Die sieben Weltwunder
siebentorige Theben.
Sieben junge Männer und sieben junge Frauen hatte Athen siebenmal sieben Jahre nach Kreta, in das Labyrinth des Minos, zu schicken.
Am siebten Tag sollst du ruhen, verlangt das hebräische Gesetz in der Bibel.
Jedes siebente Jahre ließ man die Felder brach liegen.
Als Gleichnis des ewigen Lebens, gespiegelt in den sieben Planeten, stand der siebenarmige Leuchter im jüdischen Tempel.
Und es gab Sieben Weltwunder.
E INE MAGISCHE Z AHL
Wie kam es, dass ausgerechnet die Zahl Sieben einen solch außerordentlichen Rang erhielt? Ein Zufall? Oder eine Laune des Menschen?
Pythagoras, um 570 v. Chr. auf Samos geboren, »weise wie der Sterblichen keiner«, lehrte, dass alle Dinge im Himmel und auf Erden nach Zahlenverhältnissen geordnet sind. Ausgangspunkt war die Entdeckung, dass die Tonhöhe einer gespannten Saite genau im umgekehrten Verhältnis zu ihrer jeweiligen Länge steht.
Forschungen und Messungen ergaben, dass die akustisch-harmonischen Grundverhältnisse sich eingebaut finden in den heiligen Gebäuden der Griechen, ja dass sie letztlich in allen heiligen Bauten der alten Welt wiederzufinden sind. Nach der Symmetrie des Goldenen Schnittes, der heiligen Zahl, wiederholt der Sakralbau als Ganzes, wie in allen seinen Teilen, den Makrokosmos. Sein Urheber ist also nicht der Mensch, sondern die Gottheit selbst.
Pythagoras sprach aus, was die Magier und Priester der alten Kulturen irgendwie zu wissen schienen: Zahlen sind mehr als eine Rechenhilfe. Das Gebäude der Welt ist nach einem mathematischen Plan geschaffen.
Unter den Zahlen spielt die Sieben eine besondere Rolle. Sie ist eine Primzahl, das heißt, sie lässt sich nur durch 1 oder durch sich selbst teilen. Auch 2, 3 und 5 sind Primzahlen; sie lassen sich aber durch Teilung aus der ersten Zehnerreihe im antiken Sinne gewinnen. Die Sieben allein steht für sich; innerhalb dieses Zahlenraumes »zeugt« sie nicht und ist nicht »erzeugt«. Eine magische, eine vollkommene Zahl. Inbegriff der immer sich gleichenden, unwandelbaren Gottheit, die aber zugleich die Veränderung in der Natur und im Leben der Menschen bewirkt.
D IE S PUREN DER Z EIT
Wir wissen heute annähernd, wie die Sieben Weltwunder ausgesehen haben, obwohl sie – bis auf die Pyramiden – schon seit vielen Jahrhunderten zerstört oder untergegangen sind. Doch selbst die Große Pyramide von Gizeh vermag uns nur noch eine Andeutung ihrer einstigen Schönheit zu geben. Was wir heute sehen, ist allein der Kern, sozusagen der Rohbau.
Die Sieben Weltwunder verführen geradezu zum Superlativ, zur Bewunderung ihrer Größe, ihrer Höhe, ihres Wertes. Doch die Zeus-Statue von Olympia ist nicht nur ein tonnenschwerer Klotz aus Elfenbein und anderen kostbaren Materialien, die Große Pyramide nicht nur eine Anhäufung von 2,5 Millionen Steinquadern, der Tempel der Artemis ist nicht nur die Summe ihrer imponierenden Säulen.
Jedes einzelne der Sieben Weltwunder ist vielmehr ein Spiegelbild seiner Zeit und der Menschen, die es erdachten, planten, bauten und mit ihm lebten. Von ihrer einstigen Existenz zeugen heute gewaltige Fundamente, Mauerbruchstücke, Säulenkapitelle, Torsi, Tontafeln, Abbildungen auf antiken Münzen. Wer sich ihnen nähern will, ist auf Vermutungen angewiesen, auf Spekulationen, auf Rekonstruktionsversuche, selbst wenn er alle vorhandenen schriftlichen Quellen und Überlieferungen einer wissenschaftlichen Prüfung unterzieht. Es bleibt ein undefinierbarer Raum für Geschichten und Gerüchte, für Kontroversen und Kalkulationen. Die Sieben Weltwunder sind das denkbar geeignetste Spekulationsobjekt der Forschung.
Die ersten Zeugnisse und Berichte verdanken wir griechischen Historikern und Reiseschriftstellern, zum Beispiel dem stets bewunderungsbereiten und erzählfreudigen Herodot aus Halikarnassos, dessen weltgeschichtliches Werk nicht nur eine antike Quelle ersten Ranges ist, sondern zugleich so etwas wie ein Baedeker, ein Reiseführer durch die Zeit des 5. vorchristlichen Jahrhunderts. Herodot verstand sich nicht als Entdecker neuer Dinge, sondern als Historiker, der festhalten wollte, was er auf den großen Handelsrouten, die damals alles andere als unbeschwerlich zu bereisen waren, an Informationen fand. So schrieb er ein neunteiliges, fesselndes, lebendiges Geschichtswerk über Könige und Künstler, Götter und Helden, Philosophen und Feldherren der gesamten damals bekannten Welt – von Ägypten über Griechenland und Kleinasien bis nach Mesopotamien
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