miene drückte zurückhaltende Erwartung aus. Bolitho hatte ihn gelegentlich in seiner Kajüte aufgesucht und dort das kleine Porträt einer hübschen Frau mit lockigem Haar in einem Blumenkranz bewundert.
    »Meine Frau«, hatte Haven entgegnet, aber in einem Tonfall, der weitere Fragen ausschloß. Ein seltsamer Mann, dachte Bolitho. Doch das Schiff wurde von ihm geschickt geführt, trotz der vielen neuen Leute und einer Überzahl von Landratten. Es schien aber, daß auch dem Ersten viel Verdienst daran zukam.
    Bolitho schritt durch die Tür, an dem strammstehenden Seesoldaten vorbei und in das gleißende Sonnenlicht hinaus. Es war sonderbar, das Ruder verlassen und in Mittschiffsstellung festgelascht zu sehen. Auf See hatte Bolitho täglich seine einsamen Spaziergänge an der Windseite des Achterdecks absolviert, hatte sein kleines Geleit und die dazugehörende Fregatte beobachtet, während er über die abgenutzten Planken schritt ohne nachzudenken, den Geschütztaljen und Ringbolzen automatisch ausweichend.
    Augen sahen ihn vorübergehen, um sich schnell abzuwenden, wenn er in ihre Richtung blickte. Damit mußte er leben, aber er würde es nie leiden können.
    Nun lag das Schiff still. Taue wurden heruntergegeben, Decksoffiziere beaufsichtigten halbnackte Matrosen, damit das Flaggschiff des Admirals so schmuck aussah, wie man

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