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Die sieben Weltwunder

Die sieben Weltwunder

Titel: Die sieben Weltwunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Thiele
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Totenkults: das kurze Menschenleben in alle Ewigkeit zu verlängern. Das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.
    Und der Pharao ließ seine Familie teilhaben an seiner Unsterblichkeit: Gemahlinnen und Kinder, die Mitglieder seines Hofstaats und die höchsten Reichsbeamten. Rings um die Gräber der Pharaonen entstanden Totenstädte für die Angehörigen der königlichen Familie. In regelmäßig angelegten Straßen reihte sich Grabbau an Grabbau. Was dem Pharao im Großen, im Übermenschlichen errichtet wurde, wiederholte sich dort in überschaubaren Maßen.
    Wenn auch Ägypten zum Mittelpunkt der ganzen Welt wurde – mit der Zeit begann der Boden unter den lebenden Pharaonen zu wanken. Noch saßen sie auf den Thronen, aber die Priester und Adlige gewannen mehr und mehr an Macht. Der Sonnengott Re wurde zum neuen Gott auf Erden, und die Könige wurden seine Diener. Hinter den Königsstädten von Memphis entstand das Sonnenheiligtum von Abusir. Die Idee des Gottkönigtums erlosch. Re war der neue Herrscher des Reiches und aller Welten, und der Pharao sein gehorsamer Sohn, der seinen Willen erfüllte, aber nach seinem Tod zum Gott wurde.
    Schließlich waren die Pharaonen des sogenannten
Alten Reichs
, das kaum sechshundert Jahre bestand, entthront. Geblieben sind die Pyramiden von Gizeh, das erste und älteste der Sieben Weltwunder der Antike.
D IE P YRAMIDEN VON G IZEH
    Die Großstadt Kairo, mit acht Millionen, in der Agglomeration zur Zeit über vierzehn Millionen Einwohnern, hat sich längst an die Pyramiden heran geschoben. Kairo ist ja, zur Überraschung der meisten Reisenden, eine moderne Großstadt mit Hochhäusern: Das unabsehbare Häusermeer hat die Motive aus Tausendundeiner Nacht, die vierhundert Moscheen und die Gräber der Kalifen überwältigt.
    Nur acht Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, am Rande der Lybischen Wüste, deren Hitzewellen über Kairo hinweg ziehen, liegen die Pyramiden, schon nahe an die Metropole herangerückt, was irgendwie nicht angemessen erscheint. Das Gefühl trügt nicht: Ursprünglich waren die Pyramiden in weitem Abstand von Mauern umgeben, feierliche Prozessionen bewegten sich auf große Tore zu. Die Pyramiden waren unnahbar, erstrahlten hinter den Mauern des Tempelbezirks wie riesige Kristalle.
    Es war König Cheops, ein energischer Herrscher, mit dem die 4. Dynastie begann und der mit seiner Pyramide das gewaltigste Bauwerk der Geschichte errichten ließ.
    Die Ausmaße der Großen Pyramide von Gizeh, errichtet etwa um 2600 v. Chr., sind bis heute unübertroffen. Ihre Grundfläche – eine quadratische Basis von 230 Meter Seitenlänge – entspricht einer Größe von sieben Fußballfeldern, und fünf der größten Kirchen der Erde könnten in ihr Platz finden: die Peterskirche in Rom, die Dome von Mailand und Florenz, die St. Pauls-Kathedrale und die Westminster-Abtei in London.
    Die Pyramide des Cheops, genannt »Horizont des Cheops«, die größte, heute 137 Meter hoch, einst noch zehn Meter höher, würde das Straßburger Münster überragen. Steht man zu ihren Füßen, verschlägt es einem den Atem. So groß, so mächtig hat man sie sich nicht vorgestellt.
    Südwestlich von dem Bau des Cheops ließ sich der Pharao Chephren auf dem gleichen Felsplateau seine Pyramide nach den gleichen Prinzipien erbauen wie sein großes Vorbild. Die kleinste der Pyramiden von Gizeh ist die von Mykerinos, Chephrens Sohn und Nachfolger. Mit den beiden großen Pyramiden und der nach Osten, nach Sonnenaufgang, errichteten geheimnisvollen Sphinx bietet dieses Ensemble von Gizeh ein überwältigendes Panorama.
    Zwar sind die Pyramiden, für sich betrachtet, Wunder der von Menschen geschaffenen Welt, doch sind sie nur ein Teil der Grabanlage. Der Gesamtkomplex bestand aus dem am Ufer des Nils gelegenen Torbau, dem bis zu vier Kilometer langen Aufweg zum Wüstenplateau, dem Totentempel zu Füßen der Pyramide mit Vorhalle und Säulensaal und der Pyramide als Krönung.
    Die Pyramide des Chefren trägt an ihrer Spitze noch die Reste des glatten Steinmantels, der einmal alle Pyramiden umhüllte. Die Außensteine wurden in späterer Zeit abgetragen, um Häuser daraus zu bauen. Die Chephren-Pyramide ist heute 136 Meter hoch; ihr ursprüngliches Maß war 143 Meter. Obwohl sie kleiner als die Cheops-Pyramide ist, erscheint sie, besonders von der Wüste her, größer, da sie auf einem etwas höheren Plateau liegt. Die Pyramide des Mykerinos, ab ca. 2600 v. Chr., ist mit heute 62 Metern Höhe noch knapp

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