Die Sekte Satans
vom Feistgesicht auf den Schreibtisch. „Edmund, du
hast Recht! Zumindest — die beiden könnten es sein. Beeil dich! Wir finden sie.
Und dann kaufen wir uns das Pärchen.“
*
Stille am Rande der
Park-Straße. Erschütterung. Einfach irre, diese Situation!, dachte Tim. Nach 15
Jahren kehrt Elisabeth in ihre Familie zurück. Zu ihren Leuten. Zu den
Riedenbachs. Da zerreißt doch was in ihr. Den Krokow — logo, seinetwegen wird
keine Träne vergossen. Aber mit ihrer Ziehmutter — mit der Petra hat sich
Elisabeth immer bombig verstanden, wie sie beteuert.
Das Mädchen hatte alles
erzählt, mit zitternder Stimme. Elisabeth schluchzte. Gaby spendete Trost und
nahm sie in die Arme.
„Ich bin völlig neben mir.“
Elisabeths Stimme bebte. „Ich begehe Verrat. Aber ich kann doch nicht zulassen,
dass Regina... dass meiner Schwester etwas zustößt. Nur, weil mein Vater — ich
meine Krokow — nur weil er wie ein Verbrecher handelt. Ich habe gehört, wie er
am Telefon mit dem Entführer gesprochen hat. Jedes Wort habe ich verstanden.
Ich lasse mich nicht erpressen, hat er gesagt. Niemand erpresst mich. Merkt
euch das! Gebt das Mädchen frei — und der Scheiß ist vergessen. Sonst schalte
ich die Bullen ein. Das hat er gesagt. Und das heißt doch, ihn kümmert nicht,
was mit Regina geschieht. Man hat sie geraubt, hat sie — wie ihr vermutet — mit
mir verwechselt. Und das soll der Entführer auch weiterhin denken. Das will
Krokow. Deshalb sein Befehl, dass ich im Haus bleiben muss und nicht mal ans
Fenster darf.“
„Du handelst richtig,
Elisabeth.“ Gaby bemühte sich um Festigkeit ihrer Stimme. „Es geht um Regina.
Elm deine Schwester! Danke, dass du so mutig und ehrlich bist! Dass du uns
hilfst.“
26. Finale
Eine Mücke schwirrte im dunklen
Zimmer — ein Geräusch, das Petra störte, sie am Einschlafen hinderte. Sie hatte
ein Beruhigungsmittel genommen, aber es wirkte nicht. Und Krokow, für den sie
nur noch Abscheu empfand, hatte unten im Erdgeschoss das Fernsehgerät laut
gestellt. Wahnsinn, dieses Durcheinander der Stimmen und...
Petra horchte. Das war doch
seine Stimme. Er brüllte und ihm wurde geantwortet. Kein Fernsehen. Sie stieg
aus dem Bett, schlüpfte in den Hausmantel und öffnete, immer noch lauschend,
die Tür. Jetzt war deutlich zu vernehmen, wie unten geredet wurde. Sie verließ
ihr Zimmer, trat an das Geländer der umlaufenden Galerie und sah hinunter in
die erleuchtete Eingangshalle. Polizisten waren da, eine sympathische Frau und
Kids. Elisabeth war da. Und Krokow. Er war angetrunken, eben noch laut und
fluchend. Doch jetzt zitterte er. Er zitterte, denn einer der Polizisten kam
aus seinem Arbeitszimmer und hielt eine Tasche in der Hand. Reginas Tasche,
natürlich.
„Sie haben zwar eine Pistole,
aber keinen Waffenschein“, sagte der Beamte. „Schon deshalb könnten wir Sie
drankriegen, Krokow. Aber es geht um ein anderes Delikt. Aus allem, was die
jungen Leute hier ermittelt haben, und aus der Einlassung Ihrer Tochter ergibt
sich ein klares Bild. Das wird noch deutlicher durch diese Tasche, die Regina
Riedenbach gehört. Es kann nur so gewesen sein: Regina war hier. Sie wollte
Elisabeth sehen, weil sie von der gemeinsamen Ähnlichkeit weiß. Regina wurde
von dem Kidnapper mit Elisabeth verwechselt und entführt. Das beweist auch der
chloroform-getränkte Lappen, den die Kids eben gefunden haben. Außerdem hat
Elisabeth gehört, wie Sie mit dem Entführer sprachen. Also?“
Krokow hatte die Beine gegrätscht
und die Fäuste in die Hüften gestemmt. Er gewann seine bullige Fassung zurück.
„Elisabeth lügt. Sie lügt. Sie
wendet sich gegen mich — gegen mich, ihren Vater. Ich habe mit keinem Entführer
telefoniert. Diese Tasche habe ich zwar gefunden — mir aber nichts dabei
gedacht.“
„Herr Krokow!“, sagte die
sympathische Frau. „Ich bin Susanne Carsten. Ich trage die Verantwortung für
die fünf Jugendlichen, mit denen ich seit heute hier Ferien mache. Tim ist mein
Sohn. Die andern sind seine Freunde. Ich bitte Sie: Sagen Sie die Wahrheit,
damit wir Regina retten können! Was wissen Sie? Jeder Fingerzeig ist wichtig.“
„Nichts weiß ich!“ Krokow
brüllte wieder. „Das ist alles nicht wahr. Eine Verschwörung! Eine Verschwörung
gegen mich!“
Es muss sein, dachte Petra.
Ohne Zwang wird er nie mit der Wahrheit herausrücken. Endlich — nach 15 Jahren
— darf — nein, muss ich es sagen.
Sie stieg die Treppe hinunter
und fühlte sich trotz des
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