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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Herzstück jedes modernen Systems war, war sie de facto Bauleiterin auf Phobos. Es gab zwar noch ranghöhere Mitarbeiter, aber niemanden, der zu irgendeinem Zeitpunkt einen umfassenderen Überblick über den Projektstatus gehabt hätte.
    Eine Stimme, die plötzlich aus dem Computerimplantat drang, riss sie aus ihrer kontemplativen Stimmung.
    »Bist du wach da oben?«
    Die Stimme gehörte Vance Newburgh, der wie Tory ein Synergist und direkt von der Hochschule weg eingestellt worden war. Seine Stimme hatte einen starken australasiatischen Akzent, der vom Implantat nicht vollständig ausgefiltert wurde.
    »Ich bin wach«, knurrte sie. »Was gibt's?«
    Sie war für ihre Angewohnheit berüchtigt, einmal wöchentlich an die Oberfläche zu kommen, um sich ein Bild vom Fortschritt von Starhopper zu machen. Auf diese Weise, so sagte sie den neugierigen Fragestellern, war sie zumindest mit einem Fuß in der Realität geerdet. Für die Leute, die mit direkten Computer-Bewusstsein-Schnittstellen befasst waren, bestand jedoch das Berufsrisiko, dass sie manchmal vergaßen, was die Realität überhaupt war. Und mehr als einer war schon zu Tode gekommen, weil er vergessen hatte, dass das Konzept der Schwerkraft mehr als graue Theorie war.
    »Eine Nachricht von der Universität. Professor Pierce wünscht deine Anwesenheit bei einer Krisensitzung des Regierungsausschusses.«
    » Wann?«
    »Heute Abend. 0800, Konferenzraum 100, Lowell Hall.«
    »Ich werde per Videokonferenz teilnehmen.«
    »Negativ. In der Nachricht heißt es ausdrücklich >persönlich<.«
    »Aber das ist doch Unsinn. Weiß er denn nicht, wie viel Arbeit wir noch vor dem Start im nächsten Monat zu erledigen haben?«
    »Ich vermute, er wird deine Fortschrittsberichte lesen.«
    »Dann müsste er auch wissen, dass die Programm-Zertifizierung eine Woche hinter dem Zeitplan her hinkt.«
    »Nichts zu machen, Partner.«
    Tory wartete, bis ihr Ärger halbwegs verraucht war. »Hat er auch gesagt, worum es bei dieser Besprechung überhaupt geht?«
    »Nein. Soll ich ihm sagen, dass du es nicht schaffst?«
    Tory schüttelte den Kopf. Eine lebenslange Angewohnheit war schwer abzuschütteln, auch wenn Vance einen Kilometer entfernt war und die Unterhaltung in ihrem Schädel stattfand. »Negativ. Du weißt selbst, wie zerbrechlich die Koalition ist. Wie lange noch, bevor das Nachmittagsshuttle nach Olympus abfliegt?«
    »Siebenundzwanzig Minuten.«
    »Reserviere einen Platz für mich. Sag ihnen, sie sollen auf mich warten.«
    Der Bodensteward, der den Passagieren beim Einsteigen ins Phobos-Olympus-Shuttle half, ließ den Blick über Tory Bronson schweifen, als sie zur Einschiffungsröhre ging. Er sah eine attraktive Frau von ungefähr fünfundsiebzig Standardjahren. Wie viele Marsianer war sie groß gewachsen und schlank, und die alabasterfarbene Haut war vom Sonnenlicht unberührt. Sie hatte grüne Mandelaugen, und ihr Haar war so schwarz, dass es einen Blaustich hatte. Sie trug ein Haarnetz, damit es unter der minimalen Schwerkraft von Phobos nicht die Fasson verlor. Er sah, dass ihre kecke Stupsnase über einem breiten Mund hervorragte, der ein fast natürliches Lächeln zeigte. Nur dass sie jetzt nicht lächelte. Sie hatte diesen abwesenden Blick, der charakteristisch war für in Gedanken versunkene Leute und für solche, die aktiv auf ein Computerimplantat Zugriffen.
    Tory hangelte sich zügig durch die Einschiffungsröhre, ohne die leichte Schwerkraft des Monds von zwei Promille eines Standard-g überhaupt zu registrieren. Sie erspähte einen leeren Platz an einem Fenster und schnallte sich an, wobei sie die Blicke der anderen Passagiere ignorierte. Der Steward verlas die Startinformationen. Sie starrte auf ihr trübes Spiegelbild im Fenster und fragte sich, was den Regierungsausschuss wohl zur Einberufung einer Krisensitzung veranlasst haben mochte. Was auch immer geschehen war, eines stand fest: Eine gute Nachricht war es nicht.
    Fast genauso komplex wie die Konzeption von Starhopper war die Politik, in die das Programm eingebettet war. Die University of Olympus managte das Projekt für ein Hochschulkonsortium, während die Finanzierung von mehreren privaten Stiftungen und den Regierungen von Mars, Lagrange Drei und Vier sowie von einigen Asteroidenkolonien sichergestellt wurde. Mehrere Konzerne von der Erde hatten ebenfalls in der Hoffnung zu dem Projekt beigetragen, als Materiallieferant und Serviceanbieter ausgewählt zu werden. Für einige hatte diese Hoffnung sich

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