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Die sizilianische Oper

Die sizilianische Oper

Titel: Die sizilianische Oper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wie der Tristan !«
      »Au weh, au weh!« murmelte der Kanonikus Bonmartino, ein Gelehrter der Patristik, der wie gewöhnlich dabei war, sich beim Patiencenlegen selbst zu bescheißen.
      »Was wollen Sie mir mit Ihrem ›au weh, au weh‹ sagen?«
    »Nichts weiter«, erklärte der Kanonikus, und sein Gesichtsausdruck war so unschuldig, als flatterten zwei leibhaftige Engelein um sein Haupt. »Ich will Ihnen nur klarmachen, daß Tristano in italienischer Sprache Gespenst, wie Sie sagen, ohne der Gesundheit des Herrn Zito schaden zu wollen. Er war nämlich längst tot, noch bevor er auf die Welt gekommen ist. Eine Fehlgeburt war er. Die Musik Ihres Herrn Wagner ist ein hochgradiger Schwachsinn, eine geräuschvolle Kackerei, die aus mit Luft gefüllten oder luftleeren Furzen besteht. Sachen für die Kloschüssel, für den Abort. Wer ernste Musik macht, bringt es nicht über sich, dieses Zeug zu spielen, glauben Sie mir.«
      »Sie gestatten, daß ich ein Wort hinzufüge?« fragte der Vereinsvorsitzende Antonio Cozzo, der zeitunglesend auf seinem Sessel saß und sich bis zu jenem Moment mit keiner Silbe in das Streitgespräch eingemischt hatte.
    »Das ist Ihr gutes Recht«, sagte Bonmartino.
      »Ich spreche nicht mit Ihnen«, stellte der Vorsitzende klar, »sondern meine den Cavaliere Mistretta.«
      »Bitte schön«, sagte Mistretta und blitzte ihn kriegslustig an.
      »Ich will nur über den Troubadour, das Meisterwerk des Schwans von Busseto, sprechen. Ist das klar?«
    »Ganz klar.«
    »Also, Cavaliere, hören Sie gut zu. Ich nehme die Abbietta zingara und stecke sie Ihnen ins rechte Ohr, dann greife ich mir Tacea la notte placida und baue es Ihnen ins linke Ohr ein, auf daß Sie nicht mehr Ihren geliebten Uogner, wie Sie ihn nennen, hören können. Dann packe
      In der Vereinsrunde stand mit einem Schlag die Zeit still. Dann hob der Stuhl neben dem des Cavaliere Mistretta ab und flog quer durch den Saal auf den Kopf des Vorsitzenden Cozzo zu. Da dieser mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, war er rechtzeitig aufgestanden, um dem Geschoß auszuweichen, und griff sich mit der rechten Hand an die hintere Hosentasche, wo er das Schießeisen, einen Revolver Smith and Wesson mit fünf Schuß, verwahrte. Doch keiner der Anwesenden zeigte sich irgendwie beunruhigt. Alle wußten, daß die Geste des Vorsitzenden so etwas wie ein Tick war, der ihn bis zu dreimal pro Tag überkam – immer dann, wenn es zu heißen Diskussionen oder Raufereien kam. Cozzo aber würde nie und nimmer seinen Revolver mißbrauchen und auf irgendein Lebewesen, ganz gleich ob Mensch oder Tier, schießen, da war man sich ganz sicher.
      »Schluß jetzt, meine Herren, wollen wir endlich mit diesen Dummheiten aufhören?« mischte sich der Commendatore Restuccia ein, ein verschwiegener, wortkarger Mensch voll gefährlicher Widersprüche.
      »Der da hat mich provoziert!« versuchte der Cavaliere sich zu rechtfertigen, als wären sie zwei Schulbuben, die sich zankten.
      Doch der Commendatore, offensichtlich der Sache leid, blickte die beiden Streithähne streng an und sagte in scharfem Ton:
    »Ich habe Schluß gesagt, und das bedeutet Schluß.«
    sich eines Blickes zu würdigen, gehorchten sie. Just in diesem Augenblick brachte der Diener Tano ein Tablett mit einer Kanne Kaffee, Biskuits Regina, Cannoli, Zitronenhalbgefrorenem, Jasminsorbets, Mandelmilch und Aniswasser. Tano bediente die Anwesenden ihren Wünschen entsprechend. Eine Weile herrschte Schweigen, und genau in diesem Schweigen vernahmen alle Anwesenden, wie Don Totò Prestìa mit geschürzten Lippen Una furtiva lacrima anstimmte.

    Schweigend aßen und tranken sie und ließen sich von Don Totòs Stimme verzaubern. Die Tränen hätten einem kommen können wie Lämmern auf der Schlachtbank! Nach dem Beifall am Schluß stimmte Don Cosmo Montalbano mit seiner wohltönenden Stimme mit Una voce poco fa eine Art Erwiderung an.
      »Wahrlich, es gibt schon schöne Musik!« seufzte der Uogner-Liebhaber und machte so dem gegnerischen Lager ein gewisses Zugeständnis.
      »Wollen Sie sich etwa bekehren?« fragte der Kanonikus Bonmartino. »Ich sag' Ihnen eins, meinen Segen werden Sie nie und nimmer haben, für mich sind und bleiben Sie auf ewig ein Ketzer und werden in der Verdammung sterben.«
    »Darf man fragen, was für ein beschissener Pfarrer Sie sind?« fragte wütend der Cavaliere Mistretta.
    reinste Wahnsinn! Wir sollen unsere Ohren mit der Musik von diesem Luigi

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