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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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zugekniffenen Augen legte er die Arme um den Kopf und biß die Zähne zusammen.
    »Halt, halt, halt. Ich glaube, das reicht, junger Herr.«
    Johann vernahm die Stimme seines Retters nur wie von ferne, aber gleich darauf hörten die Schläge auf, und die erdrückende Last wich von seiner Brust.
    Langsam setzte der Junge sich auf und wischte sich verstohlen mit dem Ärmel übers Gesicht, ehe er hochschaute.
    Ludger von Repgow stand einen Schritt zur Linken und hatte Henner am Schopf gepackt. In der anderen Hand hielt er seine Laute. »Was denkt Ihr Euch nur dabei, am höchsten Feiertag des Jahres solch eine unwürdige Rauferei anzufangen?«
    Henner, der aufgrund seiner Leibesfülle ohnehin schon keinen erkennbaren Hals besaß, zog den Kopf noch weiter zwischen die Schultern und schwieg trotzig.
    Ludger ließ ihn los und betrachtete ihn kopfschüttelnd. »Ihr könnt froh sein, daß Vater Thaddäus das nicht gesehen hat.« Dann wandte er sich an Johann, zog ihn auf die Füße und spähte in das blasse, schmale Gesicht. »Ihr seht richtig gefährlich aus mit Eurer blutigen Nase, wißt Ihr. Johann von Brandenburg – der wehrhafte Recke.«
    Der Zehnjährige lächelte stolz und tupfte sich mit dem Ärmel das Blut ab. Aber sogleich rann neues nach. »Ich hoffe nur, sie blutet nicht bis Pfingsten weiter.«
    Ludger fuhr ihm über die blonden Engelslocken, die die Mägde so entzückten und ihre mütterlichen Gefühle weckten, daß Johann ständig vor ihren Zuwendungen auf der Flucht war. »Bestimmt nicht«, versicherte der junge Ritter. »Besorgt Euch ein feuchtes Tuch. Legt es ein Weilchen darauf. Das stillt die Blutung und verhindert, daß die Nase anschwillt.«
    Der Kleine verzog den Mund. »Gut. Sie fühlt sich jetzt schon dick wie ein Kohlkopf an.«
    Ludger lachte.
    Der achtjährige Otto, der im Schatten einer nahen Linde gestanden und den Streit furchtsam beobachtet hatte, trat nun zu seinem Bruder und zupfte ihn am Ärmel. »Komm, Johann. In der Küche kriegen wir sicher ein Tuch.«
    Johann verneigte sich artig vor Ludger. »Habt Dank, Herr.« Dann wandte er sich ab, ohne seinen Vetter noch eines Blickes zu würdigen, und ging zusammen mit Otto davon.
    Ludger schaute ihnen einen Moment nach. Arme Waisen, dachte er und unterdrückte ein Seufzen. Er wußte schließlich, wie es war, ohne Vater aufzuwachsen. Es machte jeden Jungen verwundbar, selbst wenn er kein so großes Vermögen geerbthatte und keiner so mächtigen Familie entstammte wie Johann und Otto von Brandenburg. Ohne Vater lief ein Knabe Gefahr, zum Spielball zu werden, den Interessen irgendeines Vormunds zum Opfer zu fallen. Er mußte immer auf der Hut sein, ständig kampfbereit, ohne je Rückendeckung zu haben.
    »Ihr hattet kein Recht, Euch einzumischen, Repgow«, stieß Henner wütend hervor. »Und Ihr könnt sicher sein, daß mein Vater hiervon erfährt.«
    Ludger legte die Maske der Höflichkeit ab und betrachtete den Erben seines Herrn mit unverhohlener Abscheu. »Das würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, du Rotzlümmel. Dein Vater hält große Stücke auf Rittertugenden. Und es ist nicht besonders ritterlich, über deinen Vetter herzufallen, der hier zu Ostern euer Gast ist, der ein Jahr jünger ist und obendrein höchstens halb soviel wiegt wie du.«
    Henners feistes Pfannkuchengesicht lief rot an. »Aber Johann hat meinen Vater beleidigt! Er hat gesagt, Vater habe es auf sein Land und sein Vermögen abgesehen und würde keine Träne vergießen, wenn die Erben von Brandenburg morgen vom Blitz erschlagen würden!«
    Johann hat ja so recht, dachte Ludger, aber das sprach er nicht aus. Er mochte oft unbedacht sein und Gefahr laufen, sich mit seinem Mundwerk in Schwierigkeiten zu bringen, aber er war nicht lebensmüde. »Es hätte dir dennoch gut zu Gesicht gestanden, deinem Vetter gegenüber Nachsicht zu üben. Wenn du ihm mit mehr brüderlicher Großmut begegnetest, könnte er vielleicht auch eher an die echte Zuneigung deines Vaters glauben. Er hat es wirklich nicht leicht, weißt du. Er ist doch im Grunde ganz allein auf der Welt und trägt obendrein die Verantwortung für seinen kleinen Bruder.«
    Henner wandte desinteressiert den Blick ab und verschränkte die Arme vor der faßrunden Brust. Es war ganz und gar nicht seine Stärke, sich in andere Menschen hineinzuversetzen undAnteil an ihren Nöten zu nehmen. Henner hatte nur Mitgefühl für Henner, seine Wünsche und Launen waren ihm oberstes Gesetz. In dieser Hinsicht glich der Junge seinem

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