Die silberne Maske
zustapfte, der erbleichend zurückwich.
»Nein, Herr !«
»Hmm.« Maletorrex watschelte an ihm vorbei und setzte sich ächzend auf die Ottomane. Einigen Kissen gelang die Flucht vor seinem gewaltigen Hintern; sie glitten zu Boden, und der Elf eilte unverzüglich heran, um sie wieder aufzuheben. Maletorrex konnte seine Angst riechen, als der Mann sich über ihn beugte und ihm die weichen Polster hinter den Rücken schob. Sacht, als wäre der fette Priester ein zerbrechliches Gut.
»Laycham hat sich aus dem Staub gemacht«, sagte Maletorrex übergangslos.
»Mit Verlaub: Das ist kein Verlust.« Der Elf richtete sich auf und trat ein paar Schritte zurück.
Maletorrex lachte. »Sehe ich ebenfalls so. Aber er hat die Gesandte entführt, und das wiederum ist eine Katastrophe.«
Sein Besucher schien etwas sagen zu wollen, zögerte jedoch und begnügte sich schließlich mit einem Stirnrunzeln.
Der Priester nickte ihm zu. »Sprich es aus!«
»Nun ja ...« Der Elf blickte über seine Schulter, als suchte er nach einem Fluchtweg. Dann murmelte er: »Die Gesandte ist doch Laychams Mutter, warum sollte der Prinz sie entführen? In der Stadt erzählt man sich, sie hätte uns verlassen.«
»Und kannst du dir vorstellen, dass die Gründerin von Dar Anuin so etwas tun würde?«
»Eigentlich nicht.«
»Kluger Mann!« Maletorrex beugte sich vor. »Hör zu: Ich werde dir jetzt ein Geheimnis anvertrauen. Es ist das größte Geheimnis der Stadt! Ich brauche dir also nicht zu sagen, was mit dir geschehen würde, wenn du es ausplaudertest.«
»Ich werde schweigen wie Mateysköll selbst.«
»So soll es sein.«
Maletorrex zögerte einen Moment, blickte unschlüssig auf seine beringten Finger, dann auf den Elfen. Das Spiel war gewagt. Die Alternative aber - nichts tun und abwarten - trug den gleichen fauligen Geruch des Verderbens. Er hatte die Wahl zwischen Pest und Gallendurchbruch.
Also gut. Maletorrex ließ den Elfen nicht aus den Augen, während er Wissen verriet, das jahrhundertelang von nur wenigen Auserwählten gehütet worden war.
Er erzählte seinem Besucher, dass die wahre Gesandte längst nicht mehr unter den Lebenden weilte und er zum Wohle des Volkes beschlossen hatte, diesen tragischen Verlust nicht bekannt zu geben.
Dass Maletorrex selbst es gewesen war, der Shire ermordet hatte, behielt er natürlich für sich. Irrelevante und darüber hinaus belastende Informationen preiszugeben wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
»So hatte ich es mir selbstlos zur Aufgabe gemacht, einen Ersatz zu finden. Eine Frau, die Shires magische Maske trägt und dem Volke dient, wie es die Erste Gesandte tat.«
Eine und noch eine und noch eine. Diese Weiber sterben wie die Fliegen.
Der Elf war bei den Worten des Priesters zurückgetaumelt wie unter Schlägen. Er versuchte, die ungeheuerliche Offenbarung zu begreifen, zu verarbeiten, das sah man in seinen Augen. Und auch, dass es ihm nicht gelang.
Kreidebleich wisperte er schließlich: »Gestatte mir, dass ich mich setze.«
Maletorrex wies auf den Boden, und der Mann sank wie ein Haufen nasser Wäsche nach unten. Seine Welt lag in Scherben. Er schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
Der Priester ließ ihn eine Weile gewähren, dann nickte er zufrieden. Jetzt ist er formbar!
Maletorrex heuchelte Ergriffenheit. »Die neue Gesandte war solch ein Segen! Aber Laycham hat sie uns genommen. Das ist ein Verbrechen an Dar Anuin und seinen Bewohnern, denn es treibt die Stadt ins Unglück. Und wenn der Prinz erst zurückkehrt ...«
Überrascht hob der Elf den Kopf. »Warum sollte er das tun?«
»Na, warum wohl?«, höhnte Maletorrex. »Er will an die Macht, warum sonst?«
Der Elf wischte sich die Tränen fort. Runzelte die Stirn. Er schien nachzudenken, und das war nicht gut.
Hastig winkte ihn Maletorrex hoch und sprach weiter. »Wir würden ihm die Macht ja übertragen, wenn es möglich wäre«, log er. »Aber leider trägt der Prinz die silberne Maske nicht ohne Grund! Er verbirgt mit ihr seine Krankheit. Fleischbrand. Ich nehme an, du weißt, was das heißt.«
»Er wird sterben«, sagte der Elf fast eifrig.
Maletorrex verzog keine Miene. Hab ich dich!
»So ist es. Und wenn er heimgeht ins Totenreich Annuyn, könnte ein Mann, der sich bewährt hat, den verwaisten Thron übernehmen. Unbemerkt vom Volk, denn Laychams Gesicht und damit seine Identität kennen nur wenige Eingeweihte. Doch das ist Gesprächsstoff für einen anderen Tag.«
Gier flammte auf in den Augen des
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