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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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hinein. Dann hörte Fabienne Andrew hinter sich schreien.
    »Fab, hier!«
    Er hatte den Kopf aus einer der Hütten gesteckt und gestikulierte. Sie stürzte hinüber. Ihre Augen brauchten einige Augenblicke, um sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen.
    Sie wurde blass.
    Auf einer Matte lagen zwei Leichen, halb verwest. Ihre Haut war trocken und aufgesprungen, dünn wie Papier. Fliegen umschwärmten sie. Sonnenstrahlen drangen durch eine Reihe von Einschusslöchern im Mantel der Hütte. Fabienne legte sich eine Hand über den Mund, um sich nicht übergeben zu müssen, und dennoch konnte sie den Blick nicht von den Toten abwenden. Man hatte sie beide geköpft.
    »
Mon Dieu. C’est atroce
«, murmelte sie. Sie konnte das Pochen der Venen an ihren Schläfen spüren.
    Andrew stand neben ihr, das Gesicht bar jeder Farbe, gegen den windigen Holzrahmen der Hütte gelehnt. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination fixierten seine großen jungen Augen die beiden Leichen.
    »Der hier war schon älter.« Andrew wies auf eine der Leichen. Sie trug ein blaues Fußballtrikot, auf dem in weißen, mit getrocknetem Blut befleckten Buchstaben »Sport« gedruckt war. »Sieh mal, die Arme, die Hände. Ganz dünn und verdorrt.«
    »Oder er war am Verhungern«, sagte Fabienne, der die Reste des Mittagsmahls hochzukommen drohten.
    »Der hier war Soldat.« Andrew wies auf die andere Leiche in Khakihose und schwarzem Hemd. Die Reste eines rot und weiß karierten Turbans hingen um seine Schultern.
    Fabienne trat rücklings aus der Hütte und wäre um ein Haar über einen kleinen Stapel Holz gestolpert. Andrew folgte ihr.
    »Oder einer von der Miliz?«, sagte er.
    Sie fixierte die Erde in der Erwartung, dass sich die Übelkeit legte. Dann sagte sie zwischen langsamen, tiefen Atemzügen: »Oder ein Bandit. Sieht aus, als hätten sie ein Problem miteinander gehabt.«
    »Und sich dabei gegenseitig geköpft?« Andrew schüttelte den Kopf. »Wie soll das gehen? Zumal ohne Waffen. Und ohne Kopf! Also, wenn du mich fragst, hat man die von außen erschossen und ihnen dann die Köpfe abgeschlagen.«
    Aus einer der nahe gelegenen Hütten kam ein Wimmern.
    »Was war das?« Andrew ging in die Hocke und sah sich um. »Ein Tier?«
    »Ach was.« Fabienne hielt auf die Hütte gleich hinter ihnen zu. Sie bedeutete Andrew, ihr zu folgen, und ging hinein. »Ein Kind.«
    Von der Erde blickte, Angst in den blutunterlaufenen Augen, ein ausgemergelter Junge zu ihnen auf. Sein Kopf schien überproportional groß; kaum dass er ihn aufrechthalten konnte auf dem Strich von einem Hals. Schultern, Ellenbogen und Knie staken aus einer losen, von Ausschlägen übersäten Hauthülle. Er trug die Reste eines gelben Hemdchens, sonst nichts. Er hielt einen kleinen Metalleimer umklammert, der einige Körner Getreide enthielt. Andrew kniete nieder und hielt ihm eine Hand hin. Der Junge versuchte ihn zu beißen, war aber so schwach, dass er den Kopf kaum bewegen konnte.
    »Armes Kerlchen«, sagte Andrew und strich dem Kleinen über den Kopf.
    »Sieht aus wie sechs«, sagte Fabienne. »Also ist er mindestens zehn. Unterernährung behindert das Wachstum.«
    Andrew sprach den Jungen leise auf Somali an.
    »Was sagt er?«, fragte Fabienne.
    Mit einem Winken wies Andrew sie an, still zu sein. »Augenblick.« Er beugte sich vor. »Dass alle geflohen sind oder was.«
    Der Junge murmelte wieder etwas.
    »Duruqsi«, sagte Andrew. »Sie sind an einen Ort namens Duruqsi geflohen.«
    »Duruqsi ist ein Dorf direkt an der Grenze zu Äthiopien.«
    Andrew hörte nicht, was sie sagte. Sein Ohr berührte fast schon die Lippen des Jungen.
    »Sie hatten Angst vor einem Überfall oder wurden vielleicht überfallen.« Der Junge flüsterte wieder etwas. Andrew blickte zu Fabienne auf. »Jedenfalls ist was Schreckliches passiert. Man hat ihn zurückgelassen, weil er zu schwach ist.«
    »Wir nehmen ihn mit. Wir müssen nach Duruqsi.
    Sachte, als hätte er Angst, dass er ihm unter den Händen zerfallen könnte, nahm Andrew den Kleinen aufs Knie.
    »Ich geb ihm was zu essen«, sagte er. »Schau du dich im Lager um. Womöglich sind noch mehr Kinder da.«
    Fabienne zögerte. Sie konnte es gar nicht haben, wenn ihr jemand sagte, was zu tun war, zumal ein Untergebener. Aber vielleicht hatte er Recht.
    Sie trat aus der Hütte und ging Richtung Lagermitte, vorbei an einer Reihe weiß-gelber Kanister neben einem Brunnen. Vor einem großen Zelt mit dem rot-schwarzen UA-Emblem über dem Eingang blieb sie

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