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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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einem Engel lösen. Verliert dein Verstand nie den Überblick, geht er nie in Luft auf? Verspürst du nie den Wunsch, weiterzustoßen und zu stoßen, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden?«
    »Nein.«
    Ryder schnaubte. »Na ja, ich bin eben nicht so diszipliniert wie du. Hast du immer noch nur zwei Kinder?«
    »Nein, der Kleine ist gestorben, während ich in London war. Jetzt ist nur noch Cynthia übrig, ein liebes Kind, vier Jahre alt.«
    »Tut mir leid.«
    »Es war zu erwarten und nur eine Frage der Zeit. Das haben die Ärzte der Mutter wiederholt erklärt. Ich bin nicht nur nach London gefahren, um Lord Avery im Kriegsministerium einen Besuch abzustatten, sondern auch, um Elizabeth zu sehen. Sie hatte mir vom Zustand des Kleinen geschrieben. Seine Lunge war nie richtig entwickelt.« Douglas zog ein sauberes Blatt
    Papier hervor und fügte die Zahlen des letzten Vierteljahres ein.
    »Deine Lüsternheit wird immer kostspieliger«, bemerkte er nach einem Augenblick. »Verdammt kostspielig.«
    »Schau nicht so böse drein, Douglas. Du bist übermäßig reich, so wie ich. Großonkel Brandon wäre höchst zufrieden, daß sein Erbe an mich auf so hervorragende Weise genutzt wird. Er war ein lüsterner alter Knabe bis in die hohen Achtzig. Das hat er mir zumindest erzählt. Er hat allerdings immer angegeben wie ein Sack voller Flöhe.«
    »Du sagst doch immer, wir tragen die Verantwortung für unsere Bastarde, und ich bin da ganz deiner Meinung. Ich bin auch mit diesem Plan hier von dir einverstanden. Er garantiert, daß wir keinen übergehen. Was wärst du doch für ein General geworden! Schade, daß du dein Offizierspatent schon als Major verkaufen mußtest.«
    Ryder lachte gerade, als sich die Tür des Schloßherrenzimmers öffnete. »Ah, wenn das nicht Tysen ist! Tritt ein, Bruder, unser Treffen ist fast schon vorüber. Douglas hat mir soeben erklärt, daß meine Lüsternheit bald tiefe Löcher in meine Brieftasche reißen wird. Er stellt gerade seine Buchhaltung fertig. Heraus kommt eine wirklich magere Zahl, besonders wenn man bedenkt, was noch alles machbar wäre, stünden einem mehr Felder zur Verfügung, die man beackern und besäen könnte.«
    »Was für ein Treffen?« erkundigte sich Tysen, als er ins Schloßherrenzimmer eintrat. »Was für eine Zahl? Was für Felder?«
    Ryder warf einen schnellen Blick zu Douglas. Der zuckte nur mit den Achseln und lehnte sich in seinen Stuhl mit gekreuzten Armen vor der Brust zurück. Er machte ein mokantes Gesicht. Hätte Ryder ihn nicht so gut gekannt, käme er ihm eher verärgert denn verhalten amüsiert vor.
    Ryder wandte sich an Douglas: »Hör zu, Bruder, Tysen will Pfarrer werden. Daher ist es notwendig, daß er die männliche Schwäche kennenlernt, bei der es sich, mal ganz deutlich ausgedrückt, um elementare Begierde handelt. Paß auf, Tysen, das ist unser Vierteljahrestreffen, um die gegenwärtige Zahl der Sherbrooke-Bastarde festzulegen.«
    Tysen starrte die beiden entsetzt an, dann warf er einen gequälten Blick zu Douglas. »Euer was?«
    »Du hast mich schon richtig verstanden«, erwiderte Ryder. »Du bist jetzt fast einundzwanzig Jahre alt. Es ist an der Zeit, daß du unserem Treffen beiwohnst. Der Zeitpunkt ist doch gekommen, ihn einzubeziehen, nicht wahr, Douglas? Schließlich wollen wir doch nicht, daß er uns einen völlig unbekannten Bastard unterjubelt, oder? Denk an unseren Ruf. Also gut, mein Junge, hast du irgendeines der Dorfmädchen geschwängert?«
    Tysen stand da wie vom Schlag gerührt. »Natürlich nicht! Nie würde ich etwas so Abscheuliches tun! Ich werde ein Mann Gottes werden, ein Pfarrer, ein Hirte, der seine rechtschaffene und fromme Herde führt und...«
    Ryder verdrehte die Augen. »Bitte, hör auf! Kaum auszuhalten, daß ein Sherbrooke so etwas sagen kann und obendrein noch daran glaubt. Es könnte einem dabei regelrecht übel werden. Wirklich schade, daß du genauso bist, wie du aussiehst, Tysen, aber man verliert ja nie die Hoffnung. Besonders wenn man ein optimistisches Naturell hat.«
    »Geht der Optimismus Hand in Rute mit der Lüsternheit?« fragte Douglas wie unbeteiligt in den Raum.
    Ryder prustete los, Tysen blickte nur verdutzt. Natürlich, seine Brüder waren Männer mit Lebenserfahrung, sie wußten über Dinge Bescheid, an die er kaum einen Gedanken verschwendete, aber was hatte dieser Witz zu bedeuten? Ein Treffen, um ihre Bastarde zu zählen? Schweiß trat ihm auf die Stirn. Langsam bewegte er sich auf die Tür

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