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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Worten kicherte sie wie ein junges Mädchen. »Es war urkomisch zu sehen, wie Mr. Dalton so tat, als würde er die Franzosen mit seinem knotigen Stock verjagen!«
    »Am besten war er beim Rückzug und Verstecken. Lieber hätte ich seine Frau ausgebildet. Sie gäbe genau den Typ des mitleidlosen Soldaten ab, vor dem die Franzosen das Fürchten lernen könnten.«
    Plötzlich sagte Sinjun, während ihre Augen einen grauen Schimmer bekamen: »Gestern nacht habe ich die jungfräuliche Braut gesehen.«
    »Ich habe gehört, wie du es deinen Freundinnen erzählt hast.
    Deine Zuhörerschaft schien sehr empfänglich, wenn auch so leichtgläubig, daß es direkt peinlich war. Aber, mein liebes Mädchen, das Ganze ist natürlich Humbug, und das weißt du auch. Du mußt wohl Rüben zum Abendbrot gegessen haben, die deine Träume in Geistererscheinungen verwandelt haben.«
    »Ich habe sie tatsächlich in der Bibliothek gesehen.«
    »Ach? Ich flehe dich an, sag deiner Mutter kein Wort davon, solltest du meine griechischen Dramen durchblättern. Ihre Reaktion darauf wäre nicht auszudenken.«
    Sie lächelte zerstreut. »Ich habe sie schon alle vor zwei Jahren gelesen, Douglas.«
    Er klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn. »Ich hätte es wissen müssen.«
    »Ich glaube, das interessanteste hieß Lysistrata. Aber ich habe nicht verstanden, warum die Frauen davon ausgehen konnten, ihre Männer würden mit dem Kämpfen aufhören, wenn sie drohten zu...«
    »Ja, ja, ich weiß, was die Frauen getan haben«, unterbrach er hastig, entsetzt und amüsiert zugleich. Er sah sie an und überlegte, ob er ihr vielleicht irgend etwas wie eine brüderliche Moralpredigt halten oder wenigstens gegen ihre Lektüre Einspruch erheben sollte. Ehe ihm noch etwas Angemessenes einfiel, fuhr Sinjun nachdenklich fort: »Als ich gegen Mitternacht die Treppen hinaufstieg, sah ich durch den Türschlitz Licht im Zimmer der Gräfin, das gleich neben deinem liegt. So leise ich konnte, öffnete ich die Tür, und da stand sie neben dem Bett, ganz in Weiß, und wimmerte vor sich hin. Sie sah genauso aus wie man sie in allen Geschichten beschrieben hat. Wunderschön, mit langen glatten Haaren bis zur Taille und so blond, daß es beinahe weiß wirkte. Sie wandte sich um und blickte mich an, und dann verschwand sie einfach. Doch ehe sie es tat, das schwöre ich dir, hat sie mir etwas sagen wollen.«
    »Das waren die Rüben«, meinte Douglas. »Vergiß nicht, du hast welche gegessen. Ich glaube ganz einfach nicht an den Geist. Kein Mensch bei gesundem Verstand könnte an eine Geistererscheinung glauben.«
    »Das kommt daher, weil du sie nicht gesehen hast und keinem weiblichen Wesen ein vernünftiges Verhältnis zur Wahrheit zutraust. Da ziehst du Gemüse als Erklärung vor.«
    »Rüben, Sinjun, Rüben.«
    »Na gut, trotzdem habe ich sie gesehen, Douglas.«
    »Wie kommt es nur, daß nur Frauen sie gesehen haben?«
    Sinjun zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, ob sie nur Frauen erscheint. Alle früheren Grafen, die über sie geschrieben haben, behaupten, es waren nur Frauen, aber wer weiß? Meiner Erfahrung nach sind Männer nicht bereit, ein Ereignis, das die Ebene des Alltäglichen überschreitet, anzuerkennen. Sie wollen wohl nicht riskieren, einen Narren aus sich zu machen.«
    Douglas fragte so süffisant wie möglich: »Deiner Erfahrung nach? Du meinst also, unsere jungfräuliche Braut stand am Bett und beklagte ihre Unberührtheit, da sie wußte, ihr Bräutigam käme nimmer mehr? Und sie wäre nun dazu verdammt, niemals Ehefrau und Mutter zu werden?«
    »Vielleicht.«
    »Wahrscheinlich hat das junge Ding sich innerhalb eines Jahres wiederverheiratet, sechzehn Kinder auf die Welt gebracht wie jede anständige Frau im sechzehnten Jahrhundert und ist an Altersschwäche mit schlampigen grauen Haaren und keinem einzigen Zahn im Mund gestorben.«
    »Du bist kein bißchen romantisch, Douglas.« Sinjun blickte nach oben, um einen Falken zu beobachten, der knapp über ihnen hinwegflog, die glatt gefiederten Flügel weit ausgebreitet, ein prachtvoller Anblick. Dann warf sie Douglas ein strahlend-freudiges Lächeln zu. Es versetzte ihm einen Schock. Sie war ein kleines Mädchen, nur fünfzehn Jahre alt, aber dieses wundersame Lächeln verhieß schon die zukünftige Frau in ihr.
    »Ich habe sie aber gesehen, Douglas, und die anderen auch. Du weißt doch, es gab eine junge Frau, deren Mann nach drei Stunden Ehe ermordet wurde, und die sich, nachdem sie die Nachricht

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